Veranstaltungen 2010
 

Freitag, 15. Januar 2010, 19.00 Uhr

 

Buchvorstellung

 

Ulrich Schiller

Deutschland und „seine“ Kroaten.
Vom Ustaša-Faschismus zu Tudjmans Nationalismus
Mit einem Vorwort von Hans Koschnick. Donat Verlag 2010

Moderation: Helga Kirchner, ehem. WDR-Hörfunk-Chefredakteurin und Leiterin des Programmbereichs Politik

Der Zufall führte Ulrich Schiller 1953 in das Haus eines serbischen Studenten in der Herzegowina – und vieles nahm hier seinen Anfang. Später kehrte er in die Region zurück, als ARD-Korrespondent in Belgrad, doch wichtiger: fortan beschäftigte er sich, auch wenn er längst in anderen Ländern arbeitete, mit der Geschichte und Entwicklung der Konflikte auf dem Balkan, insbesondere des serbisch-kroatischen Konflikts. Die Mutter des serbischen Studenten war in Jasenovac, dem „Auschwitz des Balkans“, von kroatischen Faschisten, den Ustaša, ermordet worden. „War ich, ehemaliger deutscher Soldat, mitverantwortlich am Tode der Mutter meines Freundes?“ – fragte sich Schiller. Und: Warum ist der kroatische Genozid an den Serben – und den Juden und den Roma – der deutschen Öffentlichkeit so wenig bewusst? Wie war es möglich, dass kroatische Kriegsverbrecher in Scharen nach Südamerika entkamen und weiter wirkten? Eine schlimme Komplizenschaft offenbarte sich: Der virulente Nationalismus, dessen sich Hitler 1941 in kaltem Machtkalkül in Kroatien bediente, wurde von Teilen des katholischen Klerus – auch in der Bundesrepublik Deutschland – und des Vatikans in die Diaspora getragen. Im Exil agierten radikale und nationalistische Kreise, die zusammen mit den Fliehkräften im Innern an der Existenz Jugoslawiens rüttelten. An der Behandlung der Serben in der Krajina unter dem neuen Präsidenten des unabhängigen Kroatien, Franjo Tudjman, entschied sich der Beginn der jugoslawischen Sezessionskriege. Die große Balkantragödie der 1990er Jahre nahm ihren Lauf. Grausamkeit bestimmte den Krieg vom ersten Tag an, und die Brutalität, mit der Serbien unter Milošević sofort auf Kroatien einschlug, beseitigte vor allem in der deutschen Öffentlichkeit jeden Zweifel, wer hier die Bösen waren – und warum man die Guten, die Kroaten, durch internationale Anerkennung beschützen müsse. Aber da war noch Bosnien, und die bosnischen Probleme ließen sich mit dem „kroatischen Rezept“ nicht meistern. Viele wussten das und fürchteten ein bosnisches „Finale“ wie das Armageddon; die Freunde und Förderer Tudjmans in Bonn allerdings zeigten sich von allen Warnungen unbeeindruckt.

Was übrig blieb vom ehemaligen Jugoslawien, ist heute in unfertigen Nachfolgestaaten zu besichtigen. Wir aber, die Deutschen, seit 1941 mitverantwortlich an den Geschehnissen auf dem Balkan, sollten – so folgert Ulrich Schiller – mit allen Kräften versuchen, dort zu helfen, wo wir selbst, freilich auch unter Schmerzen, das meiste geleistet haben: im ehrlichen Umgang mit der Vergangenheit.

Ein glänzend geschriebenes Buch, das dem Leser ein wichtiges Stück Europas als geschichtliche Erfahrung und bleibende Aufgabe vor Augen führt.

Ulrich Schiller, Dr. phil., Jg. 1926, 1943 Soldat bei der Luftwaffe, 1945-1949 Kriegsgefangenschaft, danach Studium der Slawistik, seit 1956 Journalist, ab 1960 ARD-Korrespondent in Belgrad, ab 1966 in Moskau, 1970-1973 Chefredakteur bei Radio Bremen, dann bis 1989 Korrespondent für ARD-Hörfunk in Washington und 1975-1996 auch für DIE ZEIT. Buchveröffentlichungen: „Zwischen Moskau und Jakutsk – Die Sowjetunion im Wettlauf gegen die Zeit“ (1970); „Macht außer Kontrolle – Geheime Weltpolitik von Chruschtschow bis Bush“ (2003, 2005 Taschenbuch).

Helga Kirchner, ehem. Moderatorin des Morgenmagazins und des Mittagsmagazins im WDR Hörfunk; Kommentatorin der ARD-Fernsehsendung Tagesthemen. Mitbegründerin der Funkhausgespräche des WDR. Chefredakteurin a.D. Hörfunk und Leiterin des Programmbereichs Politik. Vorsitzende des Programmbeirats der CIVIS medien stiftung für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes


Mittwoch, 20. Januar 2010, 19.00 Uhr

 

In der Reihe


Der schwierige Weg zum Nachbarn.
Von den unbekannten Mühen bekannter Übersetzer

Andreas Tretner im Gespräch mit Diana Siebert


Andreas Tretner, geb. 1959 in Gera, 1981 Dipl. Übersetzer/Dolmetscher für Russisch und Bulgarisch (Universität Leipzig); 1981-1985 Industrie-Fachübersetzer in Jena; 1988-1991 Lektor für slawische Literaturen im Reclam-Verlag Leipzig; seit ca. 1985 als literarischer Übersetzer tätig (freiberuflich seit 1991), ferner als freier Lektor, Herausgeber, Kritiker, Journalist, Medienpädagoge; Mitgründer von „Radio Blau“ Leipzig; Von Januar bis März 2009 „Translator in Residence“ im Europäischen Übersetzer-Kollegium Straelen. 1998 Förderpreis zum Leipziger Buchpreis für europäische Verständigung; 2001 Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds e.V. Als Übersetzer - u.a. von Boris Akunin und Vladimir Sorokin - ist Andreas Tretner schon längst die „deutsche Stimme“ von Viktor Pelewin. Zu Pelewins letztem Buch schrieb Wladimir Kaminer: „Die deutsche Fassung ist noch besser als das Original - innovativ und durchgeknallt.“

Diana Siebert, Dr. phil., Osteuropahistorikerin mit Schwerpunkt Belarus, erste Geschäftsführerin des Lew Kopelew Forum, heute Geschäftsführerin der Grünen Köln.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Mittwoch, 27. Januar 2010, 19.00 Uhr

„Reporter ohne Grenzen“ – Russland-Bericht


Helden und Handlanger.
Die Arbeit von Journalisten und Medien
in den russischen Regionen


Gemma Pörzgen, Vorstandsmitglied von „Reporter ohne Grenzen“

im Gespräch mit Elisabeth Weber, LKF-Beirat

Viele russische Journalisten und Medien überleben nur durch finanzielle Zuwendungen regionaler Verwaltungen, Politiker und Unternehmer. Die ökonomische Notlage ersetzt die Arbeit einer Zensurbehörde. Wer sich jedoch durch umsichtige Finanzierungsmodelle wirtschaftlich unabhängig macht, kann sich auch inhaltliche Freiräume schaffen. Dies ist das Ergebnis eines neuen Berichts von Reporter ohne Grenzen (ROG) zur Lage der Pressefreiheit in den russischen Regionen, der am 10. September 2009 in Berlin vorgestellt wurde.

Für den oben genannten Bericht „Helden und Handlanger … “ haben fünf fachkundige Rechercheure die Lage der Medien in sieben ausgewählten russischen Regionen untersucht: im Moskauer Gebiet, in den Regionen Krasnodar, Perm, Primorje, Altai und den Gebieten Archangelsk und Swerdlowsk.

Der neue ROG-Bericht zeichnet ein Bild der Arbeit der Journalisten in der Provinz und der Versuchungen und Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind: ein Atlas zur Lage der Pressefreiheit in der Russischen Föderation, der das berufliche Dilemma dieser Berufsgruppe aufzeigt. In vielen Regionen hat sich in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs zwar eine erweiterte und differenzierte Medienlandschaft entwickelt. Dennoch sind die Freiräume für eine unabhängige Berichterstattung nicht größer geworden. Viele Journalisten greifen kritische Themen und Missstände wie Korruption oder gewalttätig niedergeschlagene Proteste aufgrund starker Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Medien, Politik und Wirtschaft nicht auf.

„Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was gespielt wird - die meisten russischen Journalisten haben sich an diese Regel längst gewöhnt“, heißt es in dem ROG-Atlas. Inhaltliche Unabhängigkeit der Redaktion vom Besitzer des Mediums ist ein weitgehend unbekanntes Phänomen. Zudem sind die Grenzen zwischen redaktionellen und bezahlten Inhalten fließend: „Image-Reklame und ,sakasucha' (=Auftragsarbeit – abschätzig) gehören zum Alltag russischer Medien“, schreiben die Autoren des ROG-Atlas.

Wie die Untersuchungsergebnisse zeigen, zwingen die ökonomischen Verhältnisse viele Medien in eine Rolle, die der sowjetischen Tradition entspricht: Sie verstehen sich als Verlautbarungsorgane staatlicher Institutionen...

