Thomas Ammer (1937-2024)
Wir trauern um unser langjähriges Mitglied und Bürgerrechtler Thomas Ammer, der am 11. Oktober 2024 in Euskirchen verstarb. Als Mitbegründer der Widerstandsgruppe Eisenberger Kreis wurde Thomas Ammer 1958 in der DDR zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1964 wurde er von der Bundesrepublik freigekauft. Thomas Ammer engagierte sich Zeit seines Lebens für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.
Sa., 2.11.24 um 20.00 Uhr
Im Namen der Freiheit – Taras Schewtschenko
Ein Portrait der ukrainischen Nationaldichters vom Mark Zak mit musikalischer Untermalung von Svitlana Kavka (Bandura, Gesang)
ACHTUNG! ORT:
Theater der Keller
Siegburger Str. 233w
50679 Köln
Der ukrainische Volksdichter Taras Schewtschenko wird 1814 als Leibeigener in einem Dorf in der Zentralukraine geboren und noch in der Kindheit zum Vollwaisen. Aufgrund seiner außerordentlichen Begabung erlaubt ihm sein Herr Pawel Engelhardt in Sankt Petersburg Malerei zu studieren. Der ukrainische Student saugt alle Eindrücke der russischen Metropole in sich auf, lernt Polnisch und Französisch, besucht Vorlesungen über Physik ebenso wie über Kunstgeschichte und Architektur. Seine Gönner, bedeutende Maler und Literaten, veranstalten 1838 schließlich eine Lotterie, um den jungen Mann freizukaufen. Doch sein Durst nach Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit ist damit nicht gestillt. Er träumt von einer Welt ohne Leibeigenschaft und Unterdrückung, von einer Welt der Gleichheit und Brüderlichkeit. Sein „Kobsar“ erscheint 1840, und die bis heute berühmte Gedichtsammlung wird zum Meilenstein der ukrainischen Literatursprache. 1847 wird er in Kyjiw verhaftet, seine Gedichte werden als „revolutionär“ eingestuft und der Chef der Geheimpolizei Orlow schreibt an den Zaren:
„Mit der Verbreitung seiner Gedichte in der Ukraine könnten Ideen über die Möglichkeit des Bestehens der Ukraine als eines selbstständigen Staates Wurzeln schlagen.“
Während Svitlana Kavka mit Bandura, einer ukrainischen Lautenzither, und Gesang (Mezzosopran) dem Publikum die zauberhafte Dichtkunst des Lyrikers näherbringt, zeichnet Mark Zak mit Witz, Humor und ohne jegliches Pathos ein lebendiges Porträt des herausragenden Künstlers und schlägt dabei einen Bogen bis in die heutige Zeit.
Eine Koproduktion mit dem Theater der Keller und mit freundlicher Unterstützung von Blau-Gelbes Kreuz e.V. und Lew Kopelew Forum e.V.
TICKETS unter: theater-der-keller.de/programm/im-namen-der-freiheit-taras-schewtschenko
В і’мя свободи – Тарас Шевченко
Нарис постаті українського національного поета представляє Марк Зак у музичному супроводі Світлани Кавки (бандура, спів)
АДРЕСА ВИСТАВИ:
Theater der Keller
Siegburger Str. 233w
50679 Köln
Український народний поет Тарас Шевченко народився у 1814 році у кріпацькій родині в Центральній Україні і рано лишився батьків. Помітивши непересічний талант хлопчика, його власник Павел Енгельгардт дозволяє йому вчитися живопису у Санкт-Петербурзі. Український юнак вбирає в себе всі враження російської метрополії, вивчає польську та французьку мови, відвідує лекції з фізики так само як з історії мистецтва та архітектури. Поціновувачами його таланту та друзями стають відомі художники і літератори. У 1838 році вони влаштовують лотерею, щоб викупити юнака. Проте його жага свободи, самостійності та справедливості потребують більшого. Шевченко мріє про світ без кріпацтва та пригнічення, про світ рівності та братства. У 1840 році виходить його «Кобзар» - знаменита збірка віршів, яка стала поворотною віхою у становленні української літературної мови. Проте вже у 1847 році Шевченка арештовують у Києві, його вірші називають «революційними», і шеф таємної поліції Орлов пише царю:
«З улюбленими віршами в Малоросії могли посіятися та укорінитися ідеї про можливість існування Украйни у якості окремої держави».
