Veranstaltungen 2012
 
 

Donnerstag, 19. Januar 2012, 19.00 Uhr

 

Die Kraft zur wirklichen Reform kommt aus den Provinzen...

Gudrun und Karl Wolff

stellen Ihr neuestes Buch vor:

Der Zeit voraus - Grenzgänge im Ural.
Essays, Reportagen und Geschichte(n)

Pop-Verlag, Ludwigsburg, (Fragmentarium-Sammlung), September 2011, 380 Seiten.

Die Autoren, Slawisten, Osteuropahistoriker und Mitbegründer der deutsch-russischen Gesellschaft Münster, praktizieren seit mehr als vierzig Jahren den interkulturellen Dialog zwischen Russland und Deutschland in vielfältigen Projekten mit liebevoll-kritischer Verbundenheit. K. Wolffs Gedichtband „ex oriente luxus. Infinitives aus Russland“ gilt laut Moskauer Akademie der Wissenschaften als das „einzige poetische Russlandbild in der deutschen Literatur“, dem „exemplarischer Charakter“ bescheinigt wird.

In 50 Grenzgängen öffnet sich Seite um Seite die unbekannte Welt der Menschen in den östlichsten Provinzen Europas und fasziniert durch die Fülle an Themen, Perspektiven und Persönlichkeiten. Gudrun und Karl Wolff setzen nach intensiven Recherchen in den Regionen Tscheljabinsk, Jekaterinburg und Perm – jenseits der Gorbimania, Mass-Media-Mainstream und „Putinismus“ – auf die lokale Identität des Urals. Ihre Erkenntnis: Der Ural ist das Rückgrat Russlands. Die Kraft zur wirklichen Reform kommt aus den Provinzen von Menschen, die ihre Ideen, ihre Arbeit und ihre Verantwortung auch für das Wohl anderer Menschen einsetzen. Auf der Suche nach Konstanten in einer Welt, die aus den Fugen gerät, fanden die Autoren nicht nur viele beeindruckende Lebensgeschichten und Persönlichkeiten, sondern auch die Gegengeschichte zur jüngsten totalitären Vergangenheit: Erinnerungskultur, Demokratiebewegung und Weltoffenheit. Das Spektrum Ihrer Kaleidoskop-Texte mit komplementären Erzählstrategien ist verblüffend vielseitig. Kein Reiseführer kann diese Tiefe und Anschaulichkeit leisten. Mit jedem lesenswerten Kapitel über Kultur und Natur, die mächtige Industrie und ihre problematische Ökologie, Wissenschaft und zivilgesellschaftliches Engagement, über die Lebensanschauungen der ganz Jungen wie der sehr Alten, auch das Schicksal der Deutschen, erhält das Gesicht des Urals markante unverwechselbare Züge. Das Gesicht eines liebenswerten Nachbarn. Er lädt ein, ihn zu besuchen.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Donnerstag, 26. Januar 2012, 19.00 Uhr

 

Gitarrenkonzert

 

In der Reihe

Konzerte der Anton-Rubinstein-Akademie im Lew Kopelew Forum

Nadja Saborowa spielt

Introduction et Caprice, op. 23 von Gulio Regondi (1822-1872);
Chaconne von Johann Sebastian Bach (1685-1750);
Quatre pièces brèves von Frank Martin (1890 – 19749);
7 Preludios de Primavera von Joaquin Clerch (*1965)

Nadja Saborova, Jahrgang 1985, erhielt ihren ersten Gitarrenunterricht im Alter von acht Jahren in Kursk, Russland. 1997 setzte sie ihre musikalische Ausbildung an der Musikschule der Stadt Aachen fort. Internationale Meisterkurse führten sie mit renommierten Künstlern wie Anthony Spiri, Leo Brouwer und Alvaro Pierri zusammen. Sie ist Preisträgerin des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ 2003 in Weimar und Finalistin des Europäischen Jugendwettbewerbs „Andrés Segovia“ 2004 in Velbert.

Seit 2005 studiert Nadja Saborova bei Prof. Joaquín Clerch an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, wo sie im Juli 2009 ihre Diplomprüfung im Studiengang Musikpädagogik ablegte. Als Lehrerin für klassische Gitarre ist sie an der Musikschule der Stadt Aachen und an der Freien Musikschule der Gesellschaft für Zeitgenössische Musik in Aachen tätig.

Eintritt: 7,50 €, für Mitglieder des Lew Kopelew Forums und des Vereins Freunde und Förderer der Anton Rubinstein Akademie e.V. ist der Eintritt frei. Spenden sind willkommen.


Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zeigt das Lew Kopelew Forum vom 20.01.- 31.01.2012 ausgewählte Panoramafotografien des polnisch-deutschen Kölner Künstlers

Eric Mayen

KZ Auschwitz-Birkenau im Winter aus dem Zyklus Vier Jahreszeiten in Auschwitz-Birkenau


 

Das Projekt ist im Auftrag des Museums Auschwitz-Birkenau entstanden. Seit 2008 hält der Künstler mit der Sondergenehmigung des Museums wechselnde Jahreszeiten auf dem Gelände des KZ fest. Während des Aufenthaltes übernachtet er in den Räumlichkeiten der SS-Lager-Kommandantur.

Eric Mayen, geb. am 18 Nov. 1953 in Grünberg i.Schl. (Zielona Gora) Polen. 1978 politischer Flüchtling aus Polen. 1983-1988 Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München; Diplom bei Daniel Spoerri. 2010-2011 Dozent für Panoramafotografie an der Universität Bonn. Lebt und arbeitet in Köln.

Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In-und Ausland. Werke in öffentlichen Sammlungen u.a. National Collection of England – Imperial War Museum London, Marienkirche in Gdansk/Danzig, Erzdiözese Köln und in privaten Sammlungen u.a. Hedwig Neven DuMont, Köln

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein staatlicher Gedenktag, der am 3. Januar 1996 durch Proklamation des Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt und auf den 27. Januar festgelegt wurde. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau, des größten Vernichtungslagers des Nazi-Regimes.

Das KZ Auschwitz-Birkenau steht symbolhaft für den Völkermord und die Millionen Opfer des Nazi-Regimes.

In der Bundesrepublik werden an diesem Tag öffentliche Gebäude beflaggt und die Flaggen auf Halbmast gesetzt. In vielen Veranstaltungen wie Lesungen, Theateraufführungen oder Gottesdiensten wird bundesweit die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wachgehalten.
Die zentrale Gedenkfeier in Köln wird im Jahr 2012 wegen des Shabbats bereits am Donnerstag, 26. Januar, 18 Uhr, in der Antoniterkirche, Schildergasse 57, begangen. Thema dieses Jahr: „Rückkehr in die Fremde – jüdische Kölnerinnen und Kölner kehren nach 1945 in die Stadt zurück“. An die Gedenkveranstaltung schließt sich gegen 19.30 Uhr ein Mahngang zum Offenbachplatz, den Ort der ehemaligen Synagoge, an.

Die Ausstellung ist in den Öffnungszeiten des Lew Kopelew Forum zu besichtigen.

Eintritt frei


Dienstag, 07. Februar 2012, 19.00 Uhr

Die Ukraine -
der schwere Weg zum demokratischen Rechtsstaat

Dr. Andrij Portnov (Kiew)
im Gespräch mit
Prof. Dr. Gerhard Simon und
Dr. Elisabeth Weber

Konsekutive ukrainisch-deutsche Verdolmetschung:
Nadja Simon

Viele in der Ukraine und in der EU erwarten endlich den Durchbruch der Ukraine zu einer realen und nicht nur virtuellen Demokratie und einer elementaren rechtsstaatlichen Ordnung. Ist das angesichts der Geschichte des Landes überhaupt eine realistische Erwartung? Zwar kennt die Geschichte keine eisernen Gesetze, aber sehr wohl die „Pfadabhängigkeit“ der Gegenwart von der Vergangenheit.

Das Land ist geprägt durch die sowjetische Diktatur, die mörderische deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg und die vielfache sprachliche, ökonomische und mentale Zerrissenheit im Inneren. Es gibt kaum Erfahrung mit Demokratie, mit Toleranz oder der Trennung von Politik und Wirtschaft. Stattdessen haben die Sieger der Orangen Revolution von 2004/2005 durch ihren Kampf gegeneinander selbst den demokratischen Aufbruch zugrunde gerichtet. Jetzt haben die Feinde der Orangen die Regierung übernommen und beseitigen die labilen Ansätze von Freiheit und Toleranz.

Andererseits: Mehrere westliche Regionen der Ukraine gehörten bis ins 20. Jahrhundert zu Zentraleuropa, das autoritäre Präsidialregime konnte sich in den 1990er Jahren nicht dauerhaft konsolidieren, und die Orange Revolution markierte einen beispiellosen Aufbruch der Zivilgesellschaft.

Wie kann die Ukraine auf dem viel beschworenen europäischen Weg voran kommen? Welche Kräfte im Lande lassen sich mobilisieren? Welche Hilfe von außen ist wirksam? Hat das Land eine Chance, den Weg in den politischen Autoritarismus zu verlassen? Wird sich eine handlungsfähige Opposition gegen das gegenwärtige autoritäre Regime formieren? Welche Rolle spielt Russland für die Zukunft der Ukraine?

Dr. Andrij Portnov ist ein Historiker der jüngeren Generation, der sich intensiv mit der jüngsten Geschichte der Ukraine auseinandergesetzt hat, in mehreren Ländern Westeuropas, darunter auch in Deutschland, wissenschaftlich gearbeitet hat, und durch zahlreiche Vorträge bei internationalen Konferenzen und Foren bekannt geworden ist. Er ist Editor-in-Chief der Website: http://%20www.historians.in.ua/

Im LKF trat er zuletzt im April 2009 auf.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 09. Februar 2012, 19.00 Uhr

Odessa, die Schöne am Schwarzen Meer

Odessa wurde 1794 auf Anweisung der Zarin Katharina der Großen gegründet. Ziel war die Errichtung eines leistungsfähigen Militärhafens für den Schwarzmeer- und Mittelmeerraum. Seinen märchenhaften Aufstieg verdankt Odessa dem Statthalter Joseph de Ribas und seinen Nachfolgern, dem Herzog von Richelieu, dem Grafen Alexandre de Langeron, dem Grafen Michail Woronzow und dem Kaufmann Grigory Marazli.