Mehr in: http://www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/rte/docs/2009/ROG-Atlas.pdfund http://www.reporter-ohne-grenzen.de/

Gemma Pörzgen, geboren 1962, ist freie Journalistin und Vorstandsmitglied von „Reporter ohne Grenzen“. Sie wuchs in Moskau auf und studierte in München Politikwissenschaft, Slawistik und Osteuropäische Geschichte. Nach einem Volontariat bei der Frankfurter Rundschau arbeitete sie als Nachrichtenredakteurin mit Osteuropa-Schwerpunkt. Seit 2001 berichtete sie als Südosteuropa-Korrespondentin für die Frankfurter Rundschau und andere Printmedien. Anschließend war sie als Nahost-Korrespondentin in Israel und den besetzten Palästinensergebieten tätig. Seit Sommer 2006 lebt sie als freie Autorin in Berlin und widmet sich wieder verstärkt auch russischen Themen. Ihr Buch „Gasprom. Die Macht aus der Pipeline“ erschien 2007 bei der Europäischen Verlagsanstalt. Gemma Pörzgen wirkte am Aufbau der deutschen Sektion von „Reporter ohne Grenzen“ mit, war von 1994 bis 1999 Mitglied des Vorstands und kehrte im April 2009 in diese Funktion zurück.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Montag, 22. Februar 2010, 20:00 Uhr

 

Buchvorstellung


„Anna Karenina“ in neuer Gestalt

Ort: Literaturhaus Köln
Schönhauser Straße 8
Tel.: 0221 99 555 80

„Anna Karenina“ in neuer Gestalt vorgestellt von Übersetzerin Rosemarie Tietze und Tolstois Ururenkel

„Sie lesen Tolstoi, weil Sie nicht mehr aufhören können,“ sagte Vladimir Nabokov in seinen Vorlesungen über russische Literatur über seinen Landsmann und dessen Romane wie „Anna Karenina“. Die Titelheldin ist eine wundervolle junge Frau. Sie scheint alles zu besitzen, was glücklich macht. Dann tritt der glanzvolle Offizier Graf Wronski in ihr Leben, und sie opfert alles: den Mann, den Sohn, sogar die Achtung der Gesellschaft, in der sie lebt. Doch ihre bedingungslose Liebe scheitert. Die Tragödie einer Frau wird bei Tolstoi zum unerbittlichen Porträt der adligen Gesellschaft im Russland des 19. Jahrhunderts. Rosemarie Tietze, die ihre Übersetzungen immer wieder „zu einem Kunstwerk eigenen Ranges“ macht, hat dem „größten Gesellschaftsroman der Weltliteratur“ (Thomas Mann) eine moderne Gestalt gegeben. Sie stellt ihre Neuübersetzung gemeinsam mit Tolstois Ururenkel Graf Wladimir Tolstoi vor.

Veranstaltungspartner: Carl Hanser Verlag


Eintritt: 7,00 / 5,00 / 4,00 €


Mittwoch, 24. Februar 2010, 19:00 Uhr

Die Ukraine hat einen neuen Präsidenten gewählt

Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Simon

Moderation: Dr. Elisabeth Weber, LKF-Beirat

In zwei Wahlgängen am 17. Januar und 7. Februar 2010 haben die ukrainischen Wähler einen neuen Präsidenten bestimmt. Damit gehen die Ära Juschtschenko und die Epoche der Orange Revolution zu Ende. Das Wahlergebnis spiegelt die tiefe Enttäuschung der Wähler über die orange Regierung wider, die das Land in den letzten fünf Jahren schlecht regiert hat. Dennoch hat die Orange Revolution das Land geprägt, und eine lebendige Bürgergesellschaft hervorgebracht. Eine Rückkehr des Landes zum Autoritarismus erscheint wenig wahrscheinlich.

Wie haben die Wähler in den verschiedenen Regionen des Landes abgestimmt?
Sind die Stereotype von der Spaltung der Ukraine zutreffend?
Hinsichtlich der Zukunft ist zu fragen: Wird es in der Ukraine jetzt einen neuen Aufbruch geben und wohin?
Bleibt das Land auf Demokratiekurs? Wird es mehr oder weniger sichtbar in den Orbit Russlands zurückkehren?

Die ist auch eine Frage an die westliche Politik gegenüber der Ukraine:

Haben die Europäische Union und insbesondere Deutschland die Ukraine verloren?

Im Anschluss an das Referat besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Gerhard Simon, Prof. für Osteuropäische Geschichte an der Universität zu Köln a.D., bis 2009 Lehrbeauftragter am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn, hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Geschichte und Gegenwart der Ukraine beschäftigt und zahlreiche wissenschaftliche und publizistische Veröffentlichungen dazu vorgelegt. Im LKF hat er wiederholt über die Ukraine referiert.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Dienstag, 2. März 2010, 19.30 Uhr

Podiumsdiskussion


in der Kassenhalle der
Kreissparkasse Köln
Neumarkt 18

Brauchen wir Russland, braucht Russland uns?

Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder
im Gespräch mit Fritz Pleitgen

Musikalische Umrahmung: EAST AFFAIR
Kim Efert - Gitarre, Martin Gjakonovski - Bass, Jura Wajda - Cimbal, Mirek Pyschny - Cajon.

Geraten wir in Abhängigkeit von Russland? Diese Frage taucht immer wieder auf, wenn es um Energie- und andere Rohstofflieferungen aus Russland geht. Das Misstrauen gegenüber dem Riesenland im Osten ist nach wie vor groß. Ist es aber gerechtfertigt? Gibt es in der Geschichte Beispiele, dass Deutschland vom „Lieferanten“ Russland erpresst wurde? Geht es nicht in Wahrheit um gegenseitige Abhängigkeit, weil umgekehrt Russland dringend eine intensive Zusammenarbeit mit Deutschland und dem Westen braucht, um seine rückständige Infrastruktur und Wirtschaft grundlegend zu modernisieren? Sprechen gegen eine solche deutsch-russische Kooperation die Menschenrechtsverletzungen in Russland oder die Interessen unserer EU-Partner in Mittel- und Osteuropa? Welche Bedeutung haben heute die kulturellen Beziehungen, welche die ökologische und die sicherheitspolitische Zusammenarbeit?
Um diese Fragen geht es im Gespräch mit Gerhard Schröder, der auch nach seiner Amtszeit als Bundeskanzler auf das Engste mit Russlands Führung verbunden ist.

Begrüßung: Alexander Wüerst, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Köln, stellv. Vorsitzender des LKF

Eintritt frei mit gesonderter Einladung


Freitag, 05. März 2010, 19.00 Uhr

 

Lesung


Klaus Bednarz erzählt und liest aus seinem unlängst erschienenen Buch

Ferne und Nähe.
40 Journalistenjahre zwischen Ost und West,
Kölner Funkhaus und Kreml

Rowohlt, Hamburg 2009

Klaus Bednarz, geboren 1942 in Berlin, ist einer der bekanntesten deutschen Journalisten. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft, Slawistik und Osteuropäischen Geschichte in Hamburg, Wien und Moskau promovierte Klaus Bednarz 1966 über den russischen Dichter Anton Tschechow.

Seit 1967 arbeitet er als Fernsehredakteur und Autor, u. a. als Auslandskorrespondent in Polen (1971–1977) und in der Sowjetunion (1977–1982). Im Jahre 1983 moderierte er die ARD-Tagesthemen. Von 1983 bis 2001 war er Redaktionsleiter und Moderator der WDR-Sendung Monitor deren Leitung er 2002 an seine Kollegin Sonia Mikich weitergab. Von 2002 - 2007 war er als Sonderkorrespondent und Chefreporter für das WDR-Fernsehen tätig. In seinen Fernsehreportagen und Buchveröffentlichungen beschäftigt sich Klaus Bednarz vor allem mit den Ländern in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion, aber auch mit dem Süden Chiles und Argentiniens sowie mit den nördlichen Regionen Amerikas.

Mit seinen Artikeln und Kommentaren hat er oft genug Aufsehen erregt, Anstöße gegeben, Maßstäbe gesetzt. Seine faszinierenden Filme und Bücher haben ein Millionenpublikum begeistert. Nun zieht Klaus Bednarz Bilanz aus mehr als vier Jahrzehnten journalistischer Arbeit. Sein Buch „Ferne und Nähe“ zeigt ihn als unbestechlichen Aufklärer und Mahner, als Vermittler vor allem zwischen Ost und West, als großartigen Reiseschriftsteller, aber auch als einen Freund der Dichter und Denker und als Liebhaber der leisen Töne. Entlang der Beiträge von „Ferne und Nähe“ erinnert sich Klaus Bednarz an Begegnungen und Gespräche mit Politikern wie Willy Brandt und Michail Gorbatschow, mit Intellektuellen wie Heinrich Böll, Lew Kopelew, Georg Lukacs, Robert Jungk und Andrej Sacharow.

Für seine journalistischen Leistungen wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt. 1984 erhielt er u.a. den Grimme-Preis, 1986 den BUND-Umweltpreis, 1987 die „Goldene Kamera“, 1988 die Carl-von-Ossietzky-Medaille, 1993 den Deutschen Kritikerpreis; 1999 den Deutschen Umweltpreis. 2003 wurde er mit der Goldmedaille des Internationalen Film- und Fernsehfestival Jalta für seine Filmtrilogie „Östlich der Sonne – vom Baikalsee nach Alaska“ geehrt.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 18. März, 19.00 Uhr

 

Filmvorführung und Fotoausstellung


Nasdrowje

Experimentaldokumentation,
Russland 2007-2009, 24 min.

Produzent: Maximilian Westphal;
Regisseur: Maximilian Westphal, Christian Esquerré

In Zusammenarbeit mit der Galerie N. Malmedé-Kunst, Köln

Das Gespräch mit Maximilan Westphal moderiert Hermann Krause, Leiter des ARD-Hörfunksstudios in Moskau, WDR5 Zeitgeschehen

„Nasdrowje“ ist eine gesellschaftspolitische Momentaufnahme über die katastrophalen Folgen des Alkoholkonsums in Russland. Die Schicksale vier unterschiedlicher Charaktere werden auf unkonventionelle Weise filmisch dargestellt. Persönliche Interviews werden mit gezeichneter Reportage untermalt. „Nasdrowjes“ warnender Unterton ist gepaart mit schwarzem Humor.

Im Sommer 2006 reiste Maximilian Westphal zusammen mit den dänischen Journalisten Caspar Tribler und Mikkel Thormann nach Moskau und in die umliegenden russischen Städte Ryazan und Tver, um ein Bild des Alkoholkonsums in Russland zu bekommen. Sie organisierten die Reise von Deutschland und Dänemark aus und schafften es, wichtige Kontakte zu Menschen in Russland herzustellen, die den Mut hatten, vor der Kamera frei über ihre eigene Situation und die des Alkoholkonsums in Ihrem Land zu sprechen. Als Journalisten mit Touristenvisum unterwegs bekamen die Autoren eine spezielle Perspektive für die Problematik.

Das Resultat ist sehr gut gelungen. Der Film bekam einen einzigartigen Charakter, dessen Wirkung noch durch die Idee von Maximilian Westphal verstärkt wurde, den Reportage-Teil von dem Künstler Thomas Schukalla zeichnen zu lassen. Westphal, selber Photograph, bekam zusätzliche Unterstützung von den Photographen Christian Als und Miron Zownir, die beide Weltruf pflegen. Sowohl Zownir wie auch Als fotografierten das Leben auf Russlands Strassen und die Folgen des Alkoholismus. Fotografien aller drei Künstler wurden stilistisch innovativ in den Film eingebaut.

