Veranstaltungen 2017

Freitag, 20. Januar 2017, 19.00 Uhr

Finissage und Filmvorführung


Finissage der Ausstellung


Die zweite Besatzung

Die NKWD-Razzia von Augustów

Juli 1945


und eine Filmdokumentation zum Thema


Der antikommunistische und antisowjetische Widerstand nach dem Zweiten Weltkrieg in Osteuropa

Kooperation: Polnisches Institut Düsseldorf, IPN/Institut für Nationales Gedenken, Außenstelle Białystok, Lew Kopelew Forum e.V.

Doku-Drama


Die Razzia


(Originaltitel „Obława“) und Gespräch

Polen, Juli 2015, 52 Min., OmdtU; Buch und Regie: Beata Hyży-Czołpińska Kamera: Krzysztof Więckowski

Produzent: TV Belsat für das Institut für Nationales Gedenken

Preise: Sonderpreis des Vorsitzenden des TVP (Öffentliches Polnisches Fernsehen) Juli 2015


Grand Prix des Polnischen Instituts für Nationales Gedenken 2016; Preis des Polnischen Journalistenverbandes 2016)

Das polnische Filmplakat zum Film "Razzia", polnischer Originaltitel: "Obława"


Die preisgekrönte Filmdokumentation zeigt das Drama der NKWD-Razzia von Augustów im Juli 1945 (auch bekannt als das sog. "kleine Katyn") anhand der Gespräche mit Hinterbliebenen und schildert langjährige mühsame Bemühungen, das Schicksal der 592 Vermissten aufzuklären. Verhaftet wurden mehrere tausend Frauen, Männer, Minderjährige, oft einige Mitglieder einer Familie, 592 Personen kamen nie zurück. Ihre Gräber befinden sich höchstwahrscheinlich im Grenzgebiet von Belarus.

Im Gespräch

Beata Hyży-Czołpińska, Regisseurin und
Łukasz Lubicz-Łapiński, Autor der Ausstellung „Die zweite Besatzung. Die NKWD-Razzia von Augustów. Juli 1945“, Institut für Nationales Gedenken (IPN) Białystok

Zur Ausstellung:

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 wurden zwar auch die osteuropäischen Länder von der deutschen Besatzung befreit. Aber mit der Besetzung durch die Rote Armee begann dort die Herrschaft des kommunistischen und sowjetischen Regimes. Die neuen aufgezwungenen Regierungen wurden militärisch noch bis Anfang der 60er Jahre (wie in Polen von der noch tätigen Heimatarme) bekämpft. Diese historische Zeit ist in Westeuropa sehr wenig bekannt.

Im Juli 1945 führten die Einheiten der Roten Armee unter Mithilfe der ihr unterstehenden kommunistischen polnischen Armee, der Funktionäre, Konfidenten und Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes eine breit angelegte militärische Aktion in den Wäldern von Augustów im Osten Polens durch, die als „Razzia von Augustów“ (poln. „Obława Augustowska“) bekannt wurde. Die sowjetischen Einheiten durchkämmten die Wälder und Dörfer und verhafteten alle, die verdächtigt wurden, Kontakte zu den polnischen antikommunistischen Partisanen gehabt zu haben. Insgesamt wurden mehrere Tausend Personen verhaftet, über sechshundert von ihnen kamen nie zurück. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Hinrichtungs- und Bestattungsorte nahe an der Grenze, auf der weißrussischen Seite befinden. Als sicher gilt, dass ihre Ermordung von den höchsten sowjetischen politischen Behörden gebilligt wurde. Die polnische Seite versucht seit vielen Jahren ihr Schicksal zu erforschen. Die präsentierte Ausstellung „Die zweite Besatzung. Die NKWD-Razzia von Augustów. Juli 1945“ des Instituts für das Nationale Gedenken (IPN) Abteilung Białystok stellt diese Bemühungen dar.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Dienstag, 24. Januar 2017, 19.00 Uhr


Vortrag und Podiumsgespräch


Präsident Trump, die Ukraine,

Putins Russland und der Atomwaffensperrvertrag


Warum die Zukunft Osteuropas weltpolitische Bedeutung hat

Dr. Andreas Umland im Gespräch mit Prof. Gerhard Simon

Die Präsidentschaft Donald Trumps könnte für die Ukraine dramatische Bedeutung haben. Die USA werden vermutlich die kommenden Monate, wenn nicht Jahre stärker mit sich selbst beschäftigt sein als zuvor. Ein politischer Rückzug der USA aus Osteuropa würde Raum für den Kreml öffnen. Ja es ist von einem geopolitischen Deal zwischen Washington und Moskau die Rede, bei dem sich die USA bereit erklären könnten, die russische Annektion der Krim und Hegemonie Moskaus im postsowjetischen Raum anzuerkennen.

