Aktuelle Veranstaltungen

Ausstellungseröffnung:
»STUS«– Erste Ausstellung über den ukrainischen Dichter und Freiheitskämpfer Vasyl Stus

Do., 04. September 2025, um 19:00 Uhr

BITTE BEACHTEN: Die Ausstellungseröffnung findet im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf statt.
Bitte hier zwingend anmelden.

Laufzeit der Ausstellung: 5. Septеmber 2025 – 27. Februar 2026

Die Ausstellung wird in Anwesenheit von Vasyl Stus’ Sohn Dmytro Stus sowie von René Böll eröffnet. Dessen Vater, der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll, pflegte eine besondere Verbindung zu Vasyl Stus und setzte sich zeitlebens für verfolgte Künstlerinnen, Künstler und Intellektuelle ein. Dr. Dmytro Stus, Literaturwissenschaftler und Direktor des Taras-Schewtschenko-Museums in Kyjiw, ist Herausgeber mehrerer Werkausgaben seines Vaters und Mitautor der Anthologie »Ukrainische Dissidenten«.



»Hinter mir steht die Ukraine, mein unterdrücktes Volk,
dessen Ehre ich verteidige oder untergehe.«


Das schrieb der ukrainische Dichter und Freiheitskämpfer Vasyl Stus in seinen Notizen aus dem sowjetischen Straflager »Perm-36« (1983). Sein Widerstand gegen die von Moskau aus gesteuerte Russifizierungspolitik, sein unermüdlicher Einsatz für die ukrainische Sprache und Literatur, seine Übersetzungen deutscher und polnischer Lyrik ins Ukrainische sowie sein Kampf für politische Freiheit und die Achtung der Menschenrechte brachten Stus mehrfach in den Gulag. Auch zwischen den Haftzeiten unterlag er vielfältigen Repressionen, die bereits in seiner Studentenzeit in Kyjiw einsetzten. 1980 wurde er erneut verhaftet und wegen »antisowjetischer Propaganda und Agitation« zu zehn Jahren »Lager mit besonderem Vollzug« verurteilt. 1985 verstarb der erst 47-Jährige im berüchtigten Straflager »Perm-36«, das speziell auf die Isolation politischer Häftlinge ausgelegt war.

Die erste internationale Ausstellung über Stus ist nicht nur eine Hommage an seinen Kampf für eine freie Ukraine und deren eigenständige Sprache und Kultur. Sie leistet auch einen wichtigen Beitrag zur europäischen kollektiven Erinnerung – zum einen an den Widerstandsgeist gegen Unterdrückung, Gewalt und Willkür, zum anderen an die Verteidigung der individuellen Freiheit und kulturellen Identität. Nichts könnte angesichts des fortdauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, deren Unabhängigkeit Stus und andere erträumt und vorbereitet hatten, aktueller sein.

Heinrich Böll (1917–1985), einer der wenigen, die sich in Westdeutschland der Existenz der ukrainischen Opposition bewusst waren und sich gegen deren Unterdrückung durch das sowjetische Regime wandten, setzte sich seinerzeit aktiv für Stus’ Freilassung ein. Auch die ukrainische Diaspora engagierte sich für seine Befreiung und initiierte darüber hinaus eine Nominierung Stus’ für den Literaturnobelpreis.

Noch heute sind das exemplarische Schicksal von Vasyl Stus, aber auch seine andauernd hohe Bedeutung für die ukrainische Identität vor allem in Deutschland viel zu unbekannt. Stus’ künstlerische Entwicklung und sein dichterisches Schaffen sind genauso Thema der von Eva Yakubovska (Pilecki-Institut Berlin) kuratierten Ausstellung wie seine souveräne Haltung gegenüber dem sowjetischen Regime und sein mutiger und unermüdlicher Kampf für Menschenrechte. Mit seinem Lebenswerk ist Stus heute auch eine Identifikationsfigur für den Widerstand gegen die imperiale russische Aggression.

Die Ausstellung beruht auf der Zusammenarbeit zwischen dem Stus-Zentrum (»https://stus.center), dem Instytut Pileckiego/Pilecki-Institut Berlin (»https://berlin.instytutpileckiego.pl/de) und der Heinrich-Böll-Stiftung (»www.boell.de/de). Sie wird nun, nach einer vielbeachteten ersten Präsentation im Berliner Pilecki-Institut (vgl. z. B. »www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/berliner-ausstellung-zum-ukrainischen-dichter-und-dissidenten-wassyl-stus-110091405.html), im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf gezeigt. Weitere Kooperationspartner sind: Lew Kopelew Forum, Polnisches Insitut Düsseldorf und der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Düsseldorf Czernowitz e.V.



