„Heimatliebe und Weltoffenheit, bewusste herzliche Verbundenheit zum eigenen Volk, zur eigenen Sprache, Geschichte und Dichtung, aber auch ein internationaler Weitblick, Verständnis für andere Völker, andere Kulturen - das alles miteinander vereinen wollten und konnten die großen Deutschen und Russen. Diese Überlieferungen sind eben jetzt wichtiger als je zuvor - und nicht nur für deutsch - russische Beziehungen. Sie sind die unerlässliche Voraussetzung für die Sicherung des Friedens, für die Erhaltung des Lebens in der Welt.“
(Lew Kopelew: Und dennoch hoffen)
Nach Lew Kopelews Tod kam sein großer Freundeskreis überein, in seinem Sinne weiterzuwirken. So wurde 1998 das Lew Kopelew Forum gegründet, dem mittlerweile viele renommierte Persönlichkeiten aus Politik und Publizistik, Wissenschaft und Kultur angehören.
Das Lew Kopelew Forum e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 1998 unter dem Ehrenvorsitz von Marion Gräfin Dönhoff gegründet wurde. Es setzt sich zur Aufgabe, nach Kopelews Tod die Erinnerung an den großen Humanisten, Schriftsteller und Bürgerrechtler und an sein Wirken wach zu halten, sich für seine Grundüberzeugungen einzusetzen und sie in wissenschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen zu verwirklichen. Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Bildung, das tiefgründige Wissen über Kultur und Geschichte „des Anderen“ das beste Mittel gegen negative Klischees und für die Annäherung zwischen den Menschen und Völkern ist, gibt es Impulse für Kontinuität, Ausbau und nachhaltiges Bestehen der guten Beziehungen zwischen den Ländern und baut in Kopelews Sinne „Brücken von Mensch zu Mensch, von Volk zu Volk“. Einer der Schwerpunkte der Vereinsarbeit ist die jährliche Verleihung des „Lew Kopelew Preises für Frieden und Menschenrechte“.
Das Forum soll ein Treffpunkt sein für alle, die sich für Leben und Werk seines Namensgebers interessieren und für ein friedlich nachbarschaftliches Verhältnis zwischen Deutschen und Russen sowie für die Wahrung der Menschenrechte in aller Welt eintreten wollen. Die Räume beherbergen Anschauungs- und Dokumentationsmaterial zu Person und Leben Lew Kopelews: persönliche Gegenstände, Fotos, Film- und Audioaufzeichnungen, darunter eine Reihe interessanter Interviews und Lesungen eigener Texte. Als erzählte Geschichte („oral history“) sind sie für jedermann, insbesondere für junge Menschen (Schüler und Studenten), ebenso lehrreich wie unterhaltsam.
In der Nachkriegszeit gingen vom Rheinland intensive Bemühungen aus, das Verhältnis zu Osteuropa zu beleben (durch Berthold Beitz, Heinrich Böll, Otto Wolff von Amerongen u.a.). Dieses Engagement will das Lew Kopelew Forum fortsetzen und Impulse geben für Kontinuität und Ausbau der kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen - und für eine Hilfe „von Mensch zu Mensch und von Volk zu Volk“ (Kopelew).
Lebendige Begegnung, persönlicher Kontakt auch mit Gruppen und Institutionen (Schulen, Gemeinden, Krankenhäusern) - das war Lew Kopelews Rat und praktische Anweisung zum Brückenbau zwischen Ost und West, zu einer funktionierenden „Volksdiplomatie“.