Українська мисткиня Світлана Кавка (бандура, меццо-сопрано) познайомить публіку з чарівними віршами Шевченка, перекладеними на музику і спів. Нарис постаті великого українського митця та його вплив на сучасність - з гумором та без жодного пафосу - представить українсько-німецький актор та автор Марк Зак.
Спільна вистава з Theater der Keller та за підтримки Blau-Gelbes Kreuz e.V. та Форуму Лева Копелева
КВИТКИ можна придбати за посиланням: theater-der-keller.de/programm/im-namen-der-freiheit-taras-schewtschenko
Sa., 9.11.24 um 16.00 Uhr
Ukrainian Book Club Cologne / #КУК: Український літературний клуб у Кельні:
BITTE BEACHTEN SIE, DASS DIE ANMELDUNG ZUR FILMVORFÜHRUNG WEGEN HOHER NACHFRAGE UND BEGRENZTER ZAHL DER PLÄTZE IM SAAL AM 3.11 ABGESCHLOSSEN WURDE.
WIR BEMÜHEN UNS ZURZEIT UM EINE WEITERE VORFÜHRUNG IN KÖLN UND WERDEN SIE ÜBER DEN ORT UND ZEIT RECHTZEITIG BENACHRICHTIGEN.
DANKE FÜR IHR VERSTÄNDNIS!
УВАГА! ЧЕРЕЗ ВЕЛИКИЙ ПОПИТ ТА БРАК МІСЦЬ У ЗАЛІ РЕЄЄСТРАЦІЮ НА ПОКАЗ ФІЛЬМУ ЗАКРИТО 3.11.
МИ НАМАГАЄМОСЯ ОРГАНІЗУВАТИ ЩЕ ОДИН ПОКАЗ ФІЛЬМУ У КЕЛЬНІ, ПРО ЩО ПОВІДОМИМО ВАС ЗАВЧАСНО.
ДЯКУЄМО ЗА ВАШЕ РОЗУМІННЯ!
Das Haus „Slowo“: Unvollendeter Roman
Filmvorführung auf Ukrainisch mit englischen Untertiteln
Anschließende Online-Diskussion mit der Drehbuchautorin Ljubow Jakymtchuk
Moderation: Dr. Anna Winkelmeier
1927 wurde in Charkiw auf Befehl Stalins ein besonderes Haus gebaut. Die besten ukrainischen Künstler - Dichter, Schriftsteller, Maler und Regisseure - ließen sich hier nieder. Allein die Möglichkeit, hier zu wohnen, war schon eine Anerkennung für die Künstler jener Zeit. Eines Tages taucht ein Neuankömmling im Haus auf. Er arbeitet als Lektor in der Presse und träumt davon, in die Riege der führenden Schriftsteller aufzusteigen. Um sich hier niederzulassen, brauchte er allerdings ein Talent - das Talent, zu lauschen und alles, was er hörte, einem NKWD-Agenten zu erzählen...
„Das Haus ‚Slowo‘: Unvollendeter Roman“ ist ein ukrainischer Spielfilm unter der Regie von Taras Tomenko. Er erzählt die dramatische Geschichte ukrainischer Schriftsteller, die in einem Haus unter einem Dach versammelt wurden, um sie für das bolschewistische System arbeiten zu lassen. Doch nach und nach verschwinden seine Einwohner in den Mühlen des stalinistischen Terrors. Die Geschichte handelt davon, wie sich ein kommunistisches Paradies in eine kommunistische Hölle verwandelt.
Der Film, der seine Weltpremiere auf dem 37. Warschauer Filmfestival 2021 hatte und Mitte 2024 in die Kinos kam, wurde in der Ukraine rasch zum meist diskutierten Film des Jahres.
Um eine verbindliche Anmeldung bis zum 8.11.24 unter info@kopelew-forum.de oder unter 0221 257 67 67 wird gebeten.
Eintritt frei.
Um eine Spende zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte wird gebeten
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Сб., 9.11.24 um 16.00 Uhr
Будинок «Слово»: Нескінчений роман
Показ фільму українською мовою з англійськими субтитрами
Дискусія онлайн з авторкою сценарію Любов’ю Якимчук
Модераторка: Д-р Ганна Вінкельмайєр
1927 року у Харкові за наказом Сталіна збудовано особливий будинок. Тут оселилися кращі українські митці — поети, письменники, художники та режисери. Сама лише можливість жити тут вже була для тогочасних творців визнанням. Якось у будинку з'являється новенький. Він працює коректором преси та понад усе мріє влитися в когорту провідних письменників. Аби оселитися тут йому дійсно знадобився талант — талант підслуховувати та переповідати все почуте агенту НКВС…
«Будинок „Слово“: Нескінчений роман» — український повнометражний художній фільм режисера Тараса Томенка — драматична історія українських письменників, яких зібрали в одному будинку під одним дахом, щоб змусити їх працювати в ім'я системи. Один за одним всі мешканці будинку зникають в жорнах сталінського терору. Історія про те, як комуністичний рай перетворюється на комуністичне пекло.