Junona Bortnik (Odessa) und Helmut Braun (Köln)
berichten vom alten und neuen Odessa und lesen in russischer und deutscher Sprache Erzählungen von Mendele Mojcher Sforim, Scholem-Alejchem, Isaak Babel und Valentin Katajew.

Junona Bortnik, geboren in Odessa, lebt seit 1998 in Köln. Sie wurde in Odessa als Sängerin und Schauspielerin ausgebildet und trat dort am Operettentheater der Stadt und in zahlreichen Kulturhäusern auf. Seit der Übersiedlung nach Köln Auftritte in privaten Theatern, Bürgerzentren und Jüdischen Gemeinden, u.a. in Köln und Duisburg und als Sängerin im WDR.

Helmut Braun lebt in der Nähe von Köln. Beiratsvorsitzender der Rose Ausländer-Stiftung, Verleger, Autor (Biografien, Texte für den Rundfunk, Dokumentarfilme, literaturwissenschaftliche und historische Publikationen), Herausgeber u.a. des Gesamtwerks von Rose Ausländer (S.Fischer Verlag und FTB, beide Frankfurt/Main, des Gesamtwerks von Edgar Hilsenrath (Dittrich Verlag, Berlin und dtv, München) und der Literaturwissenschaftlichen Reihe der Rose Ausländer-Stiftung (AphorismA Verlag, Berlin).

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Montag, 13. Februar 2012, 19.30 Uhr

Eröffnung der Ausstellung

Köln – Vilnius – Samarkand – Taschkent - Weimar

Bilder und Zeichnungen von Maria Leonene-Kopelew

Ihre Lebensreise führte die Künstlerin in verschiedenste Orte der Sowjetunion, Ost- und Westeuropas. Überall hatte sie ihren Malblock und Stifte dabei und dokumentierte spontan das Gesehene.

Auf diese Weise entstand eine breitgefächerte Sammlung von Skizzen, Zeichnungen und Bildern, von denen viele hier zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden.

Maria Leonene-Kopelew, geb. 1932 in Berlin; 1936 Übersiedlung nach Moskau; Studium der Architektur in Moskau; Tätigkeit als Architektin; 1970-1973 Lehrtätigkeit als Grafiklehrerin an der Grafik-Fakultät der Hochschule für Pädagogik, 1991 Übersiedlung nach Australien und 1994 nach Köln; in zweiter Ehe verheiratet mit Lew Kopelew.

Zahlreiche Ausstellungen, zuletzt: Oktober 2008 im Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude, Dezember 2008 Lew Kopelew Forum.

Grußwort: Fritz Pleitgen

Eintritt frei

Dauer der Ausstellung: 14.02.2012 – 30.03.2012. Zu besichtigen zu den Öffnungszeiten des LKF.


Dienstag, 06. März 2012, 19.00 Uhr

 

Podiumsdiskussion und Filmvorführung

Die Leningrader Blockade in der deutschen und russischen Erinnerung

Die Blockade von Leningrad ist eines der größten deutschen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg. 872 Tage lang, vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 belagerte die deutsche Wehrmacht Leningrad. Den Bombenangriffen, vor allem aber dem Hunger fielen etwa eine Million Leningrader zum Opfer. Die Überlebenden waren in der Sowjetdiktion Helden des Widerstandes und Leningrad erhielt den Status einer Heldenstadt. In der deutschen Erinnerung ist die Blockade von Leningrad dagegen kaum präsent, ganz im Gegensatz zur Schlacht von Stalingrad. Welchen Stellenwert die Blockade von Leningrad in der russischen Erinnerung heute hat und warum sie in Deutschland bislang kaum Beachtung findet, soll im Gespräch erörtert werden.

PD Dr. Jörg Ganzenmüller, Historiker, Universität Jena, und

Dr. Manfred Sapper, Chefredakteur der Zeitschrift „Osteuropa“

Moderation: Dr. Klaus Bednarz, LKF-Beirat

Ein Bild der Blockade bietet der Dokumentarfilm Blokada (2005) des russischen Regisseurs Sergej Loznitsa, aus dem Ausschnitte zu sehen sein werden. Die Zeitschrift OSTEUROPA hat einen Sonderband zur Leningrader Blockade herausgebracht: Die Leningrader Blockade. Der Krieg, die Stadt und der Tod  (OE 8–9/2011). Es kann bei der Veranstaltung erworben werden.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Freitag, 09. März 2012, 19.00 Uhr

Abend im Gedenken an Ulrich Schiller

mit Angehörigen und Freunden

Erinnerungen u.a. von :

Klaus Bednarz, Helga Kirchner, Reinhard Meier (NZZ),
Fritz Pleitgen

Ulrich Schiller, Journalist, Rundfunk- und Zeitungskorrespondent, Publizist ist am 16. Januar nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren in seinem Haus in Köln gestorben.

Dr. phil. Ulrich Schiller, (24. Juni 1926 — 16. Januar 2012), 1943 Soldat bei der Luftwaffe, 1945-1949 Kriegsgefangenschaft, danach Studium der Slawistik, seit 1956 Journalist, ab 1960 ARD-Korrespondent in Belgrad, ab 1966 in Moskau, 1970-1973 Chefredakteur bei Radio Bremen, dann bis 1989 Korrespondent für den ARD-Hörfunk in Washington und 1975-1996 auch für DIE ZEIT. Buchveröffentlichungen: „Zwischen Moskau und Jakutsk — Die Sowjetunion im Wettlauf gegen die Zeit“ (1970); „Macht außer Kontrolle — Geheime Weltpolitik von Chruschtschow bis Bush“ (2003, 2005 Taschenbuch); „Deutschland und „seine“ Kroaten. Vom Ustaša-Faschismus zu Tudjmans Nationalismus“ (2010).

Sein Journalistenleben war geprägt von den Wirren und Wendungen des Kalten Krieges. Als Rundfunkkorrespondent der ARD beobachtete er in Belgrad Titos Gratwanderung zwischen Ost und West, in Moskau erlebte er die neostalinistischen Anwandlungen Breschnews, und in Washington verfolgte er, nicht selten verwundert, das weltpolitische Führungsgebaren von sechs US-Präsidenten.

Ulrich Schiller hat Zeitgeschichte aus nächster Nähe wahrgenommen. Und er hat sie unbestechlich und immer auf der Suche nach den wirklichen Motiven der Handelnden untersucht. Schon 1968 animierte ihn Marion Gräfin Dönhoff, für DIE ZEIT zu schreiben. Zu einem ständigen Begleiter des ZEIT- Publikums wurde Schiller dann von 1975 an — nach drei Jahren als Chefredakteur von Radio Bremen —, als er aus Washington berichtete. Mit sonorer Stimme für die Hörer von ARD-Rundfunkanstalten und mit gelenker Feder für die Leser analysierte er über zwei Jahrzehnte lang das politische Geschehen in den Vereinigten Staaten. Er war der erste Träger des wichtigsten deutsch-amerikanischen Medienpreises, den die Steuben-Schurz-Gesellschaft verleiht.

Seine über 400 Artikel für DIE ZEIT zeichneten sich aus durch schnörkellosen Stil, gradlinige Analyse und, wenn es geboten war, auch durch eindeutige Meinungen. So intensiv er sich mit der Weltpolitik auseinander setzte, so heftig schlug das Herz des promovierten Slawisten für den Balkan. In seinem letzten Buch (Deutschland und „seine“ Kroaten) zeichnete er den Weg Kroatiens vom Ustaša-Faschismus zu Präsident Tudjmans Nationalismus nach. In seiner Analyse des Balkankonflikts ging es ihm darum, „der einseitigen Schuldzuweisung an Serbien den Boden zu entziehen“. Und gleichzeitig die Kohl-Genscher-Regierung für ihre vorzeitige und folgenschwere Anerkennung Kroatiens als Staat zu tadeln. Kürzlich wurde eine Übersetzung ins Kroatische angekündigt, ein letzter beruflicher Erfolg, den Ulrich Schiller glücklicherweise noch bewusst hat wahrnehmen können.

Eintritt frei, Spenden sind willkommen

 

 

Dienstag, 13. März 2012, 19.00 Uhr

 

Buchvorstellung

 

Andreas Wittkowsky


Grand Hotel Kosovo
Schlaglichter einer europäischen Staatsbildung
LITVerlag, Reihe: Politikwissenschaft, 2011

im Gespräch mit Dr. Klaus Schrameyer, Botschafter a.D., der als deutscher Diplomat in zahlreichen Hauptstädten Osteuropas tätig war

und Dr. Elisabeth Weber, LKF-Beirat

Auch Hausmeister schreiben mitunter Geschichte. Am Sonntag, 17. Februar 2008, holt der Kalfaktor des Regierungsgebäudes in Prishtina die Fahne der Vereinten Nationen ein. Noch bevor das Parlament die Insignien der neuen Republik verabschiedet, hisst er das geheim gehaltene Banner des unabhängigen Kosovo. Sieben Jahre vor diesem Handstreich wird der Autor in den Kosovo entsandt. Als Angehöriger der UN-Übergangsverwaltung hat er Teil an der jüngsten Staatsbildung Europas. Chuzpe, Kabale, Tragik und Komik prägen die Handlung ebenso wie Standards, Status, Verlautbarungen und Deklarationen. Mitunter wird großes Theater geboten. Zum Repertoire gehören Helden, Schelme und Schurken — aber auch die eine oder andere UN-Schuld vom Lande. Das Grand Hotel ist Sinnbild und Kulisse des Geschehens.