“Nasdrowje” ist eine künstlerisch-dokumentarische Reportage, die durch ihren politischen und sozialkritischen Ansatz, kombiniert mit avantgardistisch stilistischen Mitteln, einen besonderen Platz in der Dokufilmlandschaft einnimmt.


Weitere Informationen:


http://www.malmede-kunst.de/;
http://www.maximilianwestphal.com/,
www.equatorpictures.com

Eröffnung der Ausstellung der Fotografien
von Maximilian Westphal


Dauer der Ausstellung - Do., 18.03.2010 – Do., 15.04.2010.

Vernissage: Do., 18. März.2010;

Finissage: Do., den 15. April 2010, um 19.00 Uhr

Seit gut 20 Jahren berichtet Hermann Krause aus Russland, vom Alltag der Menschen im ganzen Land - und natürlich über die große Politik in der Metropole Moskau. Er liebt die Anarchie des russischen Alltags und die Lebenskunst der Menschen.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Montag, 22. März 2010, 19.00 Uhr

Die letzten Zeugen. Berichte über den Gulag

In Zusammenarbeit mit Memorial Deutschland und der Heinrich Böll Stiftung NRW

Alena Kozlova und Irina Ostrovskaja, Mitarbeiterinnen der Internationalen Gesellschaft Memorial, stellen ihr Projekt über die Zeitzeugenbefragung von ehemaligen Gulag-Häftlingen und das Video vor, das darüber entstanden ist.

Veranstaltung in russischer mit deutscher Übersetzung

Jens Siegert, Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung
in Moskau berichtet über die gegenwärtige Geschichtspolitik in Russland

Durch den Abend führen Elisabeth Weber, Beirat des LKF, und Vera Ammer, Memorial Deutschland

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Donnerstag, 25. März 2010, 19.30 Uhr

 

Lesung, Erinnerungen, Fotopräsentation

 

in memoriam Jurij Rytchëu

Lucien Leitess, Verleger, Unionsverlag,
erinnert an Jurij Rytchëu

Moderation: Sabine Barth, Literarische Gesellschaft Köln

Lesung auf Deutsch aus „Alphabet meines Lebens“, Unionsverlag, Zürich 2010: Bernt Hahn

In Zusammenarbeit mit dem Unionsverlag, Zürich, und der Literarischen Gesellschaft Köln

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Köln

Am 18.10.2007 hat Jurij Rytchëu im Lew Kopelew Forum vor dem begeisterten Publikum aus seinem Roman „Polarfeuer“ gelesen. Das war sein letzter Lese-Abend in Deutschland. Am 14. Mai 2008 ist er in St. Petersburg gestorben.

Am 8. März wäre Jurij Rytchëu 80 Jahre alt geworden (geb. 08. März 1930 in Uelen, Tschukotka, russischer ferner Osten). Aus diesem Anlass findet in Köln ein Abend zu Ehren des Autors statt. Kurz vor seinem Tod hat er im „Alphabet meines Lebens“ Rückblick auf sein Leben geworfen. In einem großen Bilderbogen erzählt er sein Leben. Geboren in einer traditionellen Fellhütte am Polarkreis, geht er seinen Weg und bewahrt sich immer den wachen, heiteren, ironischen Blick auf die seltsamen Gebräuche der „zivilisierten“ Welt. Noch nie hat Juri Rytchëu so persönlich, verschmitzt und anrührend von dem erzählt, was ihm, dem Tschuktschen aus dem äußersten Winkel Asiens, auf seiner Lebensreise widerfuhr.

Jurij Rytchëu war der einzige Vertreter der sogenannten Nationalliteraturen der indigenen Völker des russischen Nordens, der es geschafft hatte, auch international eine Bekanntheit zu erlangen, während die meisten anderen indigenen Literaten heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Rytchëus Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt und teils verfilmt. Die deutschen Übersetzungen seiner Romane sind im Zürcher Unionsverlag erschienen.

Bis zur Perestrojka zeichnete sich Rytchëu, wie die meisten Vertreter der staatlich geförderten „Nationalliteraturen“, vor allem durch weitgehende Regimetreue und ideologische Zuverlässigkeit aus. Diese Frühwerke sind fast ausschließlich in russischer Sprache erschienen und nie übersetzt worden.

In den 80er Jahren änderte sich der Tonfall seiner Werke, zunächst indem Rytcheu etwa die Figur des Schamanen zur positiven Figur erhob und es wagte, das Wort „Zivilisation“ erstmals in Anführungszeichen zu setzen und später, indem er während und nach der Perestroika wie viele andere Nationalschriftsteller auch, offene Kritik übte, indem er etwa die Behandlung der indigenen Völker als „stillen Genozid“ anklagte.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Mittwoch, 07. April 2010, 19.00 Uhr

 

Gespräch


Polnische und deutsche Erinnerungskultur
Vertreibungen und Zwangsumsiedlungen aus dem Blick einer polnischen Feministin


Slawomira Walczewska
im Gespräch mit
Diana Siebert und Elisabeth Weber

Slawomira Walczewska studierte Philosophie in Krakau, es folgten Aufenthalte in Warschau und Wien sowie einige Monate in Deutschland. Ihre Dissertation „Damen, Ritter und Feministinnen“ beschäftigt sich mit den Konzepten der Frauenemanzipation im Polen des 19. und 20. Jh.s. Die Autorin lebt in Krakau und ist Mitgründerin der Frauenstiftung eFKa, die sich mit Sensibilisierung auf jegliche Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, darunter mit der Frauengeschichte befasst.

Slawomira Walczewska wird über die polnischen Erfahrungen mit Vertreibungen und Zwangsumsiedlungen und über den Umgang damit in den verschiedenen Jahrzehnten nach 1945 und nach 1989 erzählen berichten. Dabei wird sie die Unterschiede in den Erfahrungen von Männern und von Frauen aufzeigen.

Anschließend Fragen und Diskussionen; mögliche Themen reichen vom Bild Erika Steinbachs in Polen über den polnischen Bund der Sibiriaken, über Familiengeschichte und die Versuche der polnisch-ukrainischen Versöhnung bis zum Beitrag der polnischen Frauenbewegung für die Modernisierung und Demokratisierung Polens.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 15. April 2010, 19.00 Uhr

Finissage der Foto-Ausstellung
und Wiederholung des Films Nasdrowje

Experimentaldokumentation, Russland 2007-2009, 24 min.

Produzent: Maximilian Westphal

Regisseur: Maximilian Westphal, Christian Esquerré

In Zusammenarbeit mit der Galerie N. Malmedé-Kunst, Köln

Das Gespräch mit Maximilan Westphal moderiert Hermann Krause, ehem. Leiter des ARD-Hörfunksstudios in Moskau, WDR5 Zeitgeschehen

„Nasdrowje“ ist eine gesellschaftspolitische Momentaufnahme: Am Schicksal von vier Menschen werden auf unkonventionelle Weise die katastrophalen Folgen des Alkoholismus in Russland filmisch dargestellt. Im Sommer 2006 reiste Maximilian Westphal zusammen mit den dänischen Journalisten Caspar Tribler und Mikkel Thormann nach Moskau und in die umliegenden russischen Städte Rjazan und Tver, um sich ein Bild vom Alkoholkonsum in Russland zu machen. Man organisierte die Reise von Deutschland und Dänemark aus, und es gelang, wichtige Kontakte zu Menschen in Russland herzustellen, die den Mut hatten, vor der Kamera offen über ihre eigene persönliche Situation und die des Alkoholkonsums in ihrem Land zu sprechen. Als Journalisten, mit Touristenvisum unterwegs, bekamen die Autoren einen speziellen Einblick in die Problematik.

Der Reportage-Teil ist mit Zeichnungen von Thomas Schukalla unterlegt. Westphal, selber Photograph, erhielt zusätzliche Unterstützung von den Photographen Christian Als und Miron Zownir. “Nasdrowje!” ist eine künstlerisch-dokumentarische Reportage, die durch ihren politischen und sozialkritischen Ansatz, kombiniert mit avantgardistischen stilistischen Stilmitteln, einen besonderen Platz in der Landschaft des Dokumentarfilms einnimmt.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes


 

Montag, 26. April 2010, 19.00 Uhr

Westbalkan

Hansjoerg Eiff im Gespräch mit Ulrich Schiller

Hansjoerg Eiff berichtet auf der Grundlage seiner Erfahrungen als letzter deutscher Botschafter in Jugoslawien und vor dem Hintergrund seiner jüngeren Aufenthalte in der Region als Beauftragter internationaler Organisationen (NATO, OSZE) über die aktuelle Entwicklung der Westbalkanländer und das Engagement der internationalen Gemeinschaft. Es geht um Fortschritt und Stagnation seit dem Zerfall Jugoslawiens, um Chancen und Hindernisse auf dem Weg der Länder in die europäische Integration.

Dr. Hansjörg Eiff, Jahrgang 1933, studierte in Tübingen, Bonn, Aix-en-Provence und Turin Jura und trat nach Promotion und Assessor-Examen 1961 in den Auswärtigen Dienst ein, dem er bis 1998 angehörte. Er war an den Auslandsvertretungen in Boston, Abidjan, Tel Aviv, Belgrad, Wien (konventionelle Abrüstungsverhandlungen), Washington, nochmals in Belgrad als letzter deutscher Botschafter im früheren Jugoslawien, in Tiflis als Leiter der OSZE -Mission in Georgien und am Schluss erneut in Wien als Leiter der deutschen Vertretung bei der OSZE tätig. Im Auswärtigen Amt bekleidete Eiff mehrere Positionen in der Personal- und Verwaltungsabteilung. Von 1992 bis 1994 war er Beauftragter der Bundesregierung für Humanitäre Hilfe. Nach seiner Pensionierung führte Eiff im Auftrag des OSZE-Vorsitzenden und der NATO mehrere Missionen in Südost- Europa aus. Dr. Eiff ist Senior Fellow am Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) Bonn.