Світова прем'єра фільму відбулась 2021 року на 37-му Варшавському кінофестивалі. В кінопрокат фільм вийшов в середині 2024 року і відразу став одним з найбільш обговорюваних фільмів в Україні.
Для участі у показі просимо зареєструватися до 8.11.24 , надіславши мейл на info@kopelew-forum.de або за телефоном 0221 257 67 67.
Вхід вільний.
Збираємо донати, які будуть перераховані українським воїнам
Di., 12.11.24 um 17.30 Uhr
Filmvorführung: The Dmitriev Affair
Filmvorführung auf Russisch mit englischen Untertiteln
Anschließende Diskussion mit der Regisseurin Jessica Gorter
und der Tochter von Yuri Dmitriev Katja Klodt
Moderation: Sergej Lebedew, Schriftsteller und Journalist
In Englischer Sprache mit Konsekutivdolmetschen ins Deutsche
In den Wäldern Kareliens sucht der Historiker Yuri Dmitriev gegen den Willen der russischen Behörden nach Massengräbern aus der Zeit des Stalinterrors - bis er eines Tages verhaftet und nach längerem Hin und Her letztlich nach einer fingierten Anklage zu 15 Jahren Haft verurteilt wird. Dmitriev war Leiter des karelischen Zweigs des inzwischen verbotenen Memorial-Dachverbandes Memorial International. 2022 wurde Memorial mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der Film begleitet Yuri Dmitriev und seine Familie aus nächster Nähe und zeichnet ein schockierendes Bild der Art und Weise, wie der russische Staat die eigene Geschichte umschreibt und seine Bürger und Bürgerinnen behandelt.
Im Jahr 2020 wurde Yuri Dmitriev, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Haft befand, mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte ausgezeichnet.
„Dieses Regime wird sich bis zuletzt an seine Macht klammern. Und ich fürchte sehr, dass es vor seinem Ende noch einen hässlichen Karneval in der ganzen Welt auslösen wird“ – warnte Yuri Dmitriev in einem seiner Interviews bereits vor sechs Jahren. Heute klingen seine Worte wie eine Prophezeiung.
UKB Präsenzveranstaltung: Solidarisches Preismodell 5,- bis 15,- Euro
Gerne können Sie die Diskussion (ab ca. 19.30 Uhr) live online verfolgen und Ihre Fragen an uns im Zoom stellen. Registrieren Sie sich bitte unter dem folgenden Link:
https://us06web.zoom.us/meeting/register/tZ0vf-yuqT0pGdMZNAzQO7VmUeSbJO5d-601
Nach der Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungs-Mail mit Informationen über die Teilnahme.
Die Diskussion wird außerdem live auf unserem YouTube Kanal übertragen.
Do., 14.11.24 um 18.00 Uhr
Der Osten und das Unbewusste:
Wie Freud im Kollektiv verschwand
Buchvorstellung und Gespräch mit dem Autor Dr. Andreas Petersen
Klett-Cotta Verlag, 2024
Pawlow statt Freud oder wie der Osten die Psychoanalyse verbannte
Andreas Petersen verfolgt die historischen Linien des Unbewussten in Ost und West. Er beschreibt, wie die Tiefenpsychologie in der Sowjetunion zunächst gefördert und dann in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts vollständig verworfen wurde. Während es in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem »psychological turn« kam, blieb das Unbewusste in Osteuropa offiziell tabu. Dies galt bis 1989 – mit Folgen bis in die Gegenwart.
Ausgehend von Freuds Entdeckung des Unbewussten vollzog sich in den USA und dann in Westeuropa im 20. Jahrhundert ein »psychological turn«, der in einer Neupositionierung von Individuum und Gesellschaft mündete. Selbstverwirklichung und Glücksversprechen durch Individualisierung wurden zum prägenden Gesellschaftsmodell für die Nachkriegsgesellschaften. Und der Osten? Nach einem anfänglich starken Interesse an Tiefenpsychologie und Analyse wurden unter Stalin alle individualpsychologischen Ansätze verbannt und durch die rein biologistische Theorie von Ivan Pawlow ersetzt. Andreas Petersen zeichnet diese weniger bekannte, doch gesellschaftlich eminent folgenreiche Entwicklung plastisch nach, auch anhand charakteristischer Biographien von Analytikern, Klinikärzten und Psychologen, die harten Kämpfen und Verfolgungen ausgesetzt waren. Die zunehmende Entfremdung zwischen Ost und West hat ihre Wurzeln auch in der unterschiedlichen psychohistorischen Prägung.