Dr. Andreas Wittkowsky, Jahrgang 1962, von Januar 2001 bis Oktober 2008 tätig in der United Nations Interim Administration in Kosovo (UNMIK). Als Berater, Referatsleiter und stellvertretender Leiter des EU-Pfeilers verantwortlich für wirtschaftlichen Wiederaufbau, regionale Integration und den „technischen“ Dialog zwischen Prishtina und Belgrad. Gegenwärtig Projektleiter „Frieden und Sicherheit“ am Zentrum für Internationale Friedenseinsätze in Berlin.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 22. März 2012, 19.00 Uhr

Eröffnungsveranstaltung der DGO-Jahrestagung und Konferenz

Russland
Macht und Öffentlichkeit

22.–23. März 2012, Köln

Ort: Fritz-Thyssen-Stiftung,
Apostelnkloster 13-15, 50672 Köln

Eröffnung der Konferenz:


Jürgen Chr. Regge, Fritz Thyssen Stiftung, Köln
Fritz Pleitgen, Lew Kopelew Forum, Köln
Wolfgang Eichwede, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Berlin/Bremen

19.30 Uhr Podiumsdiskussion: Lew Kopelews Erbe

Wolfgang Eichwede, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Berlin/Bremen
Gerd Koenen, Historiker, Publizist, Frankfurt am Main
Fritz Pleitgen, Lew Kopelew-Forum, Köln
Irina Prochorowa, Neue literarische Umschau, Moskau

Moderation: Manfred Sapper, Zeitschrift OSTEUROPA, Berlin

21.00 Uhr: Empfang

Eintritt frei.
Anmeldung erforderlich


Freitag, 23. März 2012


Universität zu Köln
Seminargebäude Albertus-Magnus-Platz
9.00 – 17.30 Uhr

Panels:

Politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Russland;

Großprojektplanung im Spannungsfeld zwischen Staat und Öffentlichkeit;

Öffentlichkeit(en), Macht und Medien in Russland seit den 1960er Jahren;

Die Kultur der Macht und die Macht der Kultur;

Russland: Pluralisierung auf der regionalen Ebene?

Protest und Recht. Rechtsfragen im Zusammenhang mit den Wahlen;

Perspektiven europäisch-russischer Beziehungen

Genaues Programm der Konferenz sowie weitere Referenten — siehe Programm-Flyer.

 

 

Donnerstag, 29. März 2012, 19.00 Uhr

 

Buchvorstellung und Gespräch

 

Sonja Margolina


Brandgeruch
Roman, Berlin Verlag, 2011

Moderation: Cornelia Rabitz, DW-World Leiterin der Red. Kultur/Hintergrund

Die Perestrojka bereitet dem Sowjetreich ein Ende. Agent Nikolaj Gribojedow, auf Mission in der DDR, wartet auf Anweisungen aus Moskau — vergeblich. Er beginnt eine neue Existenz in Berlin aufzubauen. Doch kaum hat er sich in seinem Leben als Zivilist eingerichtet, bekommt er den langen Arm des Geheimdienstes zu spüren und wird auf eine undurchsichtige Mission in ein orthodoxes Kloster geschickt. In Moskau sitzt eine Künstlerin auf der Anklagebank. Der Vorwurf: Beleidigung religiöser Gefühle. Zwar gelingt es ihr, sich nach Berlin abzusetzen, doch dort verliert sich ihre Spur. Die Journalistin Tanja Legat beginnt Nachforschungen anzustellen, die sie in ein orthodoxes Kloster in Deutschland führen. Dort stößt sie nicht nur auf einen unheimlichen Staat im Staate, sondern auch auf einen geheimnisvollen Mann, der in einer Gemeinschaft religiöser Eiferer mehr als deplatziert wirkt. Wer ist dieser Mann, mit dem sie sich in eine Amour fou stürzt, was ist seine Aufgabe in Deutschland und was weiß er über die Verbindungen von Kirche und Geheimdienst?

Sonja Margolina wurde 1951 in Moskau geboren. Seit 1986 lebt sie als freie Publizistin in Berlin. Mit ihrem 1992 erschienenen Buch „Das Ende der Lügen. Russland und die Juden im 20. Jahrhundert“ löste sie heftige Kontroversen aus. Zuletzt erschien „Wodka. Trinken und Macht in Russland“. „Brandgeruch“ ist ihr erster Roman.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 12. April 2012, 20.00 Uhr

 

Eröffnung der Kabinettausstellung

Worte werden Brücken
100. Geburtstag von Lew Kopelew


ORT: Zentralbibliothek, Literaturwelt, 2 Etage
Josef-Haubrich-Hof 1
50676 Köln

mit Klaus Bednarz und Bernt Hahn

Eine Ausstellung des Heinrich-Böll-Archivs in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und dem
Lew Kopelew Forum e.V.

Eintritt frei


Samstag, 14. April 2012, 18.00 Uhr

Gespräch zur Verleihung des Lew Kopelew Preises für Frieden und Menschenrechte 2012

Dr. Joachim Käppner, Biograph des diesjährigen Preisträgers

Berthold Beitz


Autor des Buches: Berthold Beitz. Die Biographie
Mit einem Vorwort von Helmut Schmidt
Berlin Verlag, Berlin 2010

im Gespräch mit

Fritz Pleitgen

Berthold Beitz gab nur wenige Interviews und erzählte nie viel von sich selbst - bis zu diesem Buch. Joachim Käppner, der studierte Historiker und renommierte Journalist der Süddeutschen Zeitung, beschreibt das faszinierende Leben von Berthold Beitz, des über Jahrzehnte hinweg wichtigsten Industriellen der Bundesrepublik. Er kam 1953 als Generalbevollmächtigter zu Krupp und machte aus dem Unternehmen, das zum Sinnbild von deutschen Kriegen und Kanonen geworden war, einen zivilen, modernen Konzern. Unbeirrt von Anfeindungen und frei von Ideologien, war Beitz einer der Vorreiter der neuen Ostpolitik und sprach sich schon früh für Zwangsarbeiter-Entschädigung aus. Erst spät wurde bekannt, dass er 1942-1944 im besetzten Polen Hunderten Juden das Leben gerettet hat. Von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wurde er dafür als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.

„Doch, einzelne Menschen können die Welt verändern. Jedenfalls ein Stück weit“ - so beschließt Joachim Käppner sein gut 600 Seiten starkes Buch über Berthold Beitz, entstanden aus Interviews und umfangreichen Einblicken in die Archive.

Helmut Schmidt: „Was für ein Leben! Und was für eine Lebensleistung!“

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Sonntag, 15. April 2012, 11.00 Uhr

Verleihung des
Lew-Kopelew-Preises für
Frieden und Menschenrechte 2012 an

Berthold Beitz


in der Kassenhalle der
Kreissparkasse Köln
Neumarkt 18

Preisbegründung: Fritz Pleitgen

Laudatio: Peer Steinbrück, MdB, Bundesminister a.D.

Musikalische Umrahmung: Joachim-Schoenecker-Trio

Joachim Schoenecker, Gitarre; Henning Gailing, Kontrabass; Hendrik Smock, Schlagzeug

Geschlossene Veranstaltung mit gesonderter Einladung

Das Lew Kopelew Forum verleiht 2012, im Jahr des 100. Geburtstags des russischen Humanisten, Schriftstellers und Bürgerrechtlers Lew Kopelew, den nach ihm benannten „Preis für Frieden und Menschenrechte“ einem Mann, der Anspruch und Verpflichtung des Preisgedankens überzeugend mit Leben erfüllt hat: Berthold Beitz.
Solidarität und Ausgleich, Sozialverpflichtung und Achtung der Menschenwürde sind die Prinzipien, die das Handeln von Berthold Beitz auszeichnen. Unter Lebensgefahr bewahrte er in der Zeit der Nazidiktatur Hunderte Juden vor dem Tod. In den 60er Jahren trat er für die damals noch unpopuläre West-Ost-Verständigung ein und leistete so einen entscheidenden Beitrag zur Annäherung zwischen Deutschland und den Völkern Osteuropas. Er setzte sich als erster und einziger Vertreter der Großindustrie für eine Entschädigung von Zwangsarbeitern ein. Beitz war die treibende Kraft, die aus dem als deutsche Waffenschmiede diskreditierten Stahlriesen Krupp einen zivilen, modernen und weltweit angesehenen Konzern machte.

Als Sachwalter der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung erweist sich Berthold Beitz als weitsichtiger Förderer von Wissenschaft und Forschung.


Donnerstag, 19. April 2012, 16.00 Uhr

Eröffnung der Wanderausstellung


Von Moskau an den Rhein
Der Humanist Lew Kopelew in Nordrhein-Westfalen

Ort:

Bibliothek der Bergischen Universität Wuppertal, Gaußstr. 20, 42119 Wuppertal

Veranstalter:
Fachbereich Geistes- und Kulturwissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal und
Lew Kopelew Forum e.V.

Begrüßung:
Uwe Stadler, Bibliotheksdirektor

Grußwort:
Prof. Dr. Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität Wuppertal

Vorträge:
Prof. Dr. Andreas Meier, Bergische Universität, Geistes- und Kulturwissenschaften
Rupert Neudeck, Gründer des Cap Anamur/deutsche Notärzte e.V., Vorsitzender des Friedenskorps Grünhelme e.V.

Dauer der Ausstellung: 19.04. –10.05.2012;

Öffnungszeiten: Mo.-Do.: 8.00 – 22.00 Uhr;
Fr.: 8.00 – 20.00 Uhr; Sa.: 10.00 – 16.00 Uhr


Donnerstag, 26. April 2012, 19.00 Uhr

Russland: „Neuer“ Präsident - alles beim Alten?

Erik Albrecht, Autor der Bücher


„Putin und sein Präsident.
Russland unter Medwedew“,
Orell Füssli Verlag, Zürich 2011 und

„Die Meinungsmacher“,
Herbert von Halem Verlag, Köln 2008

im Gespräch mit
Dr. Elisabeth Weber, LKF
und
Hermann Krause – WDR-Hörfunk-Moskau-Korrespondent, WDR 5- Politik/Zeitgeschehen

Erik Albrecht ist seit 2006 als freier Hörfunk-, Print-, TV- und Agenturjournalist tätig. Er berichtet unter anderem für die Deutsche Welle und das Deutschlandradio über Russland und die GUS-Staaten. 2011 erschien sein Buch „Putin und sein Präsident“, in dem er Medwedews Amtszeit, aber auch die Probleme beschreibt, vor denen Russland weiterhin steht. Drei Jahre zuvor analysierte er in seinem Buch „Die Meinungsmacher“ detailliert die journalistische Kultur und Presselandschaft in Russland. Nach sechs Jahren in Moskau lebt der Autor derzeit in Berlin.