Wie auch immer sich die Ereignisse entwickeln werden: Ein Aufweichen der bisherigen westlichen Position gegenüber Moskau hat nicht nur für die Ukraine und Osteuropa Folgen. Dies würde auch das weltweite Regime zur Nichtverbreitung von Nuklearwaffen weiter schwächen. 1994 wurde die territoriale Integrität der Ukraine durch das sog. Budapester Memorandum zu einem Anhang des Nichtverbreitungsvertrages. Nachdem bereits drei Garantiemächte des Atomwaffensperrabkommens (Russland, China und Frankreich) in dieser oder jener Form den Deal von 1994 verletzt haben, drohen nun auch die USA von ihren damaligen Sicherheitszusagen abzurücken. Damit wäre die Logik des Nichtverbreitungsregimes, welches die Souveränität atomwaffenfreier Staaten schützen und dadurch die Proliferation von Kernwaffen verhindern soll, nachhaltig in Frage gestellt.

Andreas Umland ist Senior Research Fellow am Institut für Euro-Atlantische Kooperation in Kiew und Herausgeber der Buchreihe „Soviet and Post-Soviet Politics and Society“ beim ibidem-Verlag Stuttgart.


UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger



Freitag, 27. Januar 2017, 19.00 Uhr

Ausstellungseröffnung und Buchvorstellung/Buchpremiere

Deutsche Künstler im Exil 1933-1945


Edition Memoria 2016

Von den im Buch vorgestellten 71 Künstlern stammt etwa ein Drittel aus den ehemaligen deutschen Ostregionen, (also Schlesien, Ostpreußen, Mähren u.a.), ist dort aufgewachsen oder hat dort gewirkt. Zu den dank der Arbeit von Thomas B. Schumann der Vergessenheit entrissenen und auch mittlerweile bekanntesten gehören: Eugen Spiro, Julie Wolfthorn, Ludwig Meidner, Lotte Laserstein, Erich Klossowski, Rudolf Levy, Armin Stern u.v.a.

Ausstellung von einigen Originalwerken

Thomas B. Schumann begann nach dem Germanistikstudium seine freie journalistische Tätigkeit für Zeitungen wie „Die Zeit“, „Die Weltwoche“, „NZZ“ oder „FAZ“. Vor etwa dreißig Jahren begann er dann, Bücher deutscher Exilschriftsteller in Erstausgaben, als Widmungsexemplare oder bibliophile Editionen zu sammeln und später auch neu aufzulegen. Dazu gründete er 1995 seinen eigenen Verlag Edition Memoria in Hürth bei Köln. Seither sind unter diesem Label etwa 30 Titel erschienen, die davor nicht mehr in Neuauflage gegangen waren. Zu den Autoren zählen u.a. Elisabeth Mann Borgese, Georg Kreisler oder Georg Stefan Troller, aber auch viele, deren Namen in der Nachkriegszeit in Vergessenheit geraten waren. Im Zuge seiner Recherchen wurde er auch auf Arbeiten von Exilkünstlern aufmerksam, die er seit etwa 2005 mit derselben Passion zu sammeln begann. Seine Sammlung umfasst mittlerweile mehr als 600 Werke. Ein Teil des Ertrages dieser Leidenschaft wurde im Frühjahr 2016 in der beeindruckenden Ausstellung „Verfolgt und vertrieben. Deutsche Künstler im Exil 1933–1945“ in Konstanz gezeigt. Danach brachte Schumann einen Bild- und Textband heraus, in dem etwa 160 Gemälde und Papierarbeiten von 71 Künstlern abgebildet sind. Dazu zählen u.a. Charlotte Berend-Corinth, Adolf Fleischmann, Franz Heckendorf, Lotte Laserstein, Ludwig Meidner und Julie Wolfthorn.

Neben seiner umfassenden Bibliothek, seinem Verlag und seiner Kunstsammlung baute Thomas B. Schumann in den Jahrzehnten seiner unermüdlichen Mission ein weitreichendes Netzwerk auf, das Überlebende des Holocaust, des Naziregims und des Exils, ihre Ehegatten, Nachkommen und Zeitzeugen umfasst. Er knüpfte viele enge Freundschaften und gewann so Einblick in zum Teil erschütternde Biografien. Es ist sein erklärtes Ziel, ein Exil-Museum ins Leben zu rufen. Dies soll die Erinnerung an Künstler und Schriftsteller wachhalten oder wiedererwecken, die mit der schicksalsprägenden Zäsur des Exils in den meisten Fällen nicht nur aus der Heimat, sondern auch ins Dunkel des Vergessens verbannt wurden.

Thomas B. Schumann wird diesen ebenfalls im Verlag Memoria herausgegeben Bild- und Textband präsentieren, über darin vorgestellte Künstler und Literaten (v.a. jene „mit Ostbezügen“) und seine Begegnungen mit ihnen berichten. Autoren wie die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller, der Journalist und Autor Georg Stefan Troller, der Schauspieler Mario Adorf und der Kurator und Kunsthistoriker Olaf Peters haben – meist eigens dafür verfasste – Texte beigesteuert. Der Gestalter der Publikation, Reinhard Köster hat all diese literarischen, geschichtlichen und künstlerischen Elemente ansehnlich zwischen zwei Buchdeckel zu bannen verstand.


Dauer der Ausstellung: Fr., 27.01.2017 – Fr., 10.02.2017.