Andreas Petersen studierte Allgemeine Geschichte, Osteuropäische Geschichte und Germanistik in Zürich. Er ist Dozent für Zeitgeschichte an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Leiter der Geschichtsagentur »zeit&zeugen« in Zürich und Berlin. Er gehörte zum Forschungsteam der Freien Universität Berlin, das die Unterwanderung der West-Berliner Polizei durch die DDR-Staatssicherheit untersuchte. Im Jahr 2019 erschien sein Buch »Die Moskauer. Wie das Stalintrauma die DDR prägte« über die Gründergeneration der DDR.
UKB Präsenzveranstaltung: Solidarisches Preismodell 5,- bis 15,- Euro
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Mi., 20.11.24 um 17.00 Uhr
1000 Tage Vollinvasion Russlands in die Ukraine.
Ein Gedenkabend
In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband ukrainischstämmiger Familien, Senioren, Frauen und Jugendlichen e.V.
Informationen folgen in Kürze
Sinfonie für einen Freund
Als der Lew Kopelew Preis für Frieden und Menschenrechte Anfang Juni zum 16. Mal vergeben wurde, erinnerte der Moderator der Veranstaltung und Vorstandsvorsitzender des Lew Kopelew Forum, Thomas Roth, das Publikum daran, dass es die erste Preisverleihung ohne den Mitbegründer des Forums, des ehemaligen WDR-Intendanten Fritz Pleitgen, sein würde.
Am 15. September 2022 war Fritz Pleitgen in Köln verstorben. In ihrem Nachruf schrieb Maria Klassen, Vorstandsmitglied im Lew Kopelew Forum: „Fritz Pleitgen war ein wissbegieriger, einfühlsamer Beobachter und Vermittler, ein hochprofessioneller Journalist mit maximal ethisch moralischem Anspruch, ein resoluter Streiter für Gerechtigkeit, ein Netzwerker und Macher, der auf der Höhe all seiner machtvollen Ämter zu keiner Zeit seine Bodenständigkeit und Menschlichkeit einbüßte, ein Mann mit unerschöpflich gesundem Humor und einem großen Herz am rechten Fleck.“ (Quelle: www.forschungsstelle.uni-bremen.de)
Thomas Roth ergänzte zur Beziehung von Fritz Pleitgen und Lew Kopelew: „Und dort in Moskau hatten sie sich ja dann auch getroffen. Der ehemalige Gulaghäftling Kopelew und der neue Korrespondent Pleitgen. „Lew Kopelew“, so schilderte es Pleitgen, „der Germanist und Humanist aus Kiew war in Breschnjews Sowjetunion eine exotische Erscheinung. Er galt als wandelnde Enzyklopädie. Sein Wissen über russische und westliche Literatur war phänomenal. Wer sich als westlicher Diplomat oder Korrespondent über die Kulturen und die Geschichte der Sowjetvölker informieren wollte, wandte sich an ihn. Er war damals für uns wie Google heute. Nur besser, weil es stimmte, was er uns mitteilte.“ So begann die Freundschaft zwischen den beiden Männern in den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts im damals noch viel graueren Moskau. Sie war nicht ohne Kontroversen, kein Wunder bei den ausgeprägten Charakteren, aber sie war voller Zuneigung füreinander und überdauerte alle Veränderungen und politischen Stürme.“ (Quelle: www.kopelew-forum.de „Dahin wollte keiner…!“)
Zu Ehren von Fritz Pleitgen widmete der Journalist, Schriftsteller und Komponist Ulrich Harbecke, der viele Jahre für den WDR tätig war, eine Sinfonie, die im Rahmen eines Abschiedskonzerts am 22.10.2022 in Köln uraufgeführt wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=Ibi0gh6HpEQ
Es spielte die Junge Philharmonie Köln, verstärkt durch Mitglieder des Landes Polizei Orchesters NRW unter der Leitung von Scott Lawton.