Am 04. März hat sich Wladimir Putin erneut in den Kreml wählen lassen. Mit Putins Kandidatur gingen vier Jahre russisches Polittheater zu Ende. Russlands starker Mann kehrt auf den mächtigsten Posten des Riesenreichs zurück. Damit ist auch klar: Der scheidende Amtsinhaber Dmitri Medwedew war nie etwas anderes als Putins Präsident.

Doch vier Jahre russisches Polittheater haben viele Menschen in Russland gegen den erneuten Ämterwechsel im Kreml aufgebracht. Zehntausende fordern auf der Straße faire Wahlen und ein Russland ohne Putin. Ihr Unmut ist aber auch eine Abrechnung mit dem scheidenden Präsidenten Medwedew. Russlandkorrespondent Erik Albrecht wird dessen Amtszeit kommentieren, an deren Ende die Probleme des Landes noch immer gewaltig sind: Korruption, Bevölkerungsschwund, Justizwillkür. Immer wieder legte der Jurist Medwedew seinen Finger in die russischen Wunden. Einer Lösung ist er kaum näher gekommen. Kann Russland auf diese Weise seine Schwierigkeiten überwinden und sich jenseits von Gas und Öl eine Zukunft aufbauen?

Anhand zahlreicher Interviews mit russischen Politologen, Denkmalschützern, Aktionskünstlern und Professoren, Demonstranten und Bürgerrechtlern wird Erik Albrecht ein facettenreiches Bild der aktuellen russischen Politik und deren Auswirkung auf die moderne russische Gesellschaft zeichnen und einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen des russischen Machtpokers bieten.

Eine Woche bevor Putin offiziell für weitere sechs Jahre in den Kreml einzieht, wird er die Herausforderungen schildern, vor denen Russland steht, und Bilanz der Amtszeit Medwedews ziehen.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Dienstag, 22. Mai 2012, 19.00 Uhr

 

Lesung

 

György Dalos


liest aus seinem neuesten Roman

Der Fall des Ökonomen
Deutsche Bearbeitung: Elsbeth Zylla
Rotbuch Verlag, April 2012

Moderation: Dr. Elisabeth Weber, LKF-Beirat und

Helga Kirchner, WDR-Chefredakteurin a.D., ehem. Hörfunk-Leiterin des Programmbereichs Politik

Budapest, im Jahr 2000: Für Gábor Kolozs stellt sich die Existenzfrage. Dabei hatte alles so hoffnungsfroh begonnen, damals, Anfang der 60er als Wirtschaftsstipendiat in Moskau. Doch die Arbeit an einer ungarischen Reform 1968 bringt nicht die ersehnte Befreiung vom Elternhaus, eine stürmische Ehe scheitert, schließlich wird Kolozs als Dissident diffamiert. 1989 beschert ihm die Wende zumindest beruflichen Erfolg, der aber wieder nicht von Dauer ist. Jetzt, am Grab jenes Holocaust-Überlebenden, der sein Vater war, kalkuliert der mittellose Ökonom: Um sich zu finanzieren, muss er den Tod des Vaters verschweigen und an seiner Statt die monatliche Wiedergutmachung einstreichen. Der Schwindel droht aufzufliegen, als die Presse den 100. Geburtstag des „letzten Überlebenden“ am 23. Dezember 2006 feiern möchte. György Dalos' anrührende Vater-Sohn-Geschichte, erzählt in seinem gewohnt lakonisch-humorvollen Ton, ist eine subtile Bilanz des eigenen Lebens im Angesicht des Elterntodes und ein kluges Schelmenstück über sittliche Werte und ihren Verfall.

Er hat über den ungarischen Aufstand von 1956 geschrieben und über das Ende der Diktaturen in Osteuropa. Er hat Gedichte verfasst und eine Biografie über Michail Gorbatschow. Er hat sich auf die Spuren von Anton Tschechow gemacht und Pasternaks letzter Liebe ein Buch gewidmet. György Dalos ist ein ungeheuer vielseitiger Schriftsteller – und ein sehr politischer.

Bald nach dem Erscheinen seines ersten Lyrikbandes 1964 erhielt er in Ungarn Publikationsverbot. 1977 gehörte der studierte Historiker zu den Begründern der demokratischen Oppositionsbewegung in Ungarn. Schon in den achtziger Jahren konnte Dalos zeitweise in Berlin und Wien als Publizist arbeiten, in den Neunzigern leitete er das ungarische Kulturinstitut in Berlin.

Für seine Werke und seine Verdienste als Vermittler zwischen Ungarn und Deutschland wurde György Dalos vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem „Leipziger Buchpreis für Europäische Völkerverständigung“ und dem „Bürgerpreis zur Deutschen Einheit“.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Mittwoch, 23. Mai 2012, 19.00 Uhr

„Juden in der Ukraine – gestern und heute“

Vortrag von Dr. Anatoly Podolsky, Kiew
Ort: Judaica der Synagogen-Gemeinde Köln, Roonstr. 50

Veranstaltung in deutscher und russischer Sprache

Kooperationsveranstaltung der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., der Synagogen-Gemeinde Köln und des Lew Kopelew Forums.

Dr. Anatoly Podolsky ist ukrainischer Historiker und Direktor des Instituts für Holocaustforschung der nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Er ist Autor von zahlreichen Aufsätzen und Büchern zu diesem Thema. Er setzt sich aktiv in der Bürgerrechtsbewegung ein und führt zusammen mit Gleichgesinnten ein Programm für ukrainische Geschichtslehrer durch, bei dem mit Vorträgen, Gedenkstättenbesuchen und Veranstaltungen gegen Antisemitismus in Schulen entgegengewirkt werden soll. Anatoly Podolsky freut sich besonders darauf, in der Böll- und Kopelew-Stadt Köln über die aktuelle Entwicklung des Judentums in der Ukraine, über die jüdische Einwanderung nach Deutschland und natürlich über Themen der gemeinsamen Geschichte sprechen zu dürfen.

Eintritt frei

 

 

Mittwoch, 30. Mai 2012, 19.00 Uhr

 

Buchvorstellung

 

Ivan Klíma


Stunde der Stille

Transit-Verlag Berlin, erschienen am 28. Februar 2012.
Übersetzung: Maria Hammerich-Maier

Das Gespräch mit dem Autor und tschechisch-deutsche Verdolmetschung:
Dr. Zuzana Jürgens
Direktorin des Tschechischen Zentrums Düsseldorf
Lesung auf Deutsch: Bernt Hahn

in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Düsseldorf

Eine kleine Sensation: Ivan Klímas „Stunde der Stille“ ist sein erster Roman, ein in Deutschland unbekannter Schlüsselroman, der nach seinem Erscheinen in Prag 1963 schnell vergriffen war und dann der Zensur zum Opfer fiel. Der Roman basiert auf einer langen Recherche für einen Spielfilm, den Klíma über die Entwicklung des Sozialismus in der Ostslowakei, einer völlig unterentwickelten, armen und weithin unbekannten Region zwischen Polen, der Ukraine und Ungarn, mitgestalten sollte. Der Film durfte nicht produziert werden, seine Notizen und Erlebnisse verarbeitete Klíma zu einem Roman, der die Zeit vom Kriegsende bis Anfang der fünfziger Jahre umspannt.

Da ist der idealistische Landvermesser und Ingenieur Martin Petr, der aus Prag in die ferne Ostslowakei geht, um Bauern und Dörfer vor Überschwemmungen zu retten. Da ist Pavel, ein junger Mann, der den Älteren gern zuhört und schnell lernt; oder der Partisan Smoljak, der nach dem Verräter sucht, der seine ganze Familie den Nazis ausgeliefert hat (das war der sehr fromme Pfarrer); der pazifistische Holzfäller, der aus Kanada zurückgekommen ist und im Dorf als „Arzt“ sowohl für Menschen wie für Tiere zuständig ist, aber bald verhaftet wird; es sind Frauen, die endlich aus den bäuerlichen Traditionen ausbrechen wollen; es sind (zu Recht) misstrauische und sture Bauern, die Agitatoren mit Knüppeln vom Hof treiben; stalinistische und korrupte Funktionäre, die mit allen Mitteln ihre Macht sichern; es sind Säufer, Marodeure, versprengte Soldaten – ein wildes Panoptikum unterschiedlichster Biographien und Interessen, das sich aber im Laufe des Romans zu einer einzigen und unausweichlichen Erkenntnis bündelt.

Ivan Klíma, 1931 in Prag geboren und als Kind drei Jahre im KZ Theresienstadt, studierte nach dem Krieg Literaturwissenschaft, wurde Anfang der sechziger Jahre Redakteur der später verbotenen Zeitschrift Literáni noviny, wo er sich für regimekritische tschechische Autoren und für die Rezeption von Čapek, Kafka, Hemingway und Dürrenmatt einsetzte. 1967 hielt er auf dem legendären Schriftstellerkongress in Prag ein flammendes Plädoyer für die Freiheit der Kunst und gegen die Zensur, wurde entlassen und mit Publikationsverbot belegt. Seine Bücher und Theaterstücke erschienen fortan nur im Westen und wurden erfolgreich in 31 Sprachen übersetzt. In den USA und in der Bundesrepublik war Klíma in den neunziger Jahren immer wieder auf den Bestsellerlisten. Erst nach der Wende 1989 konnte er auch in Tschechien verlegt werden. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen „Richter in eigener Sache“, „Liebe und Müll“, „Liebesgespräche“, „Warten auf Dunkelheit, Warten auf Licht“ und zuletzt seine Erinnerungen „Moje šílené století“ (Mein verrücktes Jahrhundert), Praha 2010.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Dienstag, 05. Juni 2012, 19.00 Uhr

Fußball !

 

Sport, Politik und Kommerz in Ost- und Ostmitteleuropa
Die Fußball-Europameisterschaft 2012.
In Polen, in der Ukraine oder überall ist der Ball rund.

