Das Lew Kopelew Forum trauert um seinen Mitbegründer und Beirat Klaus Bednarz, der  am 14. April 2015 im Alter von 72 Jahren starb. Er war ein großer Journalist, ein wunderbarer Mensch und ein teurer Freund.


Nachruf des Vorsitzenden des Lew Kopelew Forums, Fritz Pleitgen


Wir wussten, dass Klaus Bednarz Krebs hatte. Es war nicht seine Art, daraus ein Geheimnis zu machen. Es war auch nicht seine Art, klein beizugeben. Mit aller Kraft setzte er sich gegen die tückische Krankheit zur Wehr. So erkämpfte er sich Jahr für Jahr.

Der Krebs setzte ihm zu, aber Klaus Bednarz ließ sich nicht unterkriegen. Er engagierte sich, brachte sich in öffentliche Diskussionen ein. Immer unmissverständlich, mit klarer Meinung. Das Lew Kopelew Forum hat von seinen Ideen, Ratschlägen und Urteilen sehr profitiert. Andere auch.

Wir spürten, dass ihm die alltäglichen Anstrengungen mit der Zeit schwerer fielen. Aber er verfiel nicht ins Klagen, nahm aktiv an Projekten teil. So trugen wir beide gemeinsam den Briefwechsel zwischen Heinrich Böll und Lew Kopelew vor. Außenstehende merkten ihm nicht an, wie er sich plagen musste. Seine innere Stärke, seine Disziplin waren bewundernswert.

Beruflich waren wir Weggefährten. Als Klaus Bednarz 1967  zum WDR kam, wurde seine Begabung schnell erkannt. Der Slawist und Theaterwissenschafter mit Promotion über Anton Tschechow galt als ideenreicher Filmemacher. Fernsehdirektor Heinz-Werner Hübner hielt große Stücke auf ihn. „Der Mann der Zukunft“ wurde 1971 erster Fernsehkorrespondent in Polen. Trotz schwieriger Arbeitsbedingungen (Zensur, Überwachung) machte er aus dem „fernen nahen Land“ in kurzer Zeit eine attraktive Adresse im Deutschen Fernsehen.

Als ich 1977 von Moskau nach Ostberlin versetzt wurde, wurde er mein Nachfolger. Zwei Hinterlassenschaften konnte ich ihm vermachen: ein eigenes Kamerateam, eine hart erkämpfte Neuerscheinung in der Sowjetunion, und die Bekanntschaft mit Lew Kopelew. In dem Riesenreich spielte Klaus Bednarz seine Vielseitigkeit aus. Die Zuneigung des kommunistischen Regimes erwarb er sich nicht, aber die Sympathien des Fernsehpublikums, und zwar in beiden deutschen Republiken. Ob in der Tagesschau, in politischen und kulturellen Magazinen oder mit Dokumentationen, Klaus Bednarz war mit seinem Berichtsgebiet im Deutschen Fernsehen markant präsent. Ein Werk wird dabei Ewigkeitswert behalten: sein Gespräch mit Heinrich Böll und Lew Kopelew „Warum haben wir aufeinander geschossen?“

Kompromisslos, wenn es  um die Würde und Rechte der Menschen geht, war er die ideale Besetzung für „Monitor“. Investigativer Journalismus bewegt sich auf einem schmalen Grat. Es gilt Fehlentwicklungen aufzuspüren und dabei die Gebote der Fairness zu beachten. Das erfordert Können, festen Willen und Rückendeckung durch das Haus, insbesondere durch ein tüchtiges Justiziariat.

Millionen Zuschauer haben darauf gewartet, was Klaus Bednarz und sein Team zusammentrugen. Er hat polarisiert. Den einen erschien er als gnadenloser Savonarola, den anderen als Sachwalter ihrer Interessen. 10 Prozent waren gegen ihn, 90 Prozent für ihn. Das war die Monitorquote. Seine Filme, vornehmlich über Polen und Russland, fanden 100 Prozent Zustimmung. Sein Tun wurde mit einer Vielzahl renommierter Preise ausgezeichnet. Er vergaß bei diesen Gelegenheiten nie, die Leistungen seiner Teamkollegen hervorzuheben, insbesondere die seines russischen Kameramanns Maxim. Wenn es sie eines Tages geben sollte, ist Klaus Bednarz ein sicherer Kandidat für die Hall of Fame des WDR.

Wir hatten gehofft, dass Klaus Bednarz bei der Verleihung des Lew Kopelew Preises an Ruslana Lyschytschko, Jewgenij Zacharow, Andrej Makarewitsch und Eduard Uspenskij dabei sein würde. Doch dann kam die Nachricht von seinem Tod, die uns „Kopelewianer“ wie viele andere hart getroffen hat. Wir fühlen mit seiner Familie, seinen Nächsten und spüren mit ihnen den unwiederbringlichen Verlust, den sie erlitten haben.


Fritz Pleitgen, Lew Kopelew Forum


Nachruf in der Süddeutschen Zeitung vom 15. April 2015

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