Kölner Lew Kopelew Forum „in Russland unerwünschte Organisation“
Das russische Justizministerium hat auf seiner Webseite das „Lew Kopelew Forum“ zur „in Russland unerwünschten Organisation“ erklärt. Das Lew Kopelew Forum haben Freunde und Weggefährten nach dem Tod des russischen Bürgerrechtlers und ehemaligen Gulaghäftlings Lew Kopelew vor über 25 Jahren in Köln gegründet. Darunter Persönlichkeiten wie Marion Gräfin Dönhoff und der ehemalige Intendant des WDR, Fritz Pleitgen. Mit der Ernennung des Forums zur „unerwünschten Organisation“ durch die russischen Behörden schließt sich damit leider ein trauriger historischer Kreis.
Lew Kopelew trat beim Vorrücken der Sowjetarmee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges für die Schonung der deutschen Zivilbevölkerung ein. Das trug ihm „wegen Mitleid mit dem Feind“ die Verurteilung durch die sowjetische Militärgerichtsbarkeit und 10 Jahre Haft im Gulag ein. Dort lernte er unter anderem den späteren Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn kennen. 1981 wurde Lew Kopelew zusammen mit seiner Frau Raissa Orlowa durch die sowjetischen Behörden zwangsausgebürgert und lebte als enger Freund von Heinrich und Annemarie Böll und vielen anderen bis zu seinem Tod 1997 im Kölner Exil.
In zahlreichen Veranstaltungen bewahrt das „Lew Kopelew Forum“ seitdem das demokratische Erbe des großen Humanisten und Schriftstellers Lew Kopelew.
Bereits seit einiger Zeit hat Moskau eine inzwischen lange Reihe von Stiftungen und Vereinen zu „in Russland unerwünschten“ Organisationen erklärt. Darunter neben anderen die „Heinrich Böll Stiftung“, die „Friedrich Ebert Stiftung“, die „Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO)“. Letztere gibt seit vielen Jahren die auch in der nationalen wie internationalen, Fachwelt überaus renommierte Zeitschrift „Osteuropa“ heraus. Ebenfalls dazu gehört die ehemalige Organisation „Deutsch-Russischer Austausch“, die heute als „Austausch. Für eine europäische Zivilgesellschaft“ geführt wird.
„Russland gehört zu Europa!“ - das war und blieb die Position Lew Kopelews bis zu seinem Tod 1997. Unermüdlich setzte er sich bis dahin für die deutsch-russische Verständigung auf allen Ebenen, für Menschenrechte und Demokratie in Russland und anderswo ein. Vor diesem Hintergrund darf man davon ausgehen, daß er die jetzige Entwicklung wohl als eine zweite Ausbürgerung aufgefaßt hätte.
Alexej Nawalny - Tod für die Freiheit
Mit Bestürzung und Empörung reagiert das Lew Kopelew Forum und alle Menschen, die mit ihm nicht nur in Deutschland verbunden sind, auf die Nachricht vom Tod Alexej Nawalnys. „Das Regime Putin, das in einem skrupel- und erbarmungslosen Vernichtungskrieg täglich Feuer und Tod über die Menschen in der Ukraine bringt, hat nun auch das Leben des bekannten und mutigen Putinkritikers Nawalny auf dem Gewissen“, so Thomas Roth, Vorsitzender des Lew Kopelew Forums.
Dem ersten Versuch seiner staatlich organisierten Ermordung während eines Fluges in Russland durch Gift entkam Nawalny noch. Nach medizinischer Behandlung in Deutschland kehrte er nach Russland zurück. Die Rückkehr in die Hände des Regimes Putin hat er in einem Gefängnis im russischen Norden nun nicht überlebt. Dimitrij Muratow, russischer Journalist, ehemaliger Chefredakteur der in Russland inzwischen verbotenen Zeitung „Novaja Gazeta“ und Friedensnobelpreisträger, bezeichnet seinen Tod heute als „Mord“. Nicht anders der lettische Staatschef Edgars Rinkevics: „Das ist eine Tatsache und etwas, das man über das System wissen sollte“, veröffentlichte er heute als Reaktion in einem online Dienst.
Der ehemalige Gulaghäftling Lew Kopelew, der als Bürgerrechtler und Oppositioneller 10 Jahre im sowjetischen Straflager verbringen mußte bevor er schließlich 1981 ins Kölner Exil zwangsausgebürgert wurde, hätte die Umstände des Todes von Nawalny und seine Ursache nicht anders beurteilt. Auch er war eine starke und furchtlose Stimme für Freiheit und Demokratie.
Nawalny, Kopelew und viele andere waren mutige Stimmen der Freiheit. Das ist für das Lew Kopelew Forum nun noch mehr Verpflichtung, uns für diese Werte einzusetzen. Überall.