Diskussionsveranstaltung

Verhaftet, Gefoltert und Verschleppt - Repressionen gegen ukrainische Zivilisten auf russischem Besatzungsgebiet

Fr., 5. September 2025, um 18:00 Uhr
Im Lew Kopelew Forum Neumarkt 18 · 50667 Köln
Präsenz und Online
Eintritt: Solidarisches Preismodell von 5, - bis 15, Euro

In den russisch besetzten Gebieten der Ukraine sind Zivilistinnen und Zivilisten systematischer Repression ausgesetzt. Schätzungen zufolge befinden sich derzeit über 16.000 ukrainische Zivilpersonen in russischer Haft – es sind Menschen, die sich dem Besatzungsregime aktiv oder im Stillen widersetzen. Sie verschwinden ohne Verfahren, sind Misshandlungen und Zwangsdeportationen nach Russland ausgesetzt. Besonders erschütternd ist die systematische Verschleppung ukrainischer Kinder: Mehr als 19.000 Minderjährige wurden nach Russland deportiert, viele von ihnen zur Adoption freigegeben und zwangsweise „russifiziert“. Kinderraub ist ein Kriterium für den Tatbestand des Völkermords – der Internationale Strafgerichtshof hat deshalb Haftbefehle gegen Putin und seine Kinderrechtskommissarin erlassen.
Diese Veranstaltung will das Schicksal der Betroffenen sichtbar machen – von Menschen, die durch jedes Raster internationaler Diplomatie fallen, weil es sie laut Kriegsrecht eigentlich gar nicht geben dürfte. Es ist ein Thema, das bislang zu wenig öffentliche Aufmerksamkeit erhält – und dabei zentrale Fragen zu den Folgen der russischen Besatzung aufwirft.


Es sprechen:


Liusiena Zinovkina

Liusiena Zinovkina ist Aktivistin aus Melitopol und engagiert sich für die Rechte ziviler Gefangener in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine. Ihr Ehemann Kostiantyn wurde im Mai 2023 vom russischen Geheimdienst FSB verschleppt, weil er die russische Besatzung ablehnte. Seitdem sitzt er ohne rechtsstaatliches Verfahren in russischer Haft und ist dort massiven Repressionen ausgesetzt. Zinovkina macht das Schicksal verschwundener Zivilpersonen öffentlich und kämpft für internationale Aufmerksamkeit und konkrete Hilfe für Betroffene und ihre Angehörigen.


Dr. Dr. Andreas Umland

Andreas Umland ist Analyst am Stockholm Centre for Eastern European Studies (SCEEUS) des Schwedischen Instituts für Internationale Angelegenheiten und außerordentlicher Professor für Politikwissenschaft an der Nationalen Universität Kyjiw-Mohyla-Akademie. Er hat in Politik (Cambridge) und Geschichte (FU Berlin) promoviert sowie an Universitäten in Leipzig, Oxford, Stanford und Harvard geforscht und gelehrt. Umland ist Herausgeber der Buchreihen „Soviet and Post-Soviet Politics and Society“ sowie „Ukrainian Voices“ (ibidem-Verlag) und befasst sich seit 2014 mit der Repressionspolitik in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehört der Beitrag „Russlands Kinderraub: Ukrainische Opfer, internationale Reaktionen“ in der Zeitschrift Osteuropa.

Moderation: Prof. Dr. Andreas Heinemann-Grüder
Andreas Heinemann-Grüder ist Senior Fellow am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) und außerplanmäßiger Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte sind autoritäre Herrschaft, Föderalismus und politische Gewalt im postsowjetischen Raum. Als Politikberater hat er u.a. für Bundesregierung, EU, OSZE und NATO gearbeitet. Er ist Mitglied des Beirats der Bundesregierung für zivile Krisenprävention. In seiner jüngsten Publikation „Zwangskonversion und Terror – Russlands Besatzungsregime in der Ukraine“ (Zeitschrift Osteuropa 2024) analysierte er die Strukturen und Repressionsmaßnahmen des russischen Besatzungsregime in der Ukraine.

Gespräch und Lesung

Isaak Babel „Mein Taubenschlag“ und „Wandernde Sterne“

Do., 11. September 2025 um 18:00 Uhr
Im Lew Kopelew Forum Neumarkt 18 · 50667 Köln
Präsenz und Online
Eintritt: Solidarisches Preismodell von 5, - bis 15, Euro

Mit: Dr. Bettina Kaibach
Moderation: Katharina Heinrich
Gelesen von: Olaf Reitz


„Die Ukraine in Flammen“, notierte Isaak Babel 1920 in seinem Tagebuch und beschrieb damit die Verwüstung seiner Heimat im Russisch-Polnischen Krieg. Der jüdische, in Odessa geborene Schriftsteller schildert in seiner Literatur den individuellen Wunsch nach Selbstbestimmung in einer Zeit, in der staatliche Tyrannei, Gewalt und Krieg die Realität der Menschen bestimmten. Trotz dieser Krisen zeugen Babels Texte vom oft heiteren Leben in der multiethnischen Stadt Odessa, die von der Übersetzerin Bettina Kaibach als „Insel der Freiheit“ in dieser bewegten Zeit beschrieben wird.