Am 8. Juni 2012 beginnt in Polen und der Ukraine die Fußball-Europameisterschaft 2012. Millionen werden wieder in den Stadien und vor dem Fernseher die Spiele verfolgen und ihre Mannschaften unterstützen. Auch in den Staaten Ost- und Ostmitteleuropas ist Fußball seit langem die wichtigste Sportart. Vor allem die polnischen Spieler von Borussia Dortmund sind in Deutschland bestens bekannt. Darüber hinaus aber weiß man nur wenig über Geschichte und Gegenwart des Fußballs in den Ländern Ost- und Ostmitteleuropas. Grund genug, einmal einen genaueren Blick auf die Verhältnisse in Polen, der Ukraine, in Tschechien und Russland zu werfen.

Wilfried Jilge, Universität Leipzig, thematisiert die geschichts- und identitätspolitische Bedeutung des Fußballs in der späten sowjetischen und postsowjetischen Ukraine. Er fragt am Beispiel der EM-Vorbereitung, ob und inwiefern es der ukrainischen Staatsführung gelingt, den Fußball zur nationalen Konsolidierung der Gesellschaft und zur Repräsentation eines offenen, nach Europa zugewandten Staates zu nutzen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auch der ambivalenten Rolle der ukrainischen „Oligarchen“, die die erfolgreichsten Fußballvereine im Land besitzen und den Fußballsport politisch und finanziell dominieren.

Gregor Feindt, Universität Bonn, wirft in seinem Beitrag einen Blick auf die polnische Fußballnationalmannschaft der 1970er und frühen 1980er Jahre, die „Goldene Generation“, die mit ihrem spektakulären Spiel das eigene Land und die Fußballwelt begeisterte. Dabei zeigt er auf, in welchem Maße der Fußball Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen ist und den Übergang von einer vermeintlichen „belle époque des Sozialismus“ bis zur Verhängung des Kriegsrechts illustriert. Der Sport war kein unpolitischer Freiraum, sondern auf unterschiedliche Weise mit politischem Sinn aufgeladen.

Stefan Zwicker, Universität Bonn, behandelt den Fußball in Tschechien und der Slowakei. Die ehemalige Tschechoslowakei gehörte in der Zwischenkriegszeit und zeitweilig auch in der sozialistischen Ära mit zu den führenden Fußballnationen Europas. Der Fußball der Nachwendezeit bis in die Gegenwart ist einerseits gekennzeichnet von einigen Erfolgen der Nationalmannschaft und im Ausland aktiver Spieler, andererseits von einer Krise der einheimischen Vereine und Ligen. Dennoch ist auch hier die Situation zu vielschichtig, um sie allein auf diesen Kontrast zu reduzieren.

Dittmar Dahlmann, Universität Bonn, wirft einen kurzen Blick auf die historischen und aktuellen Bedingungen des Fußballs in der Sowjetunion bzw. in Russland und wird die Veranstaltung moderieren.

Vorträge:

Wilfried Jilge, Universität Leipzig
Fußball, Nation und Oligarchenmacht: Die Ukraine vor der Fußball-EM 2012

Gregor Feindt M.A., Universität Bonn
Begeisternder Fußball im Spätsozialismus: Der polnische Fußball in den 1970er Jahren

Dr. Stefan Zwicker, Universität Bonn
Zwischen internationalem Renommee und Liga-Tristesse - der Fußball in Tschechien und der Slowakei

Moderation: Prof. Dr. Dittmar Dahlmann, Universität Bonn

Dittmar Dahlmann ist Osteuropahistoriker an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und hat in den letzten Jahren mehrere Bände zur Geschichte und Gegenwart des Fußballs in Ost- und Südosteuropa herausgegeben.

Gregor Feindt ist Doktorand an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und beschäftigt sich mit Polen und Ostmitteleuropa, darunter auch mit Fußball.

Wilfried Jilge, Osteuropahistoriker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Slavistik der Universität Leipzig. Zeitgeschichte und Politik der Ukraine sind seine Schwerpunkte.

Stefan Zwicker, Osteuropahistoriker an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn arbeitet zur Zeit an einer Habilitationsschrift über Fußball und Nationalitätenkonflikte im deutsch-polnisch-tschechischen Grenzraum in der Zwischenkriegszeit.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Montag, 18. / Dienstag, 19. Juni 2012, 19.00 Uhr

Deutsch-Russisches Symposium
zum 100. Geburtstag von Lew Kopelew


Veranstaltungsort: Heinrich-Böll-Stiftung, 10117 Berlin, Schumannstr. 8

Veranstaltet von der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin in Kooperation mit dem Lew Kopelew Forum

Montag, 18.Juni, 18.00 Uhr
Böll in Russland – Kopelew in Deutschland
Podiumsdiskussion und Lesung

Dienstag, 19. Juni, 18.00 Uhr
Das deutsch-russische Symposium
„Dissens und Literatur in der Sowjetunion“
Weitere Informationen:
http://www.boell.de/


Mittwoch, 20. Juni 2012, 19.00 Uhr

Vortrag von Dr. Piotr Czarny, Jagiellonen-Universität Krakau, Wissenschaftlicher Dienst des polnischen Parlaments

„15 Jahre polnische Verfassung
Erfahrungen, Probleme, Änderungsvorschläge“


Moderation: Dr. Tomasz Milej, Institut für Ostrecht der Universität zu Köln

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) und dem Institut für Ostrecht der Universität zu Köln

Eintritt frei

 

 

Montag, 25. Juni 2012, 19.00 Uhr

 

Buchvorstellung und Gespräch

 

Prof. Jörg Baberowski
Autor des Buches


Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt


C.H. Beck Verlag, München 2012

im Gespräch mit


Prof. Dr. Gerhard Simon, Uni Köln

Leipziger Buchpreis 2012 in der Kategorie Sachbuch/Essayistik

Stalins Gewaltherrschaft fielen Millionen Menschen zum Opfer. Sie verhungerten, verschwanden im „Archipel Gulag“ oder wurden im Laufe der „Säuberungen“ von Partei, Staatsapparat und Militär ermordet. In seinem großen, berührenden Buch entwickelt Jörg Baberowski neue Perspektiven auf die stalinistischen Verbrechen und führt den Leser hinab in die paranoide Welt des sowjetischen Diktators. Die Bolschewiki wollten eine neue Gesellschaft erschaffen und träumten vom neuen Menschen. Doch reicht es aus, auf das bolschewistische Projekt der Modernisierung zu verweisen, um die stalinistischen Gewaltexzesse zu erklären? War Stalins Terrorherrschaft eine notwendige Folge der kommunistischen Ideologie? Das bolschewistische Projekt, so die These des Buches, bot eine Rechtfertigung für den Massenmord. Aber es schrieb ihn nicht vor. Es war Stalin, ein Psychopath und passionierter Gewalttäter, der den Traum vom neuen Menschen im Blut der Millionen erstickte.

„Verbrannte Erde“ ist ein Buch, das den Leser von Anfang an in den Bann schlägt und nicht wieder loslässt. Es zwingt ihn, gleichermaßen durch Präzision der Argumente wie durch die Kraft der sprachlichen Vergegenwärtigung, auf eine Fahrt durch alle Kreise der Hölle. Und es erspart ihm nicht, genauer hinzusehen, den Tätern wie den Opfern ins Gesicht zu schauen. Hier handeln nicht Großmächte oder Begriffsgespenster - nicht der Kommunismus, nicht die Moderne, kein Eindeutigkeitswahn -, sondern Menschen. Das macht die Lektüre, sofern man nicht völlig abgestumpft ist, zu einer bedrückenden Erfahrung, zu einem kurzen Lehrgang in Trostlosigkeit. Aber das ist der Preis, der für historische Erkenntnis zu zahlen ist. Jörg Baberowski, Humboldt-Universität, widersteht der Versuchung, die Gewalt zu rationalisieren, ihr Gründe unterzuschieben. Aus der Verbindung von Quellennähe und kluger Kritik tradierter Deutungen gewinnt seine Darstellung ihre Wucht. „Wenn in den kommenden Jahren einer fragt: Was war das, der Stalinismus, dann wird man zum Regal gehen und ihm dieses Buch geben: Nimm und lies!“ - Jens Bisky, Juror Leipziger Buchpreis, in der Begründung für die Wahl, 15. März 2012

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 12. Juli 2012, 19.00 Uhr

Die Idee der Gerechtigkeit in Russland

Podiumsdiskussion mit Russland-Spezialisten

Prof. Thomas Bremer (Theologie, Universität Münster),
Prof. Alexander Haardt und Dr. Nikolaj Plotnikov (Philosophie, Ruhr-Universität Bochum) und
Prof. Stefan Plaggenborg (Osteuropäische Geschichte, Ruhr-Universität Bochum)

Moderation: Prof. Caroline von Gall (Institut für Ostrecht, Universität Köln)


 

Plakat als pdf-Datei

Die aktuellen Nachrichten in den Medien bringen fast täglich Meldungen aus Russland über staatliche Willkür und Unrecht, aber auch über die Proteste der Menschen gegen die herrschende Ungerechtigkeit. Wie denken jedoch die Menschen in Russland über die Gerechtigkeit nach? Welche Konzeptionen der Gerechtigkeit werden heute von Philosophen, Juristen und Politikern diskutiert? Und wie wurde in der Geschichte Russlands über die Idee der Gerechtigkeit nachgedacht?