Wir trauern und erinnern an Alexej Nawalny, unter anderem mit dem Video unserer Diskussion "Alexej Nawalny und die neue Protestwelle in Russland" mit Ina Ruck, Sabine Adler und Thomas Roth, die vor drei Jahren, am 16.02.2021 stattfand.
LEW-KOPELEW-PREIS
für Frieden und Menschenrechte 2023 / 24
„Im Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit der Ukraine“
Lew Kopelew, bei der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw geboren und dort aufgewachsen, kämpfte zeit seines Lebens unermüdlich für den Frieden und die Menschenrechte. Wir sind sicher er stünde heute engagiert an der Seite der Ukraine, seiner Heimat.
Dort verteidigt das mutige ukrainische Volk Demokratie, Menschenrechte und seine Freiheit gegen die russische Aggression. Es kämpft für eine friedliche gemeinsame Zukunft mit den freien Völkern Europas. Das war auch Kopelews Kampf.
Der „Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte“ 2023 / 24 geht deshalb als Vertreter des gesamten ukrainischen Volkes an
- den Bürgermeister von Kyjiw, Vitali Klitschko und an seinen Bruder Wladimir Klitschko.
- die Sanitäterin Julia Pajewska, Deckname „Taira“, und an
- die „Menschenrechtsgruppe Charkiw“ (Kharkiv Human Rights Protection Group KHPG)
Die Brüder Klitschko, ehemalige Weltklasseboxer, kämpfen an ihrem jeweiligen Platz in der Ukraine gegen Putins Armee, die in einem völkerrechtswidrigen Angriffs- und Vernichtungskrieg erbarmungslos gegen die ukrainische Bevölkerung und deren lebenswichtige Einrichtung samt Infrastruktur vorgeht. “Wir sehen unsere Zukunft als Teil der europäischen Familie. Es geht auch um die demokratische Zukunft Europas, zu dem wir gehören,“ sagen sie. Man verteidige nicht nur die Ukraine, sondern auch die gemeinsamen Werte. Die Gebrüder Klitschko blieben wie ihr Präsident in Kyjiw - trotz russischer Bomben und Raketen. Ganz im Sinne Lew Kopelews sind sie Kämpfer für Demokratie, Menschenrechte, Freiheit und eine gemeinsame europäische Zukunft.
Vitali und Wladimir Klitschko verteidigen damit auch Lew Kopelews Heimat. Kopelew wurde in Kyjiw geboren und verbrachte dort seine Kindheit. In Charkiw ging er zur Schule, heiratete und studierte dort. Als Major der Sowjetarmee kämpfte er gegen die deutsche Wehrmacht, die in einem grausamen Vernichtungsfeldzug die ganze Ukraine, damals Teil der Sowjetunion, verwüstete. Weil Kopelew sich beim Vormarsch nach Westen in Ostpreußen als Offizier der Roten Armee für die Schonung der deutschen Zivilbevölkerung und gegen sowjetische Marodeure einsetzte, verurteilte ihn die sowjetische Militärgerichtsbarkeit zu 10 Jahren Lagerhaft im Gulag. 1981 wurde der Bürgerrechtler Kopelew, Verfechter von Freiheit und Demokratie, zwangsausgebürgert. Sein guter Freund Heinrich Böll unterstützte ihn im Kölner Exil. Ihre Freundschaft hielt bis an Bölls Lebensende.
Ebenfalls mit dem „Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte“ wird die ukrainische Sanitäterin Julia Pajewska, genannt „Taira“, ausgezeichnet. Sie versorgte Verletzte und rettete Leben im belagerten Mariupol, dokumentierte die Kriegssituation dort mit ihrer Körperkamera und machte die Aufnahmen heimlich der internationalen Presse zugänglich. Von russischen Besatzern verhaftet konnte sie nach drei Monaten überaus harter Gefangenschaft und Misshandlungen gegen russische Soldaten ausgetauscht werden. In der Ukraine ist „Taira“ eine weithin geachtete „Heldin des Volkes“.
Ausgezeichnet wird ebenso die ukrainische „Menschenrechtsgruppe Charkiw“ (Kharkiv Human Rights Protection Group KHPG). Als älteste Menschenrechtsgruppe der Ukraine ringt sie seit 1988, also noch zu sowjetischer Zeit, bis heute um die Durchsetzung und das Einhalten der Menschenrechte. Seit 2014 wurde zunächst der Osten des Landes und die Krim, ab dem 24. Februar 2022 durch den russischen Überfall die ganze Ukraine in ein Kriegsgebiet verwandelt. Die Charkiwer Menschenrechtsgruppe unterstützt seitdem Binnenflüchtlinge und dokumentiert so gut wie möglich Fakten und Hinweise auf Kriegsverbrechen, um die Täter sobald wie möglich vor Gericht zu bringen.