Babels Werk fand durch seinen besonderen Stil Eingang in die Weltliteratur. Bettina Kaibachs Übersetzungen haben es geschafft, den einzigartigen Klang dieses Autors auch dem deutschsprachigen Raum zugänglich zu machen. Im Gespräch mit der Historikerin und langjährigem Beiratsmitglied des Lew Kopelew Forums Katharina Heinrich, stellt sie das Werk dieses herausragenden Schriftstellers und die Bedeutung seiner Literatur im Kontext heutiger Entwicklungen vor.

Die Veranstaltung wird durch eine Lesung des Schauspielers und Sprechers Olaf Reitz begleitet, der aus Isaak Babels "Mein Taubenschlag – Sämtliche Erzählungen" sowie aus "Wandernde Sterne" liest.


Dr. Bettina Kaibach ist Übersetzerin aus dem Russischen und Tschechischen. Neben Babel hat sie Jan Cep, Jiri Weil und zuletzt "Petrow hat Fieber" (Suhrkamp 2022) von Alexei Salnikow ins Deutsche übertragen. Sie lehrt Literatur am Slavischen Institut der Universität Heidelberg.


Olaf Reitz ist Schauspieler & Sprecher, konzipiert und produziert eigene Hörbücher, z.B.: "über den Robin Hood des Wupperthals: Carl Biebighäuser", die Galgenlieder Morgensterns oder seine aktuelle Kompilation HUNGERKÜNSTLER.


Isaak Babel (1894-1940) wuchs in Odessa auf und arbeitete als Journalist in St. Petersburg, wo er von Maksim Gorkij entdeckt wurde. Seine "Reiterarmee" (1926) über den russisch-polnischen Krieg machte ihn berühmt und ist heute wieder von bedrückender Aktualität.


Eine Kooperationsveranstaltung mit dem Literaturhaus Köln.


Die Veranstaltung wird auf dem YouTube-Kanal des Lew Kopelew Forums übertragen.


Die Bücher "Wandernde Sterne" und "Mein Taubenschlag – Sämtliche Erzählungen" sind im Hanser Literarutverlag erschienen.


Buchvorstellung

Wohin treibt Russland? Buchvorstellung mit Jens Siegert

Do., 25. September 2025, um 18:00 Uhr
Im Lew Kopelew Forum Neumarkt 18 · 50667 Köln
Präsenz und Online
Eintritt: Solidarisches Preismodell von 5, - bis 15, Euro


Putin führt Krieg gegen die Ukraine und greift unsere Demokratie an. Russische Dissidenten und Oppositionelle verlieren ihre Arbeit, ihre Freiheit oder ihr Leben. Doch eines Tages wird es ein Russland nach Putin geben, und dann stellt sich die Frage, wie diese Zukunft aussehen wird.


Jens Siegert zeigt verschiedene Szenarien auf, wie sich die russische Politik und Gesellschaft entwickeln könnten und was dies für den demokratischen Westen bedeutet. Heute scheint, soweit sich das unter unfreien Bedingungen feststellen lässt, Wladimir Putins Politik mehrheitlich unterstützt zu werden. Besteht dann überhaupt eine Chance, dass die Weltmacht irgendwann einen demokratischeren Weg einschlägt? In seinem packenden Sachbuch, das von profunder Kenntnis Russlands, seiner Politik und Gesellschaft zeugt, geht Jens Siegert unter anderem den Fragen nach, ob die Menschen in Russland Demokratie überhaupt wollen und welche Hoffnung die Zivilgesellschaft noch nach ihrer Vernichtung durch staatliche Repressionen gibt.


Das Gespräch mit dem Autor moderiert die Historikerin und das langjährige Beiratsmitglied des Lew Kopelew Forums Maria Birger.


Jens Siegert arbeitet und lebt seit 1993 in Moskau. Er hat zunächst als Radiokorrespondent über Russland berichtet. Ab 1999 baute er das Moskauer Büro der Heinrich-Böll-Stiftung auf, das er bis 2015 leitete. Von 2016 bis 2021 leitete Siegert im Auftrag der Europäischen Union das Projekt „Public Diplomacy. EU and Russia“ am Moskauer Goethe-Institut.

„Das Buch von Jens Siegert [zeigt] die seltene Kombination eines Blicks auf die russische Gesellschaft von innen, wobei er es schafft, gleichzeitig ein ehrlicher und objektiver Beobachter zu bleiben.“
Irina Scherbakowa, Memorial



Kontakt

Lew Kopelew Forum
Neumarkt 18
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Fax. (0221) 2 57 67 68
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