Mit diesen Fragen setzen sich auf dem Podium ausgewiesene Spezialisten für Russlands Geschichte und Ideenwelt auseinander. Sie diskutieren die Bedeutung der Idee der Gerechtigkeit für die Geschichte und die Gegenwart Russlands. Zugleich stellen sie die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojekts zum Thema „Kulturen der Gerechtigkeit. Normative Diskurse im Transfer zwischen Westeuropa und Russland“ vor, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. Im Projekt werden die philosophischen, politischen, religiösen und literarischen Vorstellungen von Gerechtigkeit sowie ihre Wechselwirkungen in der Kulturgeschichte Russlands untersucht.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Donnerstag, 06. September 2012, 19.00 Uhr

 

Vernissage und Eröffnung der Reihe

Kultur der Sinti und Roma

ALONE TOGETHER - Zwischen Verfolgung und Emanzipation
Roma und Sinti als Zeitgenossen
Kunst – Musik - Literatur – Forschung

In Zusammenarbeit mit dem Rom e.V. Köln

Niemand weiß genau, woher sie letztlich kamen: Gypsies, Ägyptier, Bohémiens, Gitanos, Tartern, Heiden, Zigeuner, Manouches, Sinti, Roma…; ihre Sprache, das „Romanes“, verwandt mit dem Sanskrit, lässt vermuten, dass Indien ihre Urheimat war. Die Bezeichnungen für die Romvölker sind so zahlreich, wie die Vorurteile über sie und wie die Zahl deren Stämme. Ablehnung und Ausgrenzung aus der sozialen Ordnung der jeweiligen Einwanderungsländer gegenüber diesen Besuchern, die nicht mehr gingen, gehörte von jeher zur Sozialpraktik im Umgang mit diesen Fremden – mit den „Anderen“. Als Volk von unsicherer Herkunft mit nomadischem Lebensstil, überall wieder vertrieben, mit einer eigenen, für die anderen unverständlichen Sprache, als ein Volk auch, das seine eigene Kultur und Geschichte nicht in schriftlichen Zeugnissen archivieren konnte, haftete ihm stets etwas Unheimliches, bisweilen Mystisches an.

So hieß auch die erste große Ausstellung 2008/2009 im Kölnischen Stadtmuseum über die Kunst, Lyrik und Geschichte der Zigeuner, die vom Rom e.V. erstellt worden war, „Die vergessenen Europäer“. An diese Ausstellung knüpft das Lew Kopelew Forum an und möchte einen weiteren kleinen Beitrag dazu leisten, das allgemeine Wissen über diese faszinierende Kultur zu vertiefen und zu verbreiten.

Wir zeigen Kunst, präsentieren Musik und Literatur und die neuesten Ergebnisse der historischen Forschung über den Völkermord an Sinti und Roma in der besetzten Sowjetunion 1941-1944, die dank dem Zugang zu Archiven in der Ukraine und in Russland möglich sind.

 

Vernissage der Kunstausstellung

 

Alone Together

mit Werken von von Harald Klemm, Eva Ohlow, Kálmán Várady

Eröffnung: Kurt Holl, Rom e.V.

Grußwort: Hedwig Neven DuMont

Kunsthistorische Einführung: Marta Cencillo Ramírez, Köln

Musik von „Romano Trajo“ mit Beata Burakowska

 

Harald Klemm wurde 1960 in Mönchengladbach geboren. Harald Klemm kombiniert in seinen Werken die ganze Bandbreite digitaler Medien zur Bildfindung mit traditioneller Malerei. Sein Zugang zu seinen Sujets ist ausschließlich persönlich und subjektiv, und das sind auch seine Bilder. Die Werke von Harald Klemm sind in Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt worden und in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.

Eva Ohlow, 1940 in Köln geboren. Ausstellungen (eine Auswahl der letzten Jahre):
2008: Ägyptisches Museum, Bonn;
DFG & Wissenschaftszentrum, Bonn; Photo, Miami;
AGC Museum, Athen;
2007: VULKAN.Köln; art Karlsruhe 2007; Kunstverein Siegen e.V., Siegen; KIAF 2007, Seoul,
2006: Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln, Schloss Wahn; KIAF 2006, Seoul; Kunstverein Aalen e.V., Aalen; Galerie Reitz, Köln; Mehrere Kunst-am-Bau-Projekte.

Kálmán Várady, geb. 1958 in Hoffnungsthal; 1979-84 Studium an der FH Köln, Freie Malerei; 1986 Meisterschüler bei Prof. Werner Schiefers; künstlerischer Schwerpunkt sind Arbeiten zum Thema Fetisch und Reliquie. Kálmán Várady lebt und arbeitet in Köln.

Das Ensemble „Romano Trajo“ (Roma-Leben) steht für einen neuen Klang in der Musik der Roma und Sinti, der Zeugnis von der großen Vitalität und Dynamik des uralten Erbes ihrer Kultur gibt. Die experimentierfreudigen Musiker präsentieren eigene Kompositionen sowie innovative Interpretationen von traditionellem Repertoire, darunter Tanzlieder und lyrische Songs.

Umtrunk

Dauer der Ausstellung: 07.09.2012 – 21.09.2012.
Öffnungszeiten: mo. – fr., 12.00 – 18.00 und nach Vereinbarung.

Eintritt frei

 

 

Mittwoch, 19. September 2012., 19.00 Uhr

Im Rahmen der Reihe

ALONE TOGETHER - Zwischen Verfolgung und Emanzipation
Roma und Sinti als Zeitgenossen

Vortrag des Historikers Martin Holler,
Humboldt-Universität zu Berlin:

Der nationalsozialistische Völkermord an den Roma
in der besetzten Sowjetunion 1941-1944

neuester Forschungsstand, Archivquellen

Moderation: Andrij Umanski, Historiker, Jurist, Universität zu Köln

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Freitag, 21. September 2012, 19.00 Uhr

Finissage im Rahmen der Reihe


ALONE TOGETHER

Sprache und Literatur der Roma

„Der untergehenden Sonne nach“
Jovan Nikolić und Ruzdija Sejdović im Gespräch

Musikalische Umrahmung: Romano Trajo

Jovan Nikolić, geb. 1955 in Belgrad, beide Eltern sind Musiker; Mitarbeiter von Amaro Kher, der Kölner Schule für Roma-Flüchtlingskinder, Mitarbeiter des Rom e.V., wurde mit seinem Werk „Weißer Rabe - Schwarzes Lamm“ vom Literaturhaus Köln und dem Kölner Stadtanzeiger für das Buch des Jahres 2011 ausgewählt. Bisher wurde diese Ehre unter anderem zuteil: Irmgard Keun, Italo Calvino, Haruki Murakami und Orhan Pamuk. Nachdem Jovan Nikolić bereits in Jugoslawien große Erfolge feierte, erhielt er nun auch in seiner neuen Heimat die ihm gebührende Anerkennung. Die Wahl ist eine der begehrtesten Auszeichnungen für einen Schriftsteller in Deutschland.

Martin Oehlen, Kulturredakteur des Kölner Stadtanzeiger, zur Entscheidung: „Jovan Nikolić ist ein Autor, der über einen außerordentlich reichen Fundus an lebensprallen Geschichten verfügt. Die muss er nicht der Fantasie abringen, sondern kann sie seiner Biografie entnehmen. Das bezeugt eindrucksvoll das „Buch für die Stadt": „Weißer Rabe, schwarzes Lamm". Jovan Nikolić blättert in seinem Werk das Album seiner Kindheit auf: Schnappschüsse, die sich zu einem poetischen Album zusammenfinden. Dem Autor gelingt es mit der Finesse eines Lyrikers, der er auch ist, die Szenen auf ihren oft magischen Kern zu kondensieren. Kindheitsgeschichten von Angst und Spiel in einem „Zigeunerdorf“ im ehemaligen Jugoslawien sind das, von Hühnern auf dem Fahrrad und den Augen des Lammes, von Schnaps und Aberglauben. Alt und Jung“.

Ruzdija Sejdović, geb. 1966 in Ubli bei Podgorica/ Montenegro. Schreibt Gedichte, Kurzprosa und Dramen auf Romanes und Serbisch. Übersetzt vom Serbischen und Deutschen ins Romanes. Beschäftigt sich mit Kunst (Malerei, Kupferstich), Mitglied des Rom e.V., Mitarbeiter von Amaro Kher, der Kölner Schule für Roma-Flüchtlingskinder.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 27. September 2012, 19.00 Uhr

Gespräch mit Arsenij Roginskij aus Moskau über seine aktuellen Erfahrungen in Moskau

Das Lew Kopelew Forum freut sich sehr, seinen langjährigen Freund Arsenij Roginskij, den Vorsitzenden von „Memorial“ (der internationalen Gesellschaft für historische Aufklärung, soziale Fürsorge und Menschenrechte) und Lew-Kopelew-Preisträger 2002 erneut zum Gespräch begrüßen zu dürfen. Er wird u.a. über das Schicksal des „Entstalinisierungprogramms“ berichten, und wie es mehr oder weniger scheiterte, wenn auch nicht gänzlich. Es ist eines der Gründungsthemen von Memorial. Anschließend will er versuchen, auf verschiedene Fragen zu der aktuellen, unübersichtlichen Situation in Russland zu antworten.

Übersetzung: Nadja Simon
Moderation: Elisabeth Weber, LKF-Beirat

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Montag, 22. Oktober 2012, 19.00 Uhr

Der Fall Pussy Riot - Kunst oder kriminell?
Kirche, Politik und Recht in Russland


Podiumsgespräch

In Zusammenarbeit mit dem
Institut für Ostrecht der Universität zu Köln

Es diskutieren:
Prof. Dr. Thomas Bremer, Ökumenisches Institut, Universität Münster
Prof. Dr. Caroline von Gall, Institut für Ostrecht, Universität zu Köln
Andrej Umansky, Institut für Strafrecht und Strafprozessrecht, Universität zu Köln

Der Prozess gegen die feministische, regierungs- und kirchenkritische Punk-Band „Pussy Riot“ hat im Westen für viel Empörung gesorgt. Er wurde als unfair und rechtsstaatswidrig kritisiert. Insgesamt wurde er als Indiz dafür wahrgenommen, dass das „System Putin“ erneut seine Krallen ausfährt und seine Gegner nach den großen Demonstrationen einschüchtern will. Die Veranstaltung fragt, wieweit diese Kritik berechtigt ist. Wurden im Prozess internationale Menschenrechtsstandards eingehalten? Was sagt der Prozess über den Zustand der russischen Rechtskultur? Welche Rolle spielt die Kirche in dem Verfahren und in der russischen Gesellschaft generell? Letztlich soll auch gefragt werden, wie das deutsche Rechtssystem reagiert hätte: Wo finden Kunst- und Meinungsfreiheit ihre Grenze und wo beginnt der Schutz religiöser Gefühle?

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 25. Oktober 2012, 19.00 Uhr

 

Buchvorstellung und Gespräch

Sergej Lochthofen


Schwarzes Eis.
Der Lebensroman meines Vaters.