Der Lew-Kopelew-Preis wird seit 2001 vom Lew Kopelew Forum e.V. in unregelmäßigen Abständen in Köln verliehen und ist nicht dotiert.
Премія ім. ЛЕВА КОПЕЛЕВА
«За мир та права людини» за 2023 / 2024 рік
«У боротьбі за свободу та незалежність України»
Лев Копелев, який народився та виріс у столиці України Києві, присвятив своє життя боротьбі за мир та права людини. Ми впевнені у тому, що сьогодні він би рішуче став на захист України, своєї Батьківщини.
На його Батьківщині мужній український народ захищає демократію, права людини та власну свободу проти російської агресії. Він бореться за мирне спільне майбутнє разом з вільними народами Європи. За це також боровся і Лев Копелев.
Тому у 2023-2024 році Премією ім. Лева Копелева «За мир та права людини» відзначається український народ та зокрема його наступні представники і представниці:
- Міський голова Києва Віталій Кличко та його брат Володимир Кличко
- Парамедикиня Юлія Паєвська, псевдонім «Тайра», та
- Харківська правозахисна група (Kharkiv Human Rights Protection Group KHPG)
Брати Кличко, багаторазові чемпіони світу з боксу, борються в Україні проти путінської армії, яка, порушуючи усі норми міжнародного права, веде безжальну війну проти українського населення та намагається знищити інфраструктуру життєзабезпечення в Україні. «Ми бачимо наше майбутнє в сім’ї європейських народів. Йде боротьба за демократичне майбутнє Європи, до якого належимо і ми», говорять брати Кличко. Українці захищають не лише Україну, а й спільні загальнолюдські цінності. Брати Кличко, як і Президент України, залишилися у Києві – незважаючи на російські бомбардування та ракетні обстріли. Так само як і Лев Копелев, вони є борцями за демократію, права людини, свободу та спільне європейське майбутнє.
Захищаючи Україну, Віталій та Володимир Кличко захищають і Батьківщину Лева Копелева. Копелев народився у Києві і провів там дитинство. У Харкові він ходив до школи, одружився і навчався в Університеті. Під час Другої світової війни він у званні майора радянської армії боровся проти німецького Вермахту, який окупував та спустошив Україну, що тоді належала до Радянського Союзу. Наприкінці війни, коли Червона Армія просувалася на Захід і дісталася Східної Пруссії, офіцер Копелев намагався захищати німецьке цивільне населення від убивств і насильства, а також від грабежів радянських мародерів, за що був засуджений військовим трибуналом до 10 років ув’язнення у таборах ГУЛАГу. У 1981 році дисидент та правозахисник Копелев, який боровся за свободу та демократію, був примусово позбавлений радянського громадянства. Його друг Генріх Белль підтримував його під час вигнання та вимушеного перебування у Кельні. Міцна дружба зв’язувала їх до кінця життя.
Також Премією ім. Лева Копелева «За мир та права людини» відзначається українська парамедикиня Юлія Паєвська, відома під псевдонімом «Тайра». Вона допомагала пораненим та рятувала життя під час облоги Маріуполя, знімала події за допомогою нагрудної камери та передала відзнятий відеоматеріал міжнародним журналістам. Тайру взяли у полон російські окупанти. Після трьох місяців катувань та знущань у в’язниці її обміняли на російських військовополонених. В Україні Тайра є справжньою народною героїнею, яка заслужено користується пошаною та любов’ю всіх українців.
Лауреатом Премії Копелева за 2023 рік також є Харківська правозахисна група (Kharkiv Human Rights Protection Group KHPG). Будучи найстарішою правозахисною групою України, вона, починаючи з 1988 року, тобто ще з радянських часів, бореться за визнання та дотримання прав людини. Після 2014 року Схід України та Крим, а з 24 лютого 2022 року вся країна перетворилася через російську навалу на арену бойових дій. Харківська правозахисна група надає підтримку внутрішнім біженцям та збирає факти і свідчення про воєнні злочини, щоб якомога швидше притягти злочинців до суду.
Премія ім. Лева Копелева вручається Форумом Лева Копелева в Кельні, починаючи з 2001 року, і не дотується.