Ulrich Schiller, Dr. phil., Jg. 1926, 1943 Soldat bei der Luftwaffe, 1945-1949 Kriegsgefangenschaft, danach Studium der Slawistik, seit 1956 Journalist, ab 1960 ARD-Korrespondent in Belgrad, ab 1966 in Moskau, 1970-1973 Chefredakteur bei Radio Bremen, dann bis 1989 Korrespondent für ARD-Hörfunk in Washington und 1975-1996 auch für DIE ZEIT.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Donnerstag, 29. April 2010, 19.00 Uhr

 

Buchvorstellung

 

Von der Avantgarde in den Untergrund.
Texte zur russischen Kunst 1968 –2006

Wienand-Verlag , Köln 2010

Der Autor Hans-Peter Riese

im Gespräch mit Klaus Bednarz

Seit vierzig Jahren beschäftigt sich Hans-Peter Riese mit der Kunst Russlands und der Sowjetunion. Als ARD-Korrespondent in Moskau hatte er Gelegenheit, Museen und Archive zu besuchen und neben Nachkommen von Künstlern der Avantgarde der zehner und zwanziger Jahre auch die Künstler des „Undergrounds“, die Nonkonformisten, kennen zu lernen. Eine Auswahl aus der großen Fülle seiner Artikel kreist sowohl um Witebsk, die Heimatstadt Marc Chagalls, als auch um einen der produktivsten Zusammenschlüsse der verbotenen Kunst der Nonkonformisten, die „Lianosowo-Gruppe“. Die Texte des Buches sind auch eine Hommage an die Widerstandskraft und den Überlebenswillen einer Kunst, die immer wieder verfolgt und unterdrückt wurde.

„Der Westen, so Riese, wisse wenig von der komplizierten und tragischen Kunstgeschichte dieses Landes - die von ihm so gefeierten Avantgardisten [...] seien aber auch im eigenen Land Fremde geblieben."  (DER SPIEGEL) „Die Texte möchten einige Klischees korrigieren, die sowohl dem Land als auch seiner Kunst angeheftet worden sind. Angesichts des internationalen Erfolgs russischer Kunst will das Buch auch Aufklärung über das Phänomen dieses Aufstiegs bieten.“  (F.A.Z.)

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Dienstag, 4. Mai 2010, 19.00 Uhr

 

Buchvorstellung

 

Aufmarsch - die rechte Gefahr aus Osteuropa

Lesung und Gespräch mit Gregor Mayer

Moderation Markus Priesterath

In Zusammenarbeit mit dem Bündnis für Demokratie und Toleranz, dem Anderen Buchladen und der Agentur Ad Publicum. Buch & Kultur PR


Residenz Verlag, Wien, 2010

Die Korrespondenten beobachten seit Jahren die wachsende Bedrohung der rechtextremen Szene in Osteuropa – und sind dabei selbst in die Schusslinien geraten. In ihrem Buch beleuchten sie in Reportagen und Analysen die rechtsextreme Szene in Ungarn, Tschechien, Slowakei, Kroatien, Serbien und Bulgarien. Auf der Grundlage von Insiderinformationen stellen sie die ideologischen Hintergründe dar, die Führer, das Bedrohungspotenzial und die Querverbindungen zu rechtsradikalen Gruppen in Deutschland und Österreich. Und sie benennen deutlich die Gefahr, die von der nationalistischen Agitation ausgeht – für die politische Stabilität der einzelnen Länder selbst wie für die Europäische Union insgesamt.

Gregor Mayer ist Sonderkorrespondent der Deutschen Presse-Agentur in Budapest und u.a. für den Nahen Osten. Von 2003 bis 2005 leitete er das dpa-Büro in Bagdad. Er berichtet regelmäßig für „profil“ und „Der Standard“ aus Ungarn und den Ländern des ehemaligen Jugoslawien.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Dienstag, 11. Mai 2010, 19.00 Uhr


 

Die Tinte ist ein Zündstoff


Eine Hommage an drei große polnische Schriftsteller:

Stanisław Jerzy Lec, Andrzej Szczypiorski, Sławomir Mrożek

dargestellt von
Marta Kijowska - Klaus BednarzBernt Hahn

Abend der polnischen Literatur anlässlich der Verleihung des Karls-Preises an den polnischen Premierminister Donald Tusk

In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Köln-Bonn und dem Kulturamt der Stadt Köln

Im Jahre 2009 feierten die Polen den 100. Geburtstag ihres berühmtesten Aphoristikers Stanisław Jerzy Lec („Unfrisierte Gedanken“). Im Mai 2010 jährt sich zum 10. Mal der Todestag des Romanciers Andrzej Szczypiorski („Die schöne Frau Seidenman“). Und im Juni wird der Dramatiker und Satiriker Sławomir Mrożek („Die Polizei“, „Tango“) achtzig Jahre alt. Alle drei Schriftsteller waren in Deutschland enorm erfolgreich und haben hier bis heute eine treue Lesegemeinde. Mit allen drei hat sich die Münchener Publizistin Marta Kijowska in ihren letzten Arbeiten beschäftigt: als Autorin der Bücher „Der letzte Gerechte. Andrzej Szczypiorski – eine Biographie“ (Aufbau 2003) und „Die Tinte ist ein Zündstoff. Stanisław Jerzy Lec – der Meister des unfrisierten Denkens“ (Hanser 2009) und als Übersetzerin von Mrożeks Autobiographie „Balthasar“ (Diogenes 2007). Und wir möchten an sie in Form eines besonderen literarischen Abends erinnern: Marta Kijowska unterhält sich mit dem Journalisten Klaus Bednarz über die drei Autoren und liest, zusammen mit dem Schauspieler Bernt Hahn, aus ihren Büchern sowie aus Szczypiorskis Prosa, Lec’ Aphorismen und Epigrammen und aus Mrożeks satirischen Geschichten.

Marta Kijowska, 1955 in Krakau geboren, studierte Germanistik in ihrer Geburtstadt und in München, wo sie seit vielen Jahren lebt. Sie hat als Dozentin, Übersetzerin und Lexikonredakteurin gearbeitet, wurde mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet und ist als Journalistin seit vielen Jahren für große Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen vor allem zu Themen der polnischen Kultur und Geschichte tätig.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Freitag, 28. Mai 2010, 19.00 Uhr

 

Kammerkonzert mit Klavier, Klarinette und Gesang

 

in der Reihe:


Konzerte der Anton-Rubinstein-Akademie im LKF

Robert Schumann zum 200. Geburtstag

Radoslava Stoimenova, Klavier
Kumi Iitsuka, Klarinette

Drei Romanzen op. 97
Fünf Stücke in Volkston op. 102
Fantasiestücke op.73

Radoslava Stoimenova, Klavier
Monika Kettenis, Sopran

Schumanns Liederzyklus „Frauenliebe und -leben“
nach Adelbert von Chamisso op.42

Im Alter von 16 Jahren begann Kumi Iitsuka mit dem Klarinettenunterricht. Von 2002 - 2006 studierte sie an der Kunstuniversität Tokio und machte dort ihren Abschluss. Im Jahr 2007 setzte sie dann ihr Studium bei Herrn Reinhard Feneberg an der HfM Köln, Standort Aachen fort. 2009 schloss sie das Studium mit Auszeichnung ab. Im selben Jahr erlangte sie den 2.Preis beim internen Wettbewerb der HfM Köln. Im Januar 2010 trat sie als Solistin mit dem Kammerorchester der Hochschule für Musik und Tanz Köln auf.

Radoslava Stoimenova ist 1983 in Pleven, Bulgarien, geboren. Mit 7 hat sie mit dem Klavierstudium angefangen bei Prof. Atanas Kutrev und Prof. Iovcho Krushev. Seit 2002 lebt sie in Deutschland. Sie studierte an der Folkwang Hochschule in Essen bei Prof. Till Engel und seit 2005 studiert sie an der Hochschule für Musik Köln/Aachen bei Prof. Ilja Scheps. Meisterkurse absolvierte sie bei Lasar Berman, Joaquín Soriano und Dina Yoffe. An der Rubinstein Akademie in Düsseldorf studiert sie in der Klasse von Frau Prof. Alla Blatow.

Preisträgerin mehrerer nationalen und internationalen Wettbewerbe: 1. Preis beim nationalen Wettbewerb „P. Pipkov“ in Pleven, Publikumspreis beim Klavierwettbewerb in Varna und Sonderpreis der Wiener Urtext Edition bei dem Frédéric Chopin Wettbewerb in Düsseldorf.

Konzertauftritte Solo und in Kammermusikensembles in Bulgarien, Deutschland und Israel.

Die Sopranistin Monika Kettenis, geb. 1965 in Aachen. Gesangstudium an der Kölner Musikhochschule, Standort Aachen, bei Prof. Rudolf Bautz; Gesang-Meisterkurse bei Prof. Julia Hamari. 1993 erstmalig am Theater Aachen als Amor in Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“, zahlreiche Gastengagements am Theater Aachen in Oper, Operette und Musical. Seit 1994 festes Mitglied des Opernchores des Aachener Stadttheater, Auftritte im Bereich Oratorium, Oper, Operette, Musical und Lied. Seit 2009 intensive Zusammenarbeit mit der Pianistin Radoslava Stoimenova. Dies ist nun ihr erster gemeinsamer Schumann-Lieder-Abend.

Eintritt: 7,50 €, für Mitglieder des Lew Kopelew Forums und des Vereins Freunde und Förderer der Anton Rubinstein Akademie e.V. ist der Eintritt frei. Spenden sind willkommen.

 

 

Montag, 07. Juni 2010, 19.00 Uhr


Kammerkonzert


Studierende der Anton-Rubinstein-Akademie

spielen Werke von

Bach, Beethoven, Brahms, Chopin,
Czerny, Mendelsohn, Tschaikowskij
u.a.


Adriana Degroot am Klavier


Eintritt: 7,50 €, für Mitglieder des Lew Kopelew Forums und des Vereins Freunde und Förderer der Anton Rubinstein Akademie e.V. ist der Eintritt frei.
Spenden sind willkommen.



Donnerstag, 10. Juni 2010, 19.00 Uhr


Gespräch

Umwelt in Russland

Wladimir Sliwjak
Vorsitzender der russischen Bürgerinitiative Ökoschutz im Gespräch mit

Elisabeth Weber, LKF-Beirat, und Bernhard Clasen (auch Übersetzung aus dem Russischen)

Veranstaltung in russischer und deutscher Sprache

Wladimir Sliwjak (36), Co-Vorsitzender und Mitbegründer der NGO „Ökoschutz“, ist einer der bekanntesten russischen Atomkraftgegner. Seit 1995 nimmt er als offizieller Beobachter und Vertreter der russischen Zivilgesellschaft an den UNO-Klima-Verhandlungen teil. Er ist Autor von ca. 400 Artikeln zu Umwelt- und Energiethemen, die sowohl in den NGO-Zeitschriften als auch in den Medien erschienen sind.

