Deutsche und Deutschland
aus russischer Sicht
19./20. Jahrhundert: Von den Reformen Alexanders II.
bis zum Ersten Weltkrieg
Herausgegeben von Dagmar Herrmann
Redaktionelle Bearbeitung Mechthild Keller, Maria Klassen und Karl-Heinz Korn
Wilhelm Fink Verlag,
München 2006, 1287 Seiten ISBN 3-7705-3209-0
Die Entwicklung des Panslawismus und des Pangermanismus, der deutschenfeindlichen Ansichten in Russland und der russenfeindlichen Ansichten in Deutschland, verlief gleichsam parallel – auch dies ein Zeugnis der schicksalhaften Wahlverwandtschaft beider Völker. Doch während das wirtschaftliche und militärische Erstarken des Deutschen Reichs die bislang dominierenden (eher positiven) Vorstellungen von Deutschland und Deutschen in den höheren Kreisen der Gesellschaft und in der Armee grundlegend verändert, erweitern und intensivieren sich die kreativen und geistigen Beziehungen: Turgenev gilt seinen Kritikern als der „deutscheste russische Schriftsteller“, Dostoevskij und Tolstoj sind durch Kant und Goethe geprägt, russische Symbolisten leiten eine Goethe-Renaissance ein, die Gründer des Moskauer Künstlertheaters nennen sich „Schüler des Meininger Theaters“, und in der Philosophie gibt es Anhänger sowohl der deutschen Materialisten (Tschernyschevskij, Plechanov) als auch der deutschen Idealisten (Solovjov, Mereshkovskij).
Deutsche und Deutschland aus russischer Sicht
19./20. Jahrhundert: Von den Reformen Alexanders II. bis zum Ersten Weltkrieg
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
11
Historische Einführung
Hans Hecker
„...Aus Widersprüchen gewebt...“ Das letzte
halbe Jahrhundert des russischen Zarenreiches
17
I. Neue politische Kraftfelder
Olga Majorova
Die Schlüsselrolle der „deutschen Frage“
in der russischen patriotischen Presse der 1860er Jahre
81
Svetlana Obolenskaja
Der Deutsch-Französische Krieg
und die russische Öffentlichkeit 102
Martin Schulze Wessel
Die deutschen Mächte Preußen und Österreich
in der doppelten Optik der russischen
Universalgeschichtsschreibung und Rußlandhistorie
134
Andrea von Knoop
Der verpreußte Michel – die Deutschlandpolitik in der
nichtmarxistischen sozialistischen Zeitschrift
„Russkoe bogatstvo“ (1880-1904)
149
Nikolaj Plotnikov / Modest Kolerov
Deutschland aus sozialliberaler Sicht
197
Margarete Busch
Wachsende Aggressivität gegen das Wilhelminische Reich
Russische Pressestimmen von der Jahrhundertwende bis 1914
239
Aaron J. Cohen
Bild und Spiegelbild: Deutschland in der russischen Tageszeitung
„Russkoe slovo“ (1907-1917)
258
Bernd Bonwetsch
Lenin und Deutschland
280
II. Im Spiegelsaal der Literatur
Vladimir Kantor
Rußland im deutschen Zauberspiegel – Ivan Turgenev
309
Peter Thiergen
Deutsche und Halbdeutsche bei Ivan Gončarov
Eine Skizze
350
Sergej Averincev
Historismus à la russe – Aleksej Konstantinovič Tolstoj
366
Rainer Goldt
Bürde und Bindung
Afanasij Fet als Mittler und Kritiker deutscher Kultur
387
Olga Majorova
Eisen, Krieg und Glaubenstoleranz
Das deutsche Thema bei Nikolaj Leskov
435
Ursula Wirwas
Der Knabe in Hosen und der Knabe ohne Hosen
Deutsche und Russen aus der Sicht des Satirikers
Michail Saltykov-Ščedrin
459
Dagmar Herrmann
Die neue europäische Ordnung – eine Vision Fёdor Dostoevskijs
488
Vladimir Kantor
Lev Tolstoj: Geschichtslosigkeit als Versuchung
550
Karla Hielscher
„Die absolute Freiheit von Vorurteilen“
Thematisierung und Dekonstruktion
der nationalen Stereotypen bei Anton Čechov
605
Anhang: Der gute Deutsche. Erzählung von Anton Čechov
636
III. „Das Rauschen der Zeit“
Ludolf Müller
Vladimir Solov’ёv: Deutschland und der Antichrist
643
Michael Wachtel
Odi et amo: Vjačeslav Ivanovs Verhältnis zu Deutschland
669
Vasilij Molodjakov
Insgeheim germanophil? Valerij Brjusov und sein
literarisches Umfeld während des Ersten Weltkriegs
697
Rolf-Dieter Kluge
Aleksandr Blok – Dichter der Zeitenwende
727
Konstantin Asadowski /Aleksandr Lavrov
„Das Land der Genies“ – Deutschland, gesehen von Andrej Belyj
753
Michail Bezrodnyj
Zur Geschichte der russischen Germanophilie: der Verlag „Musaget“
792
Sergej Averincev
„Die fremde Sprache sei mir eine Hülle...“
Osip Mandel’štam denkt an Ewald von Kleist
830
Konstantin Asadowski
Der deutsche Mythos der Marina Cvetaeva
851
IV. Grenzüberwindung in Musik und Kunst
Tatjana Frumkis
Der „strenge deutsche Kontrapunkt“
und die „Neue russische musikalische Schule“
Zur Geschichte eines Streits
883
Rüdiger Ritter
Ambivalenzen im Deutschlandbild Pёtr Čajkovskijs
922
Ekaterina Grabar
Die russische Künstlerkolonie in München (1896-1914)
972
Ada Raev
„Ich war verliebt in die Romantik spezifisch deutschen Typs“ –
Aleksandr Benois und die deutsche Kunst
1013
V. Aus dem Repertoire des Gebrauchswissens
Olga Lebedeva / Alexander Januschkevitsch
Deutsche Grimassen in russischen Parodien und Satiren (1840-1900)
1073
Rostislav Danilevskij
Deutschlandlektionen in russischen Schulbüchern und
Konversationslexika (1870 und 1910)
1125
Daria Boll-Palievskaja / Vladimir Volovnikov
Deutsche Motive bei vergessenen Literaten –
Pёtr Boborykin, Grigorij Danilevskij, Ignatij Potapenko
und Aleksandr Šeller-Michajlov
1155
Olga Lebedeva / Alexander Januschkevitsch
Beobachter deutscher Zustände
Aus der russischen Memoirenliteratur 1860-1900
1178
Nachwort
Karl Eimermacher
Lew Kopelews „West-östliche Spiegelungen“ – ein Rückblick
Gedanken zur Begründung seines „Wuppertaler Projekts“
1229
Auswahlbibliographie
1243
Personenregister
1261
Bildnachweis
1283