Öffnungszeiten: mo. – fr., 12.00 – 18.00 Uhr, während der Veranstaltungen und nach Vereinbarung, Tel.: 0221 2 57 67 67, info@kopelew-forum.de


UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger



Dienstag, 07. Februar 2017, 19.00 Uhr

Vortrag und Podiumsgespräch


Prof. Leonid Luks


Russland zwischen Ost und West


Anmerkungen zu einer Kontroverse

Moderation: Felix Riefer, Politologe, LKF-Beirat

Nach der Beendigung des Ost-West-Gegensatzes Ende der 1980er Jahre schien Europa seine Jahrzehnte lange Spaltung überwunden zu haben. Russland verwandelte sich aus einem Kontrahenten in einen Partner des Westens. Nun ist aber die damalige Euphorie längst verflogen. Die Isolationisten auf beiden Seiten des nicht mehr vorhandenen „eisernen Vorhangs“ nehmen an Stärke zu. In Russland besinnt man sich auf den „russischen Sonderweg“, im Westen beginnt man am europäischen Charakter Russlands zu zweifeln. Wohin führt die erneute Entfremdung zwischen Ost und West?

Leonid Luks, Prof. em. für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt gehört zu den profiliertesten Kennern Russlands und der Sowjetunion. Er wurde 1947 in Sverdlovsk (heute Ekaterinburg) geboren. Nach dem Abitur 1965 in Stettin/Polen studierte er in Jerusalem und München. Von 1989 bis 1995 war er stellvertretender Leiter der Osteuropa-Redaktion der Deutschen Welle und zugleich Privatdozent und apl. Professor an der Universität Köln. Bis 2012 war er Inhaber des Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Er ist geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte.


Mit Lew Kopelew stand er im regen Austausch.


Leonid Luks schreibt u.a. für das „Debatier“-Portal „Die Kolumnisten“, http://diekolumnisten.de/kolumnisten/


Einige der zahlreichen Veröffentlichungen: Entstehung der kommunistischen Faschismustheorie. Die Auseinandersetzung der Komintern mit Faschismus und Nationalsozialismus 1921–1935, DVA 1985; Katholizismus und politische Macht im kommunistischen Polen 1945–1989. Die Anatomie einer Befreiung, Böhlau 1993; Die Rückkehr des Imperiums? Der neue Moskauer Paternalismus und seine Widersacher. LIT Verlag 2015; Zwei Gesichter des Totalitarismus: Bolschewismus und Nationalsozialismus im Vergleich. 16 Skizzen, Böhlau 2007; Geschichte Russlands und der Sowjetunion: Von Lenin bis Jelzin. Pustet 2000; Zwei "Sonderwege"? Russisch-deutsche Parallelen und Kontraste (1917-2014). Vergleichende Essays. Stuttgart 2016;

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Mittwoch, 15. März 2017, 19.00 Uhr

Lesung mit Tatjana Kuschtewskaja


Tatjana Kuschtewskaja

Am Anfang war die Frau

Die Frauen russischer Genies


Grupello Verlag 2016

Aus dem Russischen von Ilse Tschörtner und Steffi Lunau


Einführung: Dieter Karrenberg

Hinter bedeutenden Männern stehen häufig nicht weniger bedeutende Frauen. Außergewöhnlich intelligente und gebildete Frauen trugen oft maßgeblich dazu bei, dass ihre genialen Männer weltbekannt wurden. Ihre Verdienste um die Weltkultur sind unbestreitbar groß. Doch wer waren diese Frauen, die im Schatten ihrer Männer deren Erfolg dienten? Ihre Geschichten und Verdienste werden leider viel zu häufig übergangen. Das soll sich nun ändern…


Nach „Liebe – Macht – Passion“ und „Russinnen ohne Russland“ legt Tatjana Kuschtewskaja mit „Am Anfang war die Frau“ nun den dritten und abschließenden Teil ihrer Trilogie über starke russische Frauen vor. In 19 Porträts schildert sie die Schicksale ihrer Heldinnen, den Frauen an der Seite berühmter Männer. Keine Lebensgeschichte gleicht der anderen, sie umspielen die ganze Bandbreite menschlicher Eigenschaften: von innigster Selbstaufopferung bis zu zähester Selbstbehauptung. Was sie alle vereint, ist die Leidenschaft und Hingabe, mit der sie ihre berühmten Männer unterstützt, gefördert und vorangebracht haben. Sie waren ihnen Muse, Agentin, Sekretärin, Beraterin und nicht zuletzt Mutter ihrer Kinder. Es ist an der Zeit, dass die Welt ihre Geschichten kennenlernt.