Er arbeitet mit der Heinrich-Böll-Stiftung in Moskau zusammen und war schon mehrfach Stipendiat der Marion-Dönhoff-Stiftung.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Mittwoch, 16.Juni 2010, 19.00 Uhr


Literatur und Musik


Liebe-Macht-Passion.

Berühmte russische Frauen

Tatjana Kuschtewskaja
liest aus ihren im Januar 2010 im Grupello-Verlag Düsseldorf erschienenen Buch

Marina Kalmykova
begleitet die Lesung mit ihren Kompositionen zu Zwetajewa, Achmatowa, Teffi, Pasternak und Rainer Maria Rilke („Elegie an Marina Zwetajewa-Efron“) mit Gitarre und Klavier

Tatjana Kuschtewskaja zeichnet Porträts der Frauen, die Russland geprägt haben: Eine die Jahrhunderte umspannende Galerie von Frauen, in deren wechselvollen Lebensläufen Talent und Berufung treibende Kräfte waren. Es finden sich jene Frauen, die Geschichte schrieben: die Fürstin Olga, die die Kiewer Rus im 10. Jahrhundert regierte, Katharina die Große, deren Leben den Stoff für manchen Liebesroman bietet, die Sowjetrevolutionärin Alexandra Kollontaj. Man liest vom Leben und Sterben der großen russischen Künstlerinnen: von der leidvollen Biografie der Dichterin Anna Achmatowa, von Anna Pawlowa, dem „russischen Schwan“, von der „russischen Chanel“ Nadeschda Lamanowa, von Lilja Brik, der femme fatale, und von Lou Andreas-Salomé, der Gefährtin Nietzsches und Rilkes. Tatjana Kuschtewskajas Blick reicht bis in die Gegenwart, und sie vergißt nicht, an eine im „Westen“ wohlbekannte Russin zu erinnern: Raissa Gorbatschowa, die charakter­volle „First Lady“. 30 Romane en miniature, die ihre Spannung dadurch gewinnen, dass sie gelebter Wirklichkeit abgelauscht sind.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Donnerstag, 17. Juni 2010, 19.00 Uhr

 

Lesung und Ausstellungseröffnung

Die Armenierfrage in der Türkei

Sibylle Thelen
liest aus ihrem im Februar 2010 im Klaus Wagenbach Verlag unter dem oben genanten Titel erschienenen Buch

Moderation: Osman Okkan, Vorsitzender des Kulturforum Türkei Deutschland

Das anschließende Gespräch mit Sibylle Thelen, Pfarrer Dr. Diradur Sardaryan (Armenische Gemeinde Baden-Württemberg) und Osman Okkan (Kulturforum Türkei Deutschland) moderiert Cem Sey (Korrespondent, Kolumnist bei Taraf, Agos).

Veranstalter: Hrant Dink Forum Köln, ein vom Kulturforum Türkei Deutschland initiiertes Netzwerk, dem auch die Deutsch-Armenische Gesellschaft angehört.

Die offizielle Geschichtsschreibung der Türkischen Republik kennt keinen Völkermord an den Armeniern. Die „Umsiedlungen“ gelten als unschöne, aber unabwendbare Folge des Ersten Weltkrieges. Die Entdeckung der Erinnerung hat jetzt Bewegung in die öffentliche Diskussion gebracht: Die Generation der Enkel beginnt, von den Großeltern zu erzählen. Diese Geschichten handeln vom Weiterleben nach dem Untergang des Vielvölkerreichs, von Leid, Schweigen und Verwüstung. Sie gehen den Menschen ans Herz. Sie rufen Anteilnahme, nicht aber ideologische Abwehrreflexe hervor. Viele in der Türkei haben sich inzwischen aufgemacht, die Vergangenheit mit anderen Augen zu erkunden mit ihren Erkenntnissen sind sie eine Provokation für die Hüter der offiziellen Doktrin. Mit großer Sachkenntnis und Sorgfalt fasst Sibylle Thelen den Stand der Forschung zu den Ereignissen von 1915 zusammen, geht der Tradition des Vergessens und Verdrängens nach und erzählt mit Empathie vom Aufbruch der Bürger in die Vergangenheit. Vom Umgang mit dieser Vergangenheit wird die demokratisch-pluralistische Entwicklung der Türkei und ihr Verhältnis zu Europa abhängen.

Sibylle Thelen, geboren 1962, studierte Politik, Turkologie und Kommunikationswissenschaften in München. 2008 erschien ihr Buch „Istanbul - Stadt unter Strom. Gesichter der neuen Türkei“. Sie ist leitende Redakteurin der Wochenendbeilage der Stuttgarter Zeitung.

Eröffnung der Fotoausstellung über den 2007 ermordeten armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink

Dauer der Ausstellung: 18.06.2010 – 09.07.2010

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Mittwoch, 30.Juni 2010, 19.00 Uhr

Swetlana Alexijewitsch

im Gespräch mit

Diana Siebert
Osteuropahistorikerin mit Schwerpunkt Belarus

Veranstaltung in deutscher Sprache mit der Übersetzung aus dem Russischen

In Kooperation mit dem Verein Heinrich Böll-Haus Langenbroich, der Heinrich Böll Stiftung

Swetlana Alexijewitsch, geb. am 1. Mai 1948 in Iwano-Frankiwsk, Ukraine, ist eine belarussische Schriftstellerin. ie wurde als Tochter einer Ukrainerin und eines Weißrussen geboren, studierte in Minsk Journalistik und arbeitete dann für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften.
Die international bekannte Schriftstellerin, die in Opposition zu Präsident Lukaschenkos Regime steht, hält sich schon seit längerer Zeit im Ausland auf. In ihrer Heimat sind ihre Bücher - wie auch die anderer kritischer Autoren - verboten; Schriftsteller werden bedroht, mehrere Journalisten sind Mordanschlägen zum Opfer gefallen. Ihre Bücher wurden in 35 Sprachen übersetzt; nach ihren Drehbüchern wurden mehr als zwanzig Dokumentarfilme realisiert. Sie erhielt zahlreiche Preise, u.a.:
Erich-Maria Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück, 2001; Robert Geisendörfer-Hörspielpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, Berlin, 2000; „Temoin du Monde", Paris 1999; Preis „Für das beste politische Buch des Jahres“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bremen, 1998; Andrej Sinjavskij-Preis, Moskau 1997; Kurt Tucholsky-Preis des Schwedischen PEN, Stockholm 1996; National Book Critics Circle nonfiction award, USA, 2006.

Svetlana Alexijewitsch hat eine ganz eigene literarische Sachbuchgattung gefunden - den „Roman in Stimmen“ -, die sie von Buch zu Buch weiterentwickelt und ästhetisch vertieft hat: eine auf vielen Hunderten Interviews basierende dokumentarische Prosa, in der sich die originalen Stimmen der Befragten in künstlerischer Verdichtung zu einem Seelenpanorama zusammenfügen.
„ ... Aus Tausenden Stimmen erschaffe ich nicht Realität (die Realität ist unbegreiflich), sondern ein Bild meiner Zeit, meines Landes, ... meiner Generation, der Menschen, die ich getroffen habe. Wie haben wie gelebt? Woran haben sie geglaubt? Wie sind sie umgekommen, und wie haben sie getötet? Und wie sehr haben sie nach dem Glück gestrebt und es verpasst, nicht erreicht?"
Alexijewitschs fünf große Prosabände stellen eine beeindruckende Mentalitätsgeschichte - nicht nur der Sowjetunion – dar: „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ (1985, dt. 1987); „Die letzten Zeugen“ (1985, dt. 1989); „Zinkjungen. Afghanistan und die Folgen (1989, dt. 1992); Im Banne des Todes (neuer Titel Seht mal, wie ihr lebt), 1993, dt. 1994). Sie arbeitete zehn Jahre lang an: Tschernobyl: Eine Chronik der Zukunft. 1998 erhielt Alexijewitsch dafür den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung. Ihr Stück über Tschernobyl Gespräche mit Lebenden und Toten wurde 1999 Hörspiel des Jahres.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes


 

Freitag, 02. Juli 2010, 19.00 Uhr

Anatolij Kononov
Verfassungsrichter a. D., St. Petersburg

im Gespräch mit


Prof. Dr. Angelika Nussberger

Mitveranstalter: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO), Institut für Ostrecht der Universität zu Köln

Veranstaltung in russischer und deutscher Sprache

Prof Anatolij Kononov, geb. 1947 in Moskau, studierte Jura an der Moskauer Staatlichen Universität. Seit 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter am All-Unions-Institut zur Erforschung der Fragen von Rechtsstaatlichkeit der Staatsanwaltschaft in der UdSSR. Seit 1990 Mitglied von „Demokratisches Russland“ und Duma-Abgeordneter. Seit 1991 Richter am Verfassungsgericht der RF, seit 1993 äußerte er 42 mal offiziell Kritik an den Entscheidungen des Verfassungsgerichts in einer Reihe von bekannten Fällen, zuletzt 2009, in denen von Natalia Morar und Michail Chodorkowskij. Seit dem 01. Januar 2010 auf eigenen Wunsch von der Arbeit am Verfassungsgericht suspendiert.

Eintritt frei


Montag, 05. Juli 2010, 19.00 Uhr

Die „blaue“ Revanche in der Ukraine

Die Ukraine kommt nicht zur Ruhe und fordert auch uns mit immer neuen Metamorphosen heraus. Vor fünf Jahren schien mit der Orangen Revolution der Aufbruch nach Westen und in die Demokratie geschafft. Seitdem gibt es in der Ukraine freie Wahlen und freie Medien. Jetzt aber haben die Ukrainer die Orangen abgewählt, und der neue Präsident Janukowytsch hat in 100 Tagen das Ruder herumgeworfen: Vom Westkurs zur Anlehnung an Russland. Die russische Schwarzmeerflotte bleibt auf der Krim. Über die Verschmelzung der russischen und ukrainischen Energiekonzerne wird verhandelt. Gibt die Ukraine ihre eben erst errungene Souveränität wieder auf? Bleibt das Land auf Demokratiekurs?