Jetzt ist der Moment:
Der Ukraine helfen, diesen Kriegswinter zu überstehen!
Die Niedertracht kennt immer noch Steigerungen. Nachdem Putins Plan, die Ukraine militärisch zu zerschlagen und als eigenständige Nation auszulöschen, am entschlossenen, von der ganzen ukrainischen Gesellschaft getragenen Widerstand gescheitert ist, soll nun das Land durch die Zerstörung seiner lebenswichtigen Versorgungsstrukturen – insbesondere des Energiesystems - in die Knie gezwungen werden. Die in Tschetschenien und Syrien erprobten Methoden eines Vernichtungskriegs gegen die Zivilbevölkerung, exemplarisch an Grosny und Aleppo exekutiert, werden jetzt auf die freie Ukraine im Ganzen angewandt. Die Bombardierung der Wohnquartiere, die gezielte Zerstörung der Lebensbedingungen von Millionen Menschen, die Ermordung von Zivilisten, die Vergewaltigungen und Deportationen verstoßen bereits heute gegen die Völkermordkonvention der Vereinten Nationen.
Nun steht der Winter bevor. Schon jetzt kann man sehen, was es bedeutet, wenn Heizung, Licht und Elektrogeräte ausfallen, es kein Trinkwasser mehr gibt, Fenster nicht ersetzt werden können, wenn Städte im Dunkel versinken, Schulen und Kindergärten schließen müssen, Krankenhäuser ihre Patienten nicht mehr behandeln können und Betriebe ihre Arbeit einstellen müssen. Seit Beginn des neuerlichen russischen Angriffs mussten bereits mehr als 14 Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen, weitere Millionen sollen zur Flucht gezwungen werden.
Gelänge es Putin, die Ukraine in den Zusammenbruch zu treiben, gerieten auch die europäische Sicherheitsordnung, die Europäische Union und das transatlantische Bündnis ins Wanken. Dann ist kein Land im ehemaligen Machtbereich der Sowjetunion mehr sicher, die antidemokratischen Kräfte bekommen Auftrieb und das Völkerrecht liegt in Trümmern.
Aus diesem Grunde ist die Unterstützung der zivilen und militärischen Widerstandskraft der Ukraine nicht nur eine moralische Pflicht. Sie liegt vielmehr in unserem ureigenen Interesse.
Wie können wir dazu beitragen, damit die Ukraine diesen Winter durchstehen kann?
- Jede/r einzelne kann für die Ukraine spenden.
- Humanitäre Hilfsorganisationen können ihr Engagement für die Ukraine verstärken.
- Städte können bilaterale Unterstützung für ukrainische Partnerstädte leisten.
- Betriebe können lebenswichtig benötigtes technisches Gerät, Generatoren, Fahrzeuge, Baumaterial und Kraftstoffe bereitstellen.
- Bundesregierung und EU müssen ihre finanzielle und militärische Hilfe aufstocken: Die Ukraine braucht dringend Nothilfe, und sie braucht nicht minder dringend moderne Waffen, um ihre Städte zu schützen und die Invasionstruppen zurückzudrängen.
Am 10.Dezember ist der Internationale Tag der Menschenrechte, begründet von den Vereinten Nationen im Jahre 1948. In diesen Tagen denken wir ganz besonders an die um ihre Würde und ihre Freiheit kämpfenden Menschen in der Ukraine und ebenso im Iran. Wir wollen an diesem Tag an die Welle der Solidarität anknüpfen, die nach Beginn der russischen Invasion durch unser Land ging. Kommunen, Medien, Stiftungen, karitative Organisationen, Unternehmen, Kulturinstitute und Hunderttausende Bürger haben reagiert auf das, was seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs undenkbar erschien. Diesen Geist der Solidarität gilt es, ungeachtet aller Härten bei uns, jetzt wiederzubeleben. Nichts wäre für die Ukraine gefährlicher als eine schleichende Ermüdung der westlichen Öffentlichkeit und Politik.
Putins Katastrophenstrategie darf nicht aufgehen! Die von der ukrainischen Friedensnobelpreisträgerin Olexandra Matwijtschuk zitierte Parole „Für unsere und für eure Freiheit!“ gilt auch umgekehrt: „FÜR EURE UND FÜR UNSERE FREIHEIT!“
SPENDEN gehen am besten an eine der schon existierenden Initiativen oder auf den von Präsident Wolodymyr Selensky eingerichteten nationalen Spendenfonds UNITED24
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