Rowohlt, Hamburg
Erscheinungstermin: 21. September 2012

Moderation: Fritz Pleitgen

Es ist 1937, das Jahr des großen Terrors. In den Morgengrauen des 22. Oktobers schlägt es an der Tür einer Wohnung in Engels, einer Stadt an der Wolga. Sie sind gekommen, ihn zu holen. Ihn, Lorenz Lochthofen, den Emigranten aus Dortmund. Unter dem Druck des heraufziehenden Naziterrors hat er Jahre zuvor Deutschland verlassen und ist in die Sowjetunion gegangen, um als Schlosser und Journalist zu arbeiten. Er träumt den Traum von einer besseren Welt. Er wird verurteilt und nach Workuta geschickt, jener Insel des Gulag-Archipels hinter dem Polarkreis, die zum Grab für 250 000 Häftlinge wird. Doch er überlebt.

Nach 20 Jahren Lager und Verbannung kehrt er nach Deutschland zurück und ist überzeugt, dass er in der DDR gebraucht wird. Ihm gelingt, was für einen Gulag-Häftling einmalig ist: Er steigt zum leitenden Manager eines international operierenden Unternehmens auf und wird 1963 ins Zentralkomitee der SED berufen. Doch er bleibt ein Fremder.

Lochthofens Geschichte erzählt sein in Workuta geborener Sohn Sergej. Gestützt auf mündliche Berichte und Dokumente aus dem Familienbesitz, vergegenwärtigt er das Erlebte seines Vaters, schildert Szenen von ungeheurer Dramatik und Intensität. Mit Erfindungsreichtum, Humor und der Hilfe des Zufalls kommt Lorenz Lochthofen durch – ohne zu verbittern. Schicksalsschläge und unerklärliche Wendungen, Liebe und Verlust, Aufbruch und Enttäuschung, Willkür und Grausamkeit: Sergej Lochthofen erzählt das Leben seines Vaters wie einen packenden, tatsachengestützten Roman – einen Lebensroman.

Ein außergewöhnliches Buch über das 20. Jahrhundert, über Deutschland und Russland und über die ebenso stimulierende wie zerstörerische Kraft einer Utopie, die weltweit Millionen in ihren Bahn schlug.

Sergej Lochthofen ist Journalist. Geboren in der Straflagerstadt Workuta im Nord­osten Russlands als Sohn eines inhaftierten deutschen Emigranten und der Tochter eines verbannten russischen Revolutionskommissars. Als Fünfjähriger kam er mit den Eltern in die DDR, wo er eine russische Schule besuchte; er studierte Anfang der siebziger Jahre Malerei an der Kunsthoch­schule in Simferopol auf der Krim und Journalistik in Leipzig. Von 1990 bis Ende 2009 verantwortete er die Zeitung „Thüringer Allgemeine“. Er führte diese ehemalige Parteizeitung 1990 in die Unabhängigkeit und pro­filierte das Blatt als eine der wenigen wahrnehmbaren Stimmen Ostdeutschlands in der gesamtdeutschen Öffentlichkeit.

Das Medium-Magazin wählte ihn zum regionalen „Chefredakteur des Jahres“; Fernsehzuschauer kennen ihn als Stimme des Ostens im ARD-Presseclub oder in der Phoenix-Runde.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Montag, 29. Oktober 2012, 19.00 Uhr

Korruption und Korruptionsbekämpfung in Mittel- und Osteuropa
Beispiel Slowakei


Vortrag von Maria Kompišová
ehemalige Generaldirektorin im Regierungsamt der Slowakischen Republik, Bratislava
Sektion für Aufsicht der öffentlichen Verwaltung und Korruptionsprävention

Moderation: Martin Ondrejka
Referent für Mittel- und Osteuropa im Rechtsbereich der staatlichen Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft GTAI, Rechtsanwalt, Bonn

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) und dem Institut für Ostrecht der Universität zu Köln

Eintritt frei


Freitag, 09. November 2012, 19.30 Uhr

Die Ukraine nach den Parlamentswahlen
Festigung des autoritären Systems oder Aufbruch zu demokratischen Reformen?


In der Ukraine wurde am 28. Oktober ein neues Parlament gewählt. Es ist nicht damit zu rechnen, dass das Regime des Präsidenten Janukowytsch – seit zweieinhalb Jahren im Amt – die Macht abgibt. Allerdings ist die Popularität des anti-orangen Präsidenten deutlich rückläufig, viele seiner Anhänger besonders im Osten des Landes sind enttäuscht. Dagegen hat die Opposition sich neu aufgestellt und zum Teil sogar ihre selbstzerstörerischen Konflikte zurückgestellt. Der politische Wettbewerb ist aber massiv dadurch eingeschränkt, dass die Staatsbehörden auf allen Ebenen dazu angehalten werden, die Partei der Regionen - die Machtbasis des Präsidenten - zu unterstützen.

Wird die Opposition im neuen Parlament die Kraft und Durchsetzungsfähigkeit finden, um nachhaltig das autoritäre System herauszufordern? Kann sich ein geschwächter Präsident weiter leisten, der EU und dem Westen die kalte Schulter zu zeigen? Wie wird sich die katastrophale wirtschaftliche Situation auswirken? Welche Rolle spielt der Faktor Russland? Bleibt die Ukraine in der Grauzone zwischen Russland und der EU? Und vor allem: Gelingt es endlich, innerhalb der Ukraine Brücken der Verständigung zu bauen, damit die Kräfte des Konsenses im Inneren wachsen?

Zu diesen und weiteren Fragen referieren und diskutieren:


Prof. Dr. Gerhard Simon, Universität zu Köln
Dr. Andrij Portnov aus Kiew, z. Z. Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Montag, 12. November 2012, 19.00 Uhr

Swetlana Gannuschkina


russische Menschenrechtlerin mit Schwerpunkt Flüchtlinge und Migranten, Vorsitzende des „Komitees Bürgerbeteiligung“, Mitglied der Menschenrechtsorganisation „Memorial“

über die

Situation im Nordkaukasus, besonders die Lage der Frauen

In den kriegerischen Auseinandersetzungen stieg die Gewalt gegen Frauen dramatisch an. Doch auch nach dem Ende der Kampfhandlungen ist die Gewalt gegen Frauen weiterhin sehr stark. Im Nordkaukasus, vor allem in Tschetschenien, machen sich immer mehr Entführungen und Zwangsverheiratung breit. Vielfältige Formen von Diskriminierung und Benachteiligung sind auch heute in den Republiken des Nordkaukasus an der Tagesordnung. Swetlana Gannuschkina wird gleichzeitig über die Arbeit von MenschenrechtlerInnen für die von Gewalt, Entführung und Diskriminierung betroffenen Frauen des Nordkaukasus berichten.

Übersetzung: Bernhard Clasen
Moderation: Dr. Vera Ammer

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Mittwoch, 14. November 2012, 19.00 Uhr

 

Ein Abend zur Erinnerung an
Marion Gräfin Dönhoff


Marion Gräfin Dönhoff (1909 – 2002) war Chefredakteurin und Mitherausgeberin der Wochenzeitung DIE ZEIT und gilt als eine der bedeutendsten Publizistinnen der bundesdeutschen Nachkriegszeit. Sie setzte sich für die Versöhnung zwischen den Staaten des Ostblocks und dem Westen ein und unterstützte in ihren Artikeln die Ostpolitik Willy Brandts. Weitere Hauptthemen waren der Widerstand gegen Hitler und die „Zivilisierung des Kapitalismus“. Immer wieder rief sie zu freiheitlichem Denken, Toleranz und Gerechtigkeit auf. Die langjährige enge Freundin von Lew Kopelew und Raissa Orlowa war Mitbegründerin des Lew Kopelew Forums und ist seine Ehrenvorsitzende.

Unser Gast, Irene Brauer, war zwanzig Jahre die persönliche Mitarbeiterin von Marion Dönhoff bei der ZEIT und ist heute Vorstandsmitglied der Marion Dönhoff Stiftung in Hamburg. Nach dem Tod von Marion Dönhoff hat sie gemeinsam mit Friedrich Dönhoff zwei Bücher herausgegeben, „Marion Gräfin Dönhoff – Ein Leben in Briefen“ (2009) und „Marion Gräfin Dönhoff – Zeichen ihrer Zeit. Ein Lesebuch“ (2012).
Irene Brauer wird aus dem Buch lesen: „Ein Leben in Briefen“. Diese Auswahl von Briefen und Aufzeichnungen über einen Zeitraum von 1926 - 2002 wurde erstmals anlässlich des 100. Geburtstages von Marion Dönhoff veröffentlicht. In diesen Briefen wird die Person Marion Dönhoff und ihr Leben in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts gegenwärtig.


Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 2009

Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Moderation: Maria Birger

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes


Donnerstag, 22. November 2012, 19.00 Uhr


Sergej Prokofjew


Erst jetzt entdeckt:
das literarische Werk Sergej Prokofjews – eine musikalische Lesung


gelesen und gespielt von Lucian Plessner

 

Peter und der Wolf waren nicht die Ersten!

Eine Veranstaltung der Anton Rubinstein Akademie Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Lew Kopelew Forum, und dem „Anderen Buchladen“

Eine literarische Entdeckung: Der große Sergej Prokofjew komponierte nicht nur, sondern schrieb auch die Libretti zu seinen Opern meist selbst. Jetzt aber stellt sich heraus, dass er ganze Geschichten geschrieben hatte. Schräg, humorvoll und grotesk verulken die Figuren seiner Erzählungen die konventionelle Gesellschaft. Surrealismus und Absurdes führen Prokofjew die Feder: Ein amerikanischer Ölmagnat trifft in New York den Pharao, ein frommer Abbé verliebt sich in ein Fagott – Witz und skurrile Phantastik stehen neben tiefer Bedeutung.

 Der Gitarrist Lucian Plessner entdeckte das bis dato unbekannte schriftstellerische Werk Prokofjews in Moskau, welches nun als Buch erschienen ist. Als Herausgeber präsentiert er diese Entdeckung in einer musikalischen Lesung, vorgetragen in Wort und Ton. Die Erben des Komponisten autorisierten seine Bearbeitungen der Musik Sergej Prokofjews.