Auf zwei unterschiedlichen Wegen wird diesen Fragen nachgegangen:

Dr. Manfred Sapper, Chefredakteur der Zeitschrift „Osteuropa“, stellt das umfangreiche Sonderheft 2-4/2010 der Zeitschrift vor: „Schichtwechsel. Politische Metamorphosen in der Ukraine“. Dies ist eine enzyklopädisch angelegte kollektive Monographie zur Geschichte und Gegenwart eines Landes, das über viele Grenzen hinweg zu einem Staat und einer Nation geworden ist. Diese Monographie gibt Auskunft über Wirtschaft, Gesellschaft und die Probleme der außenpolitischen Orientierung.

Dr. Caroline von Gall, Institut für Ostrecht der Uni Köln, stellt den Artikel vor: „Rechtsstaat ohne Masterplan, Recht und Gerichtswesen in der Ukraine“, den sie zusammen mit Frau Prof. Dr. Angelika Nußberger für das Sonderheft geschrieben hat. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a.: Verfassungsrecht in Russland, Rechtsphilosophie in Osteuropa, Europäischer Menschenrechtsschutz.

Prof. Dr. Gerhard Simon, Osteuropahistoriker mit Ukraine-Schwerpunkt, berichtet über die aktuelle politische Situation im Land und fragt nach der unsicheren Zukunft.

Moderation und Diskussionsleitung: Dr. Elisabeth Weber, Beirat des Lew Kopelew Forum

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Donnerstag, 02. September 2010, 19.00 Uhr

Vortrag im Käthe Kollwitz Museum Köln

von Dr. Marianna Butenschön

Ein Zaubertempel für die Musen.
Die Ermitage in St. Petersburg


Grußwort: Alexander Wüerst
Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Köln, stellv. Vorsitzender des Lew Kopelew Forum

Dr. Marianna Butenschoen stellt ihr 2008 im Böhlau-Verlag, Köln, unter dem gleichnamigen Titel erschienenes Buch vor und erzählt von den wichtigsten Stationen der Ermitage-Geschichte. Die Ermitage war Museumsflügel des Winterpalastes und bis 1917 im Besitz der Zaren. Darum werden auch fast alle Zaren gezeigt, von Katharina II. bis Nikolaus II., dazu die bedeutendsten Direktoren, darunter Oskar Waldhauer, der Kurländer; einige der bekanntesten Exponate sowie schöne Gesamtansichten.

Marianna Butenschön ist Historikerin und Journalistin, lebt in Hamburg. Sie hat als zweite Deutsche nach Karl Schlögel den Anziferow-Preis der russischen Lichatschow-Stiftung bekommen.

Moderation: Hans-Peter Riese

Hans-Peter Riese beschäftigt sich seit vierzig Jahren mit der Kunst Russlands und der Sowjetunion. Als ARD-Korrespondent in Moskau hatte er Gelegenheit, Museen und Archive zu besuchen und neben Nachkommen von Künstlern der Avantgarde der zehner und zwanziger Jahre auch die Künstler des „Undergrounds“, die Nonkonformisten, kennen zu lernen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.04.2009:
Cord Aschenbrenner preist Marianna Butenschöns Buch über die Petersburger Eremitage in den höchsten Tönen und hat nur Sorge, dieses „großartige“ Werk könne nicht die angemessene Würdigung erfahren. Kenntnisreich und mit großer Passion führt die Russlandexpertin und Journalistin in die Geschichte eines der wichtigsten Museen der Welt ein, und sie lässt dabei jene „Andacht“ spüren, die dem „Mythos“ Eremitage gebührt, lobt der Rezensent. Schon die zitierten Quellen allein machten die Lektüre lohnenswert und auch das wichtige Thema „Beutekunst“ werde nicht ausgespart, stellt der rundum begeisterte Aschbrenner fest.

Im Eintrittsgeld ist die Besichtigung des Museums inbegriffen.

Eintritt: 6,00 €, erm. 3,00 €. Nur Abendkasse! Begrenzte Zahl der Plätze


Donnerstag, 09. September 2010, 19.00 Uhr

 

Filmvorführung


Dokumentarfilm von Kerstin Nickig

Kein Ort. Fluchtwege von Tschetschenen in Europa
D/PL 2009, 98 Min,
Russisch mit deutschen Untertiteln

Moderation: Barbara Gladysch

„Kein Ort“ erzählt vier sehr persönliche Geschichten von Flüchtlingen des Tschetschenienkonflikts in der EU, die versuchen, das „Asylangebot“ der Genfer Flüchtlingskonvention wörtlich zu nehmen. Das wirkt sich in Polen, Österreich, der Ukraine und Deutschland unterschiedlich aus, führt aber zum gleichen Resultat: Kein Ort.

„Kein Ort“ zeigt jenseits von spektakulären Flüchtlingsdramen die alltäglichen Auswirkungen einer restriktiven Asylpolitik auf Flüchtlinge in Europa.

Kerstin Nikich: „Kein Ort“ ist ein Film, der eigentlich nicht zu realisieren war. Nach den ersten Versuchen, ihn nach dem Treatment zu drehen, war schnell klar - der Film ist genauso wenig planbar und voraussehbar wie die Wege seiner Protagonisten - Flüchtlinge aus dem Nordkaukasus, die versuchen in Europa eine Bleibe zu finden. In Tschetschenien: Zu unmöglich die Dreharbeiten und zu hoch das Risiko für die Protagonisten. In Europa: Zu unerwartet die Abschiebungen und anderweitigen Verwicklungen, zu lange die Wartezeiten auf die Asylentscheidung, zu groß die Schwierigkeiten, Drehgenehmigungen für die Migrationsbehörden und Institutionen zu bekommen, zu viele Orte in der großen Odyssee durch Europa, die viele Flüchtlinge auf der Suche nach einer Bleibe unternehmen. Und dann die Angst, die die Flüchtlinge der Gewaltherrschaft im Nordkaukasus bis nach Europa verfolgt. Schon die Suche nach den geeigneten Protagonisten gestaltete sich als besonders schwierig, da in den letzten Jahren immer mehr sogenannte „Emissäre“ des tschetschenischen Despoten Kadyrov Angst verbreiteten, die, von ihm nach Europa entsandt, versuchen, politische Gegner unter den Exiltschetschenen entweder auf seine Seite zu bringen oder aber mindestens mundtot zu machen. Im Medienzeitalter, wo jeder Auftritt in einem Film innerhalb kürzester Zeit über Internet auch nach Tschetschenien gelangen kann, zogen es die meisten Tschetschenen vor, ihren Protest gegen die Machtverhältnisse in ihrer Heimat unter vier Augen und ohne Zuschauer zu äußern. Als dann am 13. Januar 2009 der Kadyrov-Kritiker Umar Israilov in Wien auf offener Straße erschossen wurde, war es fast unmöglich jemanden zu finden, der an dem Film mitwirken wollte. Nur ein paar Mutige, die nach eigener Einschätzung sowieso nichts mehr zu verlieren hatten, sahen in dem Film die Möglichkeit, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.“

Kerstin Nickig wurde 1971 in Duisburg/ Rheinhausen geboren. Studium der Russistik und Germanistik in Köln und Moskau. 2000-2004: Studien in Filmregie an der Hochschule für Film- und Fernsehen in Potsdam und der Nationalen Filmschule in Lodz/ Polen. Arbeitete in Nichtregierungsorganisationen in Deutschland und Russland. 2005 Gründung der Medienproduktionsfirma „time prints“, zusammen mit Michael Truckenbrodt. Seit 2004 lebt und arbeitet Kerstin Nickig als freie Filmemacherin mit Schwerpunkt Dokumentarfilm in Berlin.

Filmographie (Auswahl):
„Kein Ort“, Dokumentarfilm, D/PL 2009, 98 Min., ZDF/3sat, TVP (Polen). (Filmförderpreis der Robert Bosch Stiftung, 2008); „Die Maßnahme“, Dokumentarfilm, D 2007, (Festivalteilnahmen); „Lieber Muslim…“, Dokumentarfilm D 2005, 35 Min., TVP (Polen). FIPRESCI-Award beim Krakauer Filmfestival 2006, Preis der Stadt Prag/ Bester Kurzfilm beim One-World-Filmfestival Prag 2006, Deutscher Kurzfilm-Förderpreis 2005 der Europäische Kurzfilmbiennale Ludwigsburg); „Ein neues Land“, Doku. D 2004, 36 Min. (Festivalteilnahmen)

Barbara Gladysch ist eine deutsche Friedensaktivistin. Sie engagiert sich für Flüchtlinge und Asylsuchende in Deutschland, für die „Tschernobylarbeit“ in Belarus und die Hilfeleistung für kriegstraumatisierte Kinder in Tschetschenien („Kleiner Stern“). Sie wurde mehrmals ausgezeichnet, war eine von 1000 Frauen, die 2005 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurden. Für ihre Arbeit wurde ihr auch 2005 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse zuerkannt, dessen Annahme sie jedoch aus Protest gegen die Asylpolitik und die deutsche Politik gegenüber Tschetschenien verweigert hat.

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Donnerstag, 16. September 2010, 19.00 Uhr

Europäisch-jüdische Familiengeschichten des 20.Jhs

Claude Weinber

im Gespräch mit Elisabeth Weber, Beirat des LKF

Claude Weinber wird über seine Familie erzählen und steht auch für Fragen über sein eigenes, vielfältiges Leben zur Verfügung.
Der Vater: geboren in Wien, Kommunist; verhaftet in Frankreich 1938, bis 1945 in Auschwitz. Nach der Befreiung wohnhaft in Belgien. Weiter aktiver Kommunist, konspiratives SED-Mitglied, Zusammenarbeit mit Schalck-Golodkowski.
Die Mutter: geboren in Köln, im Belgischen Viertel; konnte fliehen, seit 1938 bis zu ihrem Tod vor wenigen Wochen, wohnhaft in Brüssel.
Claude Weinber lebt heute in Heidelberg und in Brüssel, leitet das Büro der Böll-Stiftung in Brüssel.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Mittwoch, 29. September 2010, 20.00 Uhr

Vortrag von Dr. Vsevolod Bagno, St. Petersburg

Russland, Deutschland und Europa in den Archiven des Petersburger Puschkin-Hauses

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Puschkin-Gesellschaft e.V., Potsdam

Moderation: Dr. Dieter Boden
Vorsitzender der Deutschen Puschkin-Gesellschaft e.V., Potsdam; langjähriger Sondergesandter des UN-Generalsekretärs und Leiter der OSZE - Mission im Kaukasus.