Tatjana Kuschtewskaja, geboren 1947 in der Turkmenischen SSR in der Wüstenoase Dargan-Ata, verbrachte ihre Kindheit in der Ukraine; Studium der Musikpädagogik an der Musikhochschule von Artjomowsk (Diplom); arbeitete acht Jahre lang als Musikpädagogin in Jakutien; 1976-1981 Studium an der Fakultät für Drehbuchautoren der Filmhochschule Moskau (Diplom), wo sie 1983-1991 einen Meisterkurs für Drehbuchautoren leitete und als freie Journalistin tätig war; verfasste zahlreiche Drehbücher und Reportagen; unternahm Reisen durch alle Regionen der ehemaligen UdSSR; lebt seit 1991 in Deutschland. Veröffentlichungen (in deutscher Sprache): „Ich lebte tausend Leben“, Velbert 1997; „Russische Szenen“, Berlin 1999; „Transsibirische Eisenbahn“, Berlin 2002 u.v.a.

Gemeinsam mit Dieter Karrenberg stiftete sie 1997 den „Deutsch-Ukrainischen Literatur-Förderpreis Oles Hontschar“. Dieser Preis wird jährlich verliehen und hat zum Ziel, die moderne ukrainische Literatur zu unterstützen und zu fördern.

Tatjana Kuschtewskaja ist die Mutter der in Moskau lebenden Malerin und Bühnenbildnerin Janina (Jana) Kuschtewskaja

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger



Dienstag, 21. März 2017, 19:00 Uhr


Lesung mit Nancy Aris


Nancy Aris

Dattans Erbe


Roman, Mitteldeutscher Verlag,

März 2016

Moderation: Katharina Heinrich, Osteuropahistorikerin, Journalistin, LKF-Beirat

Der Roman „Dattans Erbe“ basiert auf der realen Geschichte des Hamburger Handelshauses Kunst & Albers und seinem in Wladiwostok tätigen Vertreter und Teilhaber Adolph Dattan. Die im Roman handelnden Personen agieren jedoch in ihrer eigenen fiktionalen Logik.


Wladiwostok 1875: Der Naumburger Buchhalter Adolph Dattan erreicht den Marinevorposten und baut im Nichts ein riesiges Handelsimperium mit auf. Er ist im Zenit seiner Macht, als er 1914 ins Gefängnis kommt, verbannt wird und alles verliert. Hundert Jahre später hofft sein Enkel, die Gründe dafür im verschollenen Tagebuch zu finden. Anna Stehr geht für ihn auf Spurensuche. Doch der russische Alltag hält sie in Atem: Ständig passiert Unerwartetes, im Archiv beißt sie auf Granit. Trotzdem löst sie das Rätsel um den Mann im Räderwerk zwischen Verrat und Weltpolitik und stößt auf eine Spur. Was sie anschließend in Naumburg finden wird, ist spektakulär.
Die Autorin erzählt vom zaristischen Russland, vom Ende der Sowjetunion und von der Gegenwart unter Putin. Ein Roman über die Kaufhauskönige von Wladiwostok: spannend, hintergründig, ungewöhnlich.


Nancy Aris, geb. 1970 in Berlin, Studium der Russistik, Polonistik und Neuesten Geschichte in Berlin, Moskau und Wrocław. Promotion zur Geschichtsschreibung im Stalinismus und umfangreiche Archivrecherchen in Moskau. Seit 2003 ist sie stellvertretende Sächsische Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen. Diverse Publikationen zur Diktaturgeschichte. 2014 erschien im Mitteldeutschen Verlag „Passierschein, bitte! Nachtnotizen aus Wladiwostok“.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Donnerstag, 30. März 2017, 19:00 Uhr


Vortrag


Prof. Dr. Guido Hausmann


Hat Russland eine eigene Zivilisation?


Gesprächsleitung: Dr. Elisabeth Weber und Prof. Dr. Gerhard Simon

Das offizielle Russland versucht sich in den letzten Jahren verstärkt als eigene Zivilisation, bzw. Gegenzivilisation zum Westen zu präsentieren. Ausdruck findet das in einer Reihe neuer Gesetze und auch im neuen Berliner Forschungsinstitut 'Dialog der Zivilisationen', das der putintreue Wladimir Jakunin 2016 gegründet hat.


Der Vortrag fragt nach den Traditionen dieses Denkens, für die einerseits die 1990er Jahre wichtig sind, die aber auch bis zu Intellektuellendebatten des 19. Jahrhunderts zurückreichen, vor allem zu Lev Tichomirov (1852-1923, ein russischer Revolutionär des terroristischen Flügels der Narodniki, gehörte deren Exekutivkomitee an. Nach seiner Trennung von den Vorstellungen einer gewaltsamen Revolution wurde er einer der führenden konservativen Denker in Russland. Er schrieb mehrere Bücher über die russische Monarchie, den orthodoxen Glauben und politische Philosophie in Russland) und Konstantin Leontjev (1831-1891, gilt als bedeutender, wenn auch umstrittener russischer Denker, Religionsphilosoph und Schriftsteller des 19.Jh.).


Prof. Dr. Guido Hausmann, Professor für Geschichte Ost- und Südosteuropas an der Universität Regensburg, Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte, Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung. Arbeitsschwerpunkte: Geschichte Ost- und Mitteleuropas, insbesondere Russlands und der Ukraine; Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte; Stadtgeschichte; Imperium und Nationalitäten; Gedächtnisgeschichte und Erinnerungskulturen; Natur und Umweltgeschichte.


UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger



Dienstag, 04. April 2017, 19:00 Uhr

Buchvorstellung und Gespräch mit der Autorin


Susanne Spahn

Das Ukraine-Bild in Deutschland:

Die Rolle der russischen Medien


Wie Russland die deutsche Öffentlichkeit beeinflusst


Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2016

Moderation: Prof. Dr. Gerhard Simon, Universität zu Köln

Welches Ukraine-Bild vermitteln die russischen Medien in Deutschland? Russische Staatsmedien werden massiv ausgebaut, gleichzeitig wird ein Netz an deutschen Kooperationspartnern, russischen und deutschen Experten und Unterstützern geschaffen, die russische offizielle Positionen in den deutschen Medien verbreiten und damit das Ukraine-Bild in der Öffentlichkeit prägen. Die zentrale Frage der Studie ist: Wie erfolgreich beeinflusst Russland die öffentliche Meinung in Deutschland zum Ukraine-Konflikt? Welche Akteure, Institutionen und Faktoren spielen dabei die größte Rolle?

Die Verfasserin untersucht diese Frage auf zwei Ebenen, der operativen und der inhaltlichen. Auf der operativen Ebene wird gezeigt, wie das Netzwerk der russischen Auslandsmedien in Deutschland funktioniert. In der Studie werden 50 Akteure des russischen Informationsnetzwerkes in Deutschland analysiert. Im inhaltlichen Teil geht es um das Ukraine-Bild in den russischen Medienbeiträgen und relevanten deutschen Publikationen.

Susanne Spahn, Dr. phil., lebt als freie Journalistin, Historikerin und Politologin in Berlin. Nach dem Studium der osteuropäischen Geschichte, Slawistik und Politikwissenschaft an den Universitäten St. Petersburg und Köln folgte 2011 die Promotion. Ihre Dissertation „Staatliche Unabhängigkeit - das Ende der ostslawischen Gemeinschaft? Die Außenpolitik Russlands gegenüber der Ukraine und Belarus seit 1991“ ist 2011 in Hamburg erschienen. Spahn absolvierte ein Volontariat bei der Süddeutschen Zeitung und berichtete 2010/11 aus Moskau für die Welt, Deutsche Welle, Zeit online, Magazin Außenwirtschaft u.a. Sie verfasst wissenschaftliche Analysen und Studien für Zeitschriften und politische Stiftungen. Ihre Studie zum Ukraine-Bild in Deutschland und der Rolle der russischen Medien wurde 2016 im Kovač-Verlag veröffentlicht.


UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Dienstag, 11. April 2017, 19:00 Uhr

Zum 105. Geburtstag von Lew Kopelew (09.04.1912 – 18.06.1997)

Reinhard Meier


Lew Kopelew

Humanist und Weltbürger


WBG und Theiss-Verlag

erschienen: 13. März 2017

Moderation: Fritz Pleitgen

Fritz Pleitgen: „Auf diese Biographie habe ich lange gewartet. Ich habe keinen Menschen kennengelernt, der aus eigenem Erleben so viel über das Verhältnis der Deutschen und Russen in Krieg und Frieden wusste wie Lew Kopelew.“



Lew Kopelew, 1912 im vorrevolutionären Kiew geboren und 1997 in Köln gestorben, spiegelt mit seiner wechselvollen Biographie das zerrissene 20. Jahrhundert. Reinhard Meier, der ihn gut kannte und Zugang zum Privatarchiv hat, zeichnet in seinem Buch erstmals das farbige Bild des großen Humanisten. Kopelew war einer der großen Brückenbauer zwischen der russischen und der deutschen Kultur. Er war Kommunist, Germanist und Frontsoldat der Roten Armee. Als Gulag-Häftling war er mit Solschenizyn befreundet, von dem er sich später entfremdete. Ab 1980 lebte er im unfreiwilligen Exil in Deutschland und wurde zu einer bedeutsamen Figur im bundesdeutschen Geistesleben. Der enge Freund Heinrich Bölls und Marion Gräfin Dönhoffs setzte sich unermüdlich für Verständnis und Aussöhnung zwischen Ost und West ein. Daran orientiert sich auch sein autobiographisches und wissenschaftliches Werk. Er trug maßgeblich zur Differenzie­rung des deutschen Russlandbildes bei und wurde so zu einem Dolmetscher zwischen den Nationen.

Reinhard Meier, geboren 1945, ist bei Zürich aufgewachsen. Er promovierte an der dortigen Universität in Germanistik und Anglistik. Er war Redakteur beim „Argentinischen Tageblatt“ in Buenos Aires und lebte anschließend mit seiner Familie als Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“ in Moskau, Bonn und Washington. Danach war Meier NZZ-Auslandredakteur; heute ist er Mitarbeiter der Internetzeitung

„Journal 21“.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Donnerstag, 20. April 2017, 19:00 Uhr


Mehr als Putin

Russland entschlüsseln

Dekoder stellt sich vor

Vortrag und Podiumsdiskussion mit der Chefredakteurin vom dekoder


Tamina Kutscher

Demonstranten auf dem Kiewer Maidan, der Sturz Janukowitschs, dann „grüne Männchen“ auf der Krim, schließlich die Annexion der Halbinsel durch Russland und der Krieg im Donbass: Mit den Ereignissen in der Ukraine rückte sehr schnell auch Russland wieder in den Fokus der deutschsprachigen Medien.


Ihre Berichterstattung wurde häufig als einseitig kritisiert, innerhalb der deutschen Gesellschaft gab es eine emotionale Debatte zwischen vermeintlichen „Russland-Verstehern“ und „Russland-Bashern“.

Wenn es um Russland geht, dann scheinen auch derzeit fast immer die Schlagwörter „Putin“, „hybrider Krieg“ und „postfaktisches Zeitalter“ aufzupoppen. „Die Menschen lesen mehr Berichte über russische Propaganda, als russische Propaganda selbst“, meint dagegen der russische Journalist Alexej Kowaljow, der auf seinem Blog selbst russische Propaganda dekonstruiert.

In dieser Situation hat sich die Online-Plattform dekoder.org vorgenommen, „Russland zu entschlüsseln“. dekoder verbindet dabei zwei Content-Typen, die sich gegenseitig ergänzen: übersetzte Originalbeiträge russischer (unabhängiger) Medien und Erklärtexte von Forschern aus europäischen Instituten (auf dekoder „Gnosen“ genannt, von gr. gnosis: Erkenntnis). Beide greifen nahtlos ineinander und stellen so ein Instrument zur Verfügung, um ein direktes Eintauchen in die öffentliche Debatte des Landes zu ermöglichen.


dekoder erreicht zwei einander überlappende Zielgruppen: ein Fachpublikum aus Journalisten, Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie ein breiteres, generell an Russland interessiertes Publikum.

Tamina Kutscher wird mit dem Moderator Felix Riefer (LKF-Beirat)

folgende Themen diskutieren:

Unter welchen (infrastrukturellen) Rahmenbedingungen findet Russlandberichterstattung eigentlich statt? Welche Russlandbilder werden in deutschsprachigen Medien produziert? Und wo setzt ein Medium an, das sich vorgenommen hat, „Russland zu entschlüsseln“?

Tamina Kutscher ist seit 2016 Chefredakteurin von dekoder.org. Die Slawistin und Historikerin absolvierte vor ihrem Studium die Journalistenschule ifp in München. Sie war sechs Jahre lang Redakteurin und Projektleiterin bei n-ost – Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung. 2014/2015 leitete sie dort unter anderem das internationale Medienprojekt Stereoscope Ukraine, an dem Korrespondenten aus Russland, der Ukraine und der EU beteiligt waren.


UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Dienstag, 25. April 2017, 19:00 Uhr


Ausstellungseröffnung


Die Deutschen in St. Petersburg

Kultur, Wissenschaft und Politik im Herzen Russlands (17. bis 20. Jh.)

Eröffnung: Fritz Pleitgen

Einführung: Lilia Lawruk, Leiterin der Integrationsagentur in Mettmann beim Integration-Kulturzentrum e.V. im Kreis Mettmannin

Dauer der Ausstellung: 25.04.2017 – 19.05.2017
Öffnungszeiten: di – do.: 12.00 -18.00 Uhr, fr.: 12.00 – 17.00 Uhr sowie während der Veranstaltungen u. nach Vereinbarungen


Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsproduktion des Integration-Kulturzentrum (IZK) e.V. im Kreis Mettmann und des Deutsch-Russischen Begegnungszentrums an der lutherischen Petrikirche Sankt Petersburgs. Die Ausstellung ist 2011 im Auftrag des BMI entstanden. Sie besteht aus 22 Tafeln, ist zweisprachig – deutsch und russisch – und thematisch nach Bereichen geordnet, die von Medizin (Ärzte und Apotheken) über das Bildungswesen, Kirchen, Vereine, Deutsche in Verwaltung und Politik, Deutsche im Militär etc. reichen. Sie ist mit vielen Bilder, Grafiken und Karten versehen.

Die Gründung der lutherischen Gemeinde in Sankt Peterburg fällt beinahe mit der Gründung der Zarenstadt zusammen. Zar Peter II. schenkte der Gemeinde ein Grundstück auf dem heutigen Newskij Prospekt. Im Jahr 1728 begann der Bau der lutherischen Steinkirche. Die Kirche konnte nach nur zweijähriger Bauzeit am 14./25. Juni eingeweiht, der Innenausbau nach 8 Jahren fertiggestellt werden.

1833 wurde das alte Kirchengebäude abgerissen und innerhalb von nur fünf Jahren die neue St. Petrikirche errichtet. Die unmittelbare Bauleitung übernahm der deutsche Architekt Georg Zollikofer. Nach der Einweihung am Reformationstag 1838 fanden 3000 Menschen in der Kirche Platz.

Unter der Regierung der Sowjetmacht wurde die Kirche 1938 geschlossen. Im Jahr 1955 wurde im Stadtrat entschieden, dass die Kirche in ein Schwimmbad umgebaut werden soll, welches 1963 eröffnet wurde.

Nach dem Ende der Sowjetunion wurde das Gebäude wieder an die lutherische Kirche zurückgegeben. Das renovierte Gotteshaus steht seinen Gläubigen nun offen. Das Becken des Schwimmbades kann man sich auch heute noch ansehen. Unter dem Platz, wo ehemals der Sprungturm stand, befindet sich der Chorraum mit einem kleinen Andachtsraum.

Heute ist die 350 Mitglieder umfassende Petrigemeinde wieder lebendig und aktiv. Viele der Gemeindemitglieder sind Deutsche aus anderen Teilen der ehemaligen Sowjetunion: Russlanddeutsche, die nach 1990 vor allem aus Kasachstan und Sibirien nach Sankt Petersburg kamen.

Der Kellerraum der Schwimmbadkirche, zur gleichen Zeit auch der Kathedrale der evangelisch-lutherischen Kirche Russlands (ELK) als Zeuge und Symbol der Enteignung des Gebetshauses, ist ein deutliches Zeichen der Unterdrückung und des Glaubensschicksals in der atheistischen Sowjetzeit im Russland des 20. Jahrhunderts geworden und dient als Gedenkstätte an Opfer der Vertreibung, Repressionen und Kriege.

Eintritt frei



Donnerstag, 11. Mai 2017, 19:00 Uhr

Buchvorstellung und Gespräch mit dem Autor


Reinhold Vetter

Nationalismus im Osten Europas

Was Kaczynski und Orbán mit Le Pen und Wilders verbindet

Was steckt hinter dem neuen Populismus im Osten Europas?

Erschienen: März 2017, Ch. Links Verlag Berlin

Moderation: Dr. Elisabeth Weber, LKF-Beirat, und Robert Baag Osteuropa-Historiker, Journalist

Die Krise der Europäischen Union wird auch mit dem Erstarken nationalistischer Bewegungen im Osten Europas in Zusammenhang gebracht. Die Verbindungen zu rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien in Frankreich, den Niederlanden oder Deutschland lassen eine „Internationale der Autoritären“ befürchten. Welche Ursachen sind für diese Entwicklungen auszumachen? Welche Rolle sollte dabei die EU spielen?


Reinhold Vetter analysiert die Nationalismen in Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik und der Slowakei und wirft einen Blick auf ähnliche Phänomene in Kroatien, Slowenien oder den baltischen Staaten. Er zeigt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf und diskutiert die Perspektiven und Optionen eines bedrängten Europas.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Donnerstag, 18. Mai 2017, 19:00 Uhr


Buchvorstellung


Gudrun und Karl Wolff


Die Reise ins Morgen-Land

Tatarstan zwischen Moskau und Singapur
Essays, Reportagen und Geschichte (n)


Pop Verlag, Oktober 2016

Gudrun und Karl Wolffs neues Russland-Tatarstan-Reisebuch ist vor der Frankfurter Buchmesse 2016 im Pop-Verlag Ludwigsburg erschienen. Es ist das erste in deutscher Sprache über die hierzulande unbekannte Republik Tatarstan an der mittleren Wolga. In 47 Kapiteln legen sie einen in seiner Vielfalt faszinierenden kaleidoskopartigen Reisebericht in Essays, Reportagen und Geschichte (n) vor. Ihre Reise nach Tatarstan ist eine Reise an den Ursprung der tatarischen Nation und an den Ausgangspunkt der geschichtlichen Entwicklung, durch die aus dem Moskauer Fürstentum Russland wurde und daraus das Russische Imperium. Anders als die apologetischen und polemischen Russlandbücher, die seit der Annexion der Krim erschienen sind, setzt „Die Reise ins Morgen-Land“ bei der Analyse und Beschreibung des heutigen politischen und gesellschaftlichen Lebens nicht bei der Figur des Präsidenten, des Kremls oder de Hauptstadt an, sondern verbindet beeindruckende Lebensgeschichten und Persönlichkeiten mit einer faszinierenden Fülle von Themen, Perspektiven und Orten. Prüfend, kritisch, offen, die Dinge beim Namen nennend, mit einem fragenden Blick in die Zukunft. Jenseits der orientalischen Stereotypen vom „Tatarenjoch“ und den „Enkeln Dschingis Khans, aber mit dem Wissen um die schmerzlichen Folgen der Geschichte und repressiver Politik entsteht das facettenreiche Porträt der nationalen Widergeburt der zweitgrößten Ethnie in Russland in einer multinationalen Republik, die im Geist der Toleranz, der Bildung, des Fortschritts an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien ihren transnationalen Erfolgskurs in der globalisierten Welt beschritten hat.


Die Autoren, Slawisten, Osteuropahistoriker und Mitbegründer der deutsch-russischen Gesellschaft Münster, praktizieren seit mehr als fünfundvierzig Jahren den interkulturellen Dialog zwischen Russland und Deutschland in vielfältigen Projekten. Karl Wolffs Gedichtband „ex oriente luxus. Infinitives aus Russland“ (Edition Thaleia) gilt laut Moskauer Akademie der Wissenschaften als das „einzige poetische Russlandbild in der deutschen Literatur“, dem „exemplarischer Charakter“ bescheinigt wird. Ihr erstes gemeinsames Russlandbuch „Der Zeit voraus. Grenzgänge im Ural“ wurde als „eines der besten Bücher über Russland in deutscher Sprache“ (M. Tscheboteva, Jekaterinburg) gelobt.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger



Donnerstag, 01. Juni 2017, 19.00 Uhr

Vortrag


Deutsche Soldaten posieren im Herbst 1942 neben einem Massengrab jüdischer Opfer
bei Mineralnyje Wody im Kaukasus. Bild: Yad Vashem


Der Holocaust im Nordkaukasus (1942-1943)

Vortrag von Dr. Andrej Umansky, Universität zu Köln

Moderation: Dr. Carlo Gentile, Martin-Buber-Institut für Judaistik der Universität zu Köln

Der Holocaust im Nordkaukasus ist kaum bekannt und selbst in Russland verhältnismäßig vergessen. In weniger als sechs Monaten, zwischen August 1942 und Januar 1943 sind in den Regionen Stavropol, Krasnodar und den Republiken Adygea, Karatschai-Tscherkessien und Kabardino-Balkarien mindestens 50.000 Juden erschossen oder mithilfe von Gaswagen getötet worden. Die meisten dieser Opfer waren Evakuierte aus den sowjetischen Westrepubliken, wie der Ukraine, Weißrussland und Moldawien, (Juden gab es in Südrussland kaum welche vorher). Die sowjetische Führung hatte bis Juni 1942 Millionen von Menschen Richtung Osten evakuiert, wovon die meisten nach Zentralasien verbracht wurden. Viele jedoch blieben im Kaukasus „stecken“ und wurden dann von den deutschen Truppen überrascht. Darum sind diese jüdischen Opfer völlig vergessen, es gibt keine jüdische Gemeinde vor Ort, die sich um diese Orte kümmert. Nur an wenigen Orten findet man Gedenksteine. Gleichzeitig wissen bis heute viele Überlebende nicht, ob ihre evakuierten Verwandten überlebt haben oder nicht.

Ein ähnliches Schicksal teilen die Bergjuden, eine Minderheit, die man vor allem im Kaukasus findet. Sie gehören dem Judentum an, verweigern aber den Talmud und sind in ihrer Lebensweise den Muslimen sehr ähnlich. Das führte bei den NS-Bürokraten zu großen Debatten, ob es sich um ethnische Juden handelt oder nicht. Aus diesem Grund wurden sie von den deutschen Besatzern zum Teil am Leben gelassen, an manchen Orten kam es aber doch zu Erschießungen. Die Bergjuden leben heute vor allem im Südkaukasus und es gab einige Gemeinden im Krai Stavropol und Karatschai-Balkarien.

Mit Hilfe von deutschen und sowjetischen Archivunterlagen, Erinnerungen von Überlebenden sowie Interviews mit Zeitzeugen kann der Holocaust im Nordkaukasus rekonstruiert und seine Topographie geklärt werden.

Dr. Andrej Umansky LL.M. (Köln/Paris I) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strafrecht und Strafprozessrecht der Universität zu Köln. Er promovierte zum Vortragsthema 2016 in Frankreich und ist Vorstandsmitglied von der Organisation Yahad-In Unum (Hebräisch und Latein: zusammen).


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Dienstag, 06. Juni 2017, 19.00 Uhr

Die Ukraine im Fokus
Vortrag und Podiumsgespräch


Sechs Zukunftsszenarien für die Ukraine:

Alternative Sicherheitsoptionen für einen osteuropäischen Schlüsselstaat

Vortrag von Dr. Andreas Umland

Moderation: Prof. Gerhard Simon

Nach dem Beginn einer großen politischen und administrativen Transformation, die allmählich die ukrainischen Institutionen europäisiert, besteht die größte künftige Herausforderung der Ukraine in der Sicherung ihrer territorialen Integrität, staatlichen Stabilität und politischen Souveränität. Hierfür zeichnen sich sechs möglich Szenarien ab:


1. ein Verbleib in der heute existierenden sicherheitspolitischen Grauzone,

2. der Abschluss eines großen Vertrages zwischen dem Westen und Russland über Osteuropa,

3. der EU-Eintritt der Ukraine,

4. der NATO-Beitritt der Ukraine,

5. ein bi- oder trilateraler Sicherheitsvertrag zwischen der Ukraine und den USA sowie Großbritannien mit Verweis auf das Budapester Memorandum,

6. die Schaffung einer sog. Intermarium-Koalition mittelosteuropäischer und postsowjetischer Länder inner- und außerhalb der NATO.


Obwohl das erste Szenario das derzeit bei weitem wahrscheinlichste ist, sind auch die weiteren fünf Szenarien einer näheren Betrachtung wert, da sie die Präferenzen vieler Ukrainer, Mittelosteuropäer und Westeuropäer illustrieren. Die künftigen Chancen der Ukraine auf eine EU-Mitgliedschaft sind angesichts