„Der wandernde Turm“, Erzählungen von Sergej Prokofjew, von Lucian Plessner entdeckt, übersetzt und herausgegeben in der Elke Heidenreich Edition bei Randomhouse– C.Bertelsmann, März 2012.

Am 21.03. 2012 präsentierten Elke Heidenreich und Lucian Plessner das Buch auf der LitCologne.

„Plessners Spielweise ist intensiv und gekonnt, er interpretiert die Stücke mit großer Meisterschaft. ...der Gitarrist präsentiert klassische Gitarre agil und modern…. Plessner ist ein Virtuose auf dem sechssaitigen Instrument, der in Deutschland seinesgleichen sucht. Nach seinem Studium an der Kölner Musikhochschule verbrachte Lucian Plessner zunächst einige Jahre in Spanien. 1989 wurde er von Leonard Bernstein angeregt und autorisiert, dessen Musik für Konzertgitarre zu bearbeiten. Mit seinem Bernstein-Programm gastierte der Kölner auf vielen internationalen Konzertbühnen und trat auch gemeinsam mit Vladimir Ashkenazy, Shlomo Mintz oder Mstislaw Rostropowitsch auf. 1994 führte er sein Programm anlässlich des Geburtstages von Lord Yehudi Menuhin auf. Im Oktober 2006 gastierte Plessner, dessen Gitarrenspiel unglaublich präzise und voller Emotionen ist, auf dem Festival Leonard Bernstein - Boston to Broadway an der Harvard-University".
Aus: Kulturprogramm des Zentralrats der Juden in Deutschland.


Lucian Plessners Repertoire reicht vom Barock bis zur Moderne, vom Solo-Vortrag bis zur Kammermusik. So gab er mehrere Uraufführungen zeitgenössischer Werke beim Festival Moskauer Herbst. Er gestaltete mehrere literarisch-musikalische Programme mit Klaus Maria Braundauer. Im März 2011 hatte Plessners musikalische Adaption des Romans „Die Mathematik der Nina Gluckstein“ von Esther Vilar Welt-Uraufführung mit Katja Ebstein.

Eintritt: 7,50 €


Dienstag, 27. November 2012, 19.00 Uhr

 

Vernissage - Fotoausstellung


Rituale der Stärke, Symptome der Schwäche, Momente des Alltags

Impressionen aus der sowjetischen Endzeit 1989/90

Fotos von Dr. Manfred Rowold
1989 – 1995 politischer Korrespondent der Tageszeitung DIE WELT in Moskau

Laudatio: Hans-Peter Riese

Es sind die großen Ereignisse, die Journalisten treiben. Die Zeit, in der die Sowjetunion, die KPdSU, der Warschauer Pakt und die kommunistische Ideologie zusammenbrachen, war sehr ereignisreich. Und für einen politischen Korrespondenten in Moskau gab es die Gewissheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Jenseits der treibenden politischen und militärischen Ereignisse, die nach Reportagen, Analysen und Kommentaren verlangten, existierten aber auch in jener unruhigen Zeit die Randerscheinungen eines unspektakulären Alltags. Auch sie gehören zum Bild.
In einer Ausstellung von Fotos, die in der Endzeit der Sowjetunion 1989/90 entstanden, rückt der damalige Korrespondent der Tageszeitung DIE WELT vor allem normales Leben in den Blickpunkt. Zur Eröffnung der Ausstellung liest er aus einigen seiner Texte aus jener Zeit, die sich in scheinbar nebensächlichen Beobachtungen der Atmosphäre und den Ungereimtheiten einer Gesellschaft nähern, die nicht mehr an sich selbst und an das System glaubte.

Manfred Rowold wurde 1949 in Kleve geboren, studierte Politikwissenschaften, Neuere Geschichte, Staats- und Völkerrecht, seit 1973 arbeitet er als Journalist. Nach der Korrespondentenzeit in Moskau war er Korrespondent in Washington und Hongkong. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich mit künstlerischer Fotografie (http://www.kunst-aus-der-kamera.de/).

Hans-Peter Riese, geboren 1941 in Enger, Westfalen; nach dem Studium der Politischen Wissenschaften, Soziologie, Kunstgeschichte und Philosophie als politischer Korrespondent in Prag, Bonn und Moskau tätig. Seit 1968 ständiger freier Mitarbeiter des Feuilletons der FAZ. Chefredakteur des Hessischen Rundfunks (Hörfunk), Korrespondent in Washington. Verfasser zahlreicher Aufsätze zur deutschen und internationalen Politik und Kunst, im Besonderen auch zur osteuropäischen Kunst.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Montag, 10. Dezember 2012, 19.00 Uhr

 

Literaturabend

 

Tatjana Kuschtewskaja
liest aus ihrem neuesten Buch

Russinnen ohne Rußland
Berühmte russische Frauen in 18 Portraits
Mit 18 Illustrationen von Janina Kuschtewskaja

Aus dem Russischen von Dr. Elke Heinicke und Jule Blum. Grupello Verlag, Düsseldorf, 2012

Musikalische Umrahmung:
Marina Kalmykova, Gitarre und Gesang, begleitet die Lesung mit ihren Kompositionen zu Zwetajewa, Achmatowa, Teffi, Pasternak und Rainer Maria Rilke

„Russinnen ohne Rußland – das wäre früher undenkbar gewesen!“, merkt Tatjana Kuschtewskaja im Vorwort ihres neuen Buchs an. Um so faszinierender erscheinen die Biographien jener russischen Frauen, die den Aufbruch schließlich doch gewagt und geschafft haben. Achtzehn beeindruckende Schicksale, achtzehn kurze Novellen über Liebe, Hass, Angst und Erfolg – sie setzen die Reihe fort, die Tatjana Kuschtewskaja ihren berühmten Landsfrauen widmet. Das 2010 erschienene Buch „Liebe– Macht–Passion. Berühmte russische Frauen“ offenbart die Lebenswelt von Frauen, die russische Geschichte geprägt haben. Nun erfährt man von Töchtern Russlands, die ihre Erfolge in der Fremde gefeiert haben – wie etwa von der Königin von Frankreich Anna Jaroslawna, dem Hollywood-Star Anna Nazimowa und der „Eisernen Frau“ namens Mura. Diese Frauen vor dem Vergessen zu bewahren, ist das Ziel von Tatjana Kuschtewskaja.

Tatjana Kuschtewskaja geboren 1947 in der Turkmenischen SSR in der Wüstenoase Dargan-Ata, verbrachte ihre Kindheit in der Ukraine; Studium der Musikpädagogik an der Musikhochschule von Artjomowsk (Diplom); arbeitete acht Jahre lang als Musikpädagogin in Jakutien; 1976-1981 Studium an der Fakultät für Drehbuchautoren der Filmhochschule Moskau (Diplom), wo sie 1983 - 1991 einen Meisterkurs für Drehbuchautoren leitete und als freie Journalistin tätig war; verfasste zahlreiche Drehbücher und Reportagen; unternahm Reisen durch alle Regionen der ehemaligen UdSSR; lebt seit 1991 in Deutschland. Veröffentlichungen (in deutscher Sprache): „Ich lebte tausend Leben“, 1997; „Russische Szenen“, 1999; „Transsibirische Eisenbahn“, 2002; „Meine sibirische Flickendecke“, 2004; „Die Poesie der russischen Küche“, 2005; „Hier liegt Freund Puschkin“, 2006; „Küssen auf Russisch“, 2007.

Lesung mit russischen Leckereien

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Donnerstag, 13. Dezember 2012, 19.00 Uhr

 

Tschechischer Abend

 

„Seltsame Wurzeln…“
Eine Lesung und Gespräch mit der Schauspielerin und Autorin

Hana Frejková

anlässlich des 60. Jahrestags des Slánský-Schauprozesses

Das Gespräch mit der Autorin in tschechisch-deutscher Verdolmetschung führt
Dr. Zuzana Jürgens, Direktorin des Tschechischen Zentrums Düsseldorf

In Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Düsseldorf

Mit Unterstützung des Tschechischen Kulturministeriums

Hana Frejková wurde 1945 in London geboren, wo ihre Eltern im Exil lebten. Ihr Vater Ludvík Frejka war Volkswirtschlaftler und überzeugter Kommunist, der nach dem kommunistischen Umsturz in der Tschechoslowakei 1948 -1952 die volkswirtschaftliche Abteilung der Kanzlei des Präsidenten Klement Gottwald leitete. Im sogenannten Slánský-Schauprozess wurde er 1952 zum Tode verurteilt und am 03.12.1952 hingerichtet. Von vierzehn Angeklagten waren zwölf jüdischer Herkunft – inklusive L. Frejka.

Ihre Mutter war Elisabeth Henke-Warnholtz, eine aus Hamburg stammende Schauspielerin, die in Prag ein Engagement hatte. Nach dem Prozess musste sie mit ihrer Tochter Prag verlassen und lebte als Arbeiterin im Sudetenland. Erst 1963 konnten beide nach Prag zurück kehren.

Hana Frejková studierte Schauspielerei an der Janáček-Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Brünn. Anschließend war sie in verschiedenen Theatern in der damaligen Tschechoslowakischen Republik tätig, u.a. in Karlsbad und Prag. Seit 1986 wirkt sie als freie Künstlerin in zahlreichen internationalen Theater-, Musical-, Kabarett-, Film-, und Fernsehproduktionen mit. Das deutsche Publikum kennt sie vor allem aus Michael Verhoevens Verfilmung von George Taboris „Mutter Courage“.

Die Lebensgeschichte ihrer Familie hat sie in ihrem Buch „Divný kořeny…“, CZ 2007, (Seltsame Wurzeln…) verarbeitet. Sie war sieben Jahre alt, als sie ihren Vater, aber auch die vertraute Umgebung verloren hatte. Erst ein halbes Jahrhundert später machte sie sich auf den Weg, um nach ihrer eigenen Identität und Familie zu suchen. Dabei hat sie sich nicht nur auf eigene Erinnerungen verlassen, sondern Verwandte gesucht und befragt und die bis 1989 geschlossenen Archive besucht. Entstanden ist somit ein Buch, das einerseits eine ganz persönliche Geschichte der Suche nach eigenen Wurzeln ist, andererseits aber auch ein tiefgreifendes Zeugnis über das vergangene Jahrhundert.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

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