Grußwort: Fritz Pleitgen, Vorsitzender des LKF

Bekanntlich schlummern in den Archiven des Puschkin-Hauses nicht nur sämtliche bekannte Autographen Puschkins, sondern auch bei uns bisher wenig bekannte Schätze zu Kultur und Geschichte Deutschlands, darunter Originaldokumente u.a. zu Goethe, Heine, Nietzsche, Rilke, Bach, Beethoven, R. Wagner, Bismarck und Friedrich der Große . Darüber würde Dr. Bagno anhand einer Power-Point-Präsentation sprechen.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Mittwoch, 06. Oktober 2010, 19.00 Uhr

 

Lesung 

 

Das Buch über den Mann, der das kommunistische System zum Einsturz brachte

Reinhold Vetters


Polens eigensinniger Held
Wie Lech Walesa die Kommunisten überlistete

BWV - Berliner Wissenschafts-Verlag;
Erscheinungsdatum: 18. Mai 2010

Gespräch mit dem Autor: Elisabeth Weber, LKF-Beirat

In Zusammenarbeit mit der DPG Köln-Bonn e.V.

Mit dem Buch „Polens eigenwilliger Held“ erscheint die erste wissenschaftlich fundierte Biografie Lech Walesas im deutschsprachigen Raum. Der Blick auf sein Lebenswerk offenbart eine Fülle von Material, das für die polnische und europäische Zeitgeschichte von großer Bedeutung ist, das grundlegende Erkenntnisse über die Ost-West-Beziehungen sowie das deutsch-polnische Verhältnis vor und nach der Wende vermittelt und das ebenfalls genug Stoff für die intellektuelle Durchdringung der Transformation in Ostmitteleuropa liefert.

Reinhold Vetter war im August 1980 während des berühmten Streiks auf der Danziger Lenin-Werft. Später berichtete er mehr als zwei Jahrzehnte lang als Korrespondent deutscher Medien aus Ostmittel- und Südosteuropa. Er hat Lech Walesa mehr als dreißig Jahre lang beobachtet und wiederholt mit ihm gesprochen.

Die Buchpräsentation ist eine gute Gelegenheit, den Menschen Lech Walesa näher kennen zu lernen und mit dem Autor zu diskutieren über die Verdienste Walesas für Polen und Osteuropa, sein widersprüchliches Verhältnis zu Intellektuellen wie Tadeusz Mazowiecki und Bronisław Geremek, die Zwiespältigkeit seiner Arbeit als polnischer Staatspräsident, sein Demokratieverständnis, seine Haltung gegenüber den Deutschen und den Vorwurf der Agententätigkeit für den früheren kommunistischen Sicherheitsdienst.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Mittwoch, 27. Oktober 2010, 19.00 Uhr

 

Literaturabend

 

John Boyne

Das Haus zur besonderen Verwendung
Roman, Arche-Verlag, Hamburg 2010

Gespräch mit dem Autor und Übersetzung aus dem Englischen: Antje Deistler, Köln

Lesung auf Deutsch: Bernt Hahn

Deutsche Erstausgabe; Erscheinungsdatum: 30. August d.J. Aus dem Englischen von Fritz Schneider.

„Ein aufwühlendes, atemberaubendes Epos über das Schicksal des letzten russischen Zaren und seiner Familie.“ - The Times.

Mit diesem außergewöhnlichen Roman hat John Boyne den Menschen, die eine der dramatischsten Epochen Russlands erlebt und erlitten haben, ein Denkmal gesetzt.

„Das Haus zur besonderen Verwendung" hat es tatsächlich gegeben: das in Jekaterinburg nach dem letzten Besitzer so genannte Ipatjew-Haus. Es war eine Villa, in der Zar Nikoklaus II. und seine Familie vom 30. April 1918 an von den Bolschewiken gefangen gehalten und schließlich in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 ermordet wurden.

Russland 1915: In einem kleinen Dorf verhindert der sechzehnjährige Bauernsohn Georgi mit Glück und Geistesgegenwart ein Attentat auf ein Mitglied der Zarenfamilie. Zar Nikolaus II. ruft Georgi daraufhin nach Sankt Petersburg, wo er ihn zum Leibwächter seines einzigen Sohnes ernennt, der nicht nur als Thronfolger in ständiger Lebensgefahr schwebt. Georgi weicht dem kleinen Zaren fortan nicht mehr von der Seite und findet in ihm einen Freund. In den prunkvollen Sälen des Winterpalais begegnet er auch der Zarentochter Anastasia. Sie verlieben sich, wohl wissend, dass diese Liebe nicht sein darf. Doch Georgi ist entschlossen, für Anastasia bis zum Äußersten zu gehen. Aber dann erhebt sich das Volk gegen den Zaren; das ganze Land taumelt dem Abgrund der Revolution entgegen. Anastasia und ihre Familie werden an einen geheimen Ort verschleppt, ins „Haus zur besonderen Verwendung“.

Die Bücher von John Boyne (Jahrgang 1971) wurden bisher in mehr als 40 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der internationale Durchbruch gelang Boyne mit seinem Roman „Der Junge im gestreiften Pyjama“, der in vielen Ländern auf den Bestsellerlisten stand, für das Kino verfilmt und von der Kritik als „ein kleines Wunder“ (The Guardian) gefeiert wurde. John Boyne lebt in Dublin.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Sonntag, 31. Oktober 2010, 18.00 Uhr

 

Liederabend

 

Monika Kettenis, Sopran
Radoslava Gordin, Klavier

In Zusammenarbeit mit der Anton-Rubinstein-Akademie

Franz Schubert – Ausgewählte Lieder
An die Musik Op. 88 N.4
Ständchen
Du bist die Ruh Op. 59 N. 8
Auf dem Wasser zu singen Op.72
Der Tod und das Mädchen Op. 7 N. 8
Gretchen am Spinnrade Op. 2
Lachen und Weinen Op.59 N. 4

Pause

Johannes Brahms – Acht Zigeunerlieder Op. 103
He, Zigeuner, greife in die Saiten
Hochgetürmte Rimaflut
Wißt ihr, wann mein Kindchen
Lieber Gott, du weißt
Brauner Bursche führt zum Tanzen
Röslein dreie in der Reihe
Kommt dir manchmal in den Sinn
Rote Abendwolken ziehn

 


Eintritt: 7,50 €, für Mitglieder des Lew Kopelew Forums und des Vereins Freunde und Förderer der Anton Rubinstein Akademie e.V. ist der Eintritt frei. Spenden sind willkommen.

 

 

Freitag, 19. November 2010, 19.00 Uhr

Gespräch zur Preisverleihung 2010

Die Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta
diesjährige Preisträgerin des
Lew-Kopelew-Preises für Frieden und Menschenrechte

vertreten durch

Chefredakteur Dmitri Muratov und

Kolumnist und Fotograf Jurij Rost

im Gespräch mit

Klaus Bednarz

Übersetzung: Nadja Simon und Bernhard Clasen

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes



Sonntag, 21. November 2010, 11.00 Uhr

Verleihung des Lew-Kopelew-Preises für
Frieden und Menschenrechte 2010


an die
Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta (Neue Zeitung)

in der Kassenhalle der
Kreissparkasse Köln,
Neumarkt 18

Den Preis nehmen in Empfang

der Chefredakteur Dmitri Muratov und
der Kolumnist und Fotograf Jurij Rost

Preisbegründung:
Fritz Pleitgen, Vorsitzender des Lew Kopelew Forums

Laudatio:
Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages

Musikalische Umrahmung
mit Variationen zu Liedern von Bulat Okudschawa Duo „Kontrasax“:
Romy Herzberg, Kontrabass und Christina Fuchs, Saxophone und Bassklarinette

Geschlossene Veranstaltung mit gesonderter Einladung

Wie kaum ein anderes Publikationsorgan in Russland steht die „Nowaja Gaseta“ für unabhängigen, aufklärerischen, mutigen und unbeirrbaren Journalismus.
Im Sinne Lew Kopelews tritt sie konsequent für die Einhaltung der Menschenrechte, die Verwirklichung demokratischer Grundrechte, die Schaffung eines unabhängigen Justizwesens und die Stärkung der Zivilgesellschaft in Russland ein.

Trotz massiver Einschüchterungsversuche und konkreter persönlicher Bedrohungen kämpfen Redaktionsmitglieder und andere Mitarbeiter der „Nowaja Gaseta“ gegen Machtmissbrauch der Herrschenden, machen Übergriffe der Staatsorgane deutlich und decken immer wieder besonders gravierende Fälle der allgegenwärtigen Korruption in Russland auf. Für ihre journalistische Grundhaltung und die konsequente kritische Auseinandersetzung mit der Realität des heutigen Russland hat sie weit über die Grenzen ihres Landes hinaus Anerkennung und Achtung gefunden und gilt als Leuchtturm in der weltweiten täglichen Informationsflut.

Mit der Verleihung des Lew-Kopelew-Preises 2010 soll zugleich das Andenken der Redakteurinnen und Redakteure der „Nowaja Gaseta“ und der vielen anderen Journalisten in Russland geehrt werden, die ihren Kampf für die Pressefreiheit, für Demokratie und Menschenrechte in Russland mit dem Leben bezahlt haben.


Donnerstag, 25. November 2010, 19:00 Uhr

Im Fokus - Belarus

Vortrag von Susanne Spahn MA

Wie Lukaschenko Belarus über die virtuelle Vereinigung mit Russland in die Unabhängigkeit führt

Moderation: Prof. Dr. Gerhard Simon, Universität zu Köln


Im Dezember wird Lukaschenko zum vierten Mal zum Präsidenten von Belarus gewählt. Aber während er früher vorbehaltlos von Moskau gestützt wurde, demontiert das russische Fernsehen ihn inzwischen als den „letzten Diktator Europas“. Offiziell haben Belarus und Russland sich in einem Unionsstaat vereinigt, tatsächlich hat sich hinter dieser Fassade die Unabhängigkeit von Belarus konsolidiert, die Russland verhindern wollte. Die ostslawische Gemeinschaft scheint aus den Fugen geraten zu sein: Während in den vergangenen 15 Jahren die Russische Föderation und Belarus eine „Union“ bildeten und die Ukraine sich mehr und mehr entfremdete, ist unter dem neuen ukrainischen Präsidenten Kiew zum besten Freund Moskaus geworden. Minsk hingegen hat der Kreml die strategische Partnerschaft aufgekündigt. Kann Lukaschenko ohne die Unterstützung Moskaus politisch und wirtschaftlich überleben? Wird sich Belarus nach Westen öffnen? Oder kommt es zu einer Wiederbelebung der ostslawischen Einheit?

Susanne Spahn hat sich intensiv mit dem ostslawischen Verwirrspiel beschäftigt und darüber ein Buch geschrieben, dessen zentrale Thesen sie im LKF vorstellen wird.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Freitag, 26. November 2010, 19.00 Uhr

 

Klavierkonzert zum Jahr von

Frédéric Chopin und Robert Schumann

In Zusammenarbeit mit der Anton-Rubinstein-Akademie

Igor Kirillov spielt

Robert Schumann (1810-1856):
Papillons Op. 2; Kinderszenen Op. 15; Arabeske Op. 18

Frédéric Chopin (1810-1849):
Nocturne F-Dur Op. 15/1 ; Nocturne Fis-Dur Op. 15/2 ;
Nocturne c-Moll Op.48/1; Mazurka fis-Moll Op.6/1;
Mazurka C-Dur Op. 24/2; Mazurka D-Dur Op. 33/2;
Valse As-Dur Op. 69/1; Valse a-Moll Op. 34/2;
Valse F-Dur Op. 34/3; Barcarole Fis-Dur Op. 60

Robert Schumann und Frédéric Chopin sind nicht nur beide 1810 geboren, es gab vielfältige Beziehungen zwischen den beiden Komponisten. So begegneten sich die beiden Künstler mehrfach und widmeten sich gegenseitig Werke.

Der in Köln lebende russische Pianist Igor Kirillov, geb. 1979, erhielt mit 6 Jahren seinen ersten Klavierunterricht.1994 gewann er den Interregionalen Klavierwettbewerb in Dubna in Russland mit der besonderen Auszeichnung für die beste Tchajkowskij-Interpretation. Er studierte im Gnessin State Musical College in Moskau, an der Folkwang Hochschule in Essen, war 2002 - 2008 Meisterschüler an der Internationalen Anton Rubinstein Akademie für Klavier und Kammermusik in Düsseldorf (Meisterklasse Alla Blatow), nahm an zahlreichen internationalen Meisterkursen teil, sammelte Aufnahmeerfahrungen beim WDR und spielte unter anderem im Steinway-Haus in Düsseldorf, im Bochumer Thürmer-Saal, im Theater an der Ruhr in Mülheim an der Ruhr, im Lew Kopelew Forum in Köln, im Baal-Saal in Aachen und im Opernhaus Köln.

Kritiken-Auswahl:
Augsburger Zeitung: „…Igor Kirillov verzauberte mit seinem Spiel, völlig introvertiert, versunken in die Klangbilder …er schien auf die Tausend Geräusche der Natur zu lauschen, malte sie in bunten Farben…“ (12.03.2000)

Kölner Stadt-Anzeiger: „… Kirillov baute über ein Widerspiel von Gewichten und Lichtwechseln eine wundersame Spannung zwischen Schwermut und Seelenfrieden auf.“ (22.06.2006)
"...brilliant: Igor Kirillov am Piano..." (06.02.2007).


Schumann, Kinderszenen Op. 15 (1)

Schumann, Kinderszenen Op. 15 (2)

Schumann, Arabeske C-Dur Op. 18

Frédéric Chopin Nocturne Fis-Dur Op. 15/1

Frédéric Chopin Nocturne Fis-Dur Op. 15/2

Eintritt: 7,50 €. Für Mitglieder des Lew Kopelew Forums und des Vereins Freunde und Förderer der Anton Rubinstein Akademie e.V. ist der Eintritt frei. Spenden sind willkommen.



Mittwoch, 01. Dezember 2010, 19.30 Uhr


Ausstellungseröffnung


Aghet – Der vergessene Völkermord
Armin T. Wegner
, Fotografien 1915/1916

 

Veranstalter: Deutsch-Armenische-Gesellschaft in Kooperation mit: Armin T. Wegner Gesellschaft, Wuppertal; Stiftung Guardini, Berlin; Bergische Universität, Wuppertal

Begrüßung: Susanne Böhringer,
Vorsitzende der Deutsch-Armenischen Gesellschaft, Enger

Einführende Worte zur Ausstellung:
Judith Schönwiesner, Kuratorin, Solingen

 

 

Vortrag von Prof. Dr. Andreas Meier,
Bergische Universität Wuppertal:

Austreibung oder Völkermord? A.T. Wegner als Augenzeuge des Genozids an den Armeniern

Musikalische Umrahmung:
Lieder von Ulrich Klan, Musiker, Komponist, Vorstandsmitglied der Armin T. Wegner Gesellschaft und Armine Ghouloyan, Pianistin, Komponistin

 

Der Wuppertaler Armin T. Wegner (*1887, Elberfeld, †1978, im Exil in Rom) – Schriftsteller, Essayist, Reisender und kritischer Beobachter seiner Zeit – zählt zu den weithin vergessenen Autoren des 20. Jahrhunderts. Wegner avancierte in den zwanziger Jahren mit seinen Reiseberichten „Fünf Finger über Dir“ (1930) und „Am Kreuzweg der Welten“ (1930) zum Bestsellerautor. Die Texte des vom Orient faszinierten Schriftstellers erzählen von seinen ausgedehnten und abenteuerlichen Reisen, die er zusammen mit seiner Frau, der jüdischen Dichterin Lola Landau, unternahm.

Der lebenshungrige und abenteuerlustige Dichter vergaß jedoch nie, auch hinter die Kulissen der Zeitgeschehnisse zu blicken. So wurde er 1915 - als Sanitätsoffizier des Roten Kreuzes in Bagdad - Zeuge von der Vertreibung der Armenier. Trotz Verbots begab er sich in die Flüchtlingslager, fotografierte, schmuggelte. Briefe der Verfolgten zur amerikanischen Botschaft und die entstandenen Bilder unter seiner Bauchbinde nach Deutschland.

Der umfangreiche Nachlass des Dichters und leidenschaftlichen Fotografen liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Neben Briefen, Tagebüchern, Arbeitsmaterialien und einigen Romanfragmenten finden sich darin auch etwa 6.700 Fotografien.

In der Ausstellung werden Aufnahmen gezeigt, die Wegner mit einer einfachen Plattenkamera von der Vertreibung und den Morden an den Armeniern machte. Da nur die Glasdiapositive zu einem Vortrag, den er zwischen 1919 und 1924 hielt, überliefert sind, werden die Fotos in neuen Drucken ausgestellt. Jene Bilder aus dem Nachlass, die nicht eindeutig Wegner zugeordnet werden konnten, sind über eine DIA-Projektion zu sehen.

Wie Lew Kopelew trat auch Armin T. Wegner für Gerechtigkeit, Völkerverständigung, Gleichheit, gegenseitigen Respekt und Menschlichkeit ein. Diese Haltung brachte Wegner u.a in seinen revolutionären Aufrufen wie „Der Ankläger – Aufruf zur Revolution“, seinem Dia-Vortrag „Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste“ oder in seinem „Brief an Hitler“ zum Ausdruck.

Dauer der Ausstellung: 02.12. – 17.12.2010, Öffnungszeiten: Di – Fr 11.00 - 18.00 Uhr und nach Vereinbarung

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und Inhaber des Köln-Passes

 

 

Mittwoch, 08. Dezember 2010, 19.00 Uhr

 

Länderbericht Russland

Vorstellung der neusten Ausgabe der Reihe „Länderberichte“

der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb

Buchvorstellung und Gespräch, mit dem Herausgeber Dr. Hans-Henning Schröder
und weiteren Autoren

Moderation: Dr. Manfred Sapper, Chefredakteur der Zeitschrift „Osteuropa“

Grußwort: Thomas Krüger, Leiter der Bundeszentrale für politische Bildung

Das Buch versammelt 26 wissenschaftliche Aufsätze zur Geschichte und zur aktuellen politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Russlands. Es ist in fünf Kapitel aufgeteilt: „Landeskundliche Grundlagen und historisches Erbe“, „Politisches System“, „Außenpolitik“, „Wirtschaft“ und „Gesellschaft, Alltag, Kultur“.

Ausgehend von der Vorstellung der Publikation stellen sich die Podiumsgäste auch Fragen über die derzeitige Entwicklung Russlands.

Anschließend ein kleiner Empfang.

Eintritt frei

 

Freitag, 17. Dezember 2010, 19.00 Uhr

Klavierkonzert mit Studierenden der Anton-Rubinstein-Akademie

Lee Kyung A
F. Mendelssohn Variations serieuses Op. 54

Seo Hyojin
J. Brahms Scherzo Op.4

Sun-Ho Lee
F. Liszt Sonetto 104 del Petrarca
P. Tschaikowski Nocturne Op.10/1
Karneval-Februar aus den Jahreszeiten Op.37a
Meditation Op.72/5

Monika Kettenis,  Sopran
Radoslava Stoimenova, Klavier
F. Chopin Polnische Lieder Op.74
Zyczenie - Mädchens Wunsch
Wiosna - Der Frühling
Smutna rzeka - Trübe Wellen
Precz z moich oczu-  Mir aus den Blicken!
Sliczny chlopiec - Mein Geliebter
Wojak - Der Reitersmann vor der Schlacht
Moja pieszczotka - Meine Freuden
Hulanka - Bacchanal

Sun-Ho Lee
J. Haydn Sonate Es-Dur Hob. XVI/52
- Allegro
- Adagio
- Finale. Presto

Anna Kiskachi
R. Schumann Faschingsschwank aus Wien Op.26

Eintritt: 7,50 €, für Mitglieder des Lew Kopelew Forums und des Vereins Freunde und Förderer der Anton Rubinstein Akademie e.V. ist der Eintritt frei. Spenden sind willkommen.

Kontakt

Lew Kopelew Forum
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50667 Köln


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Fax. (0221) 2 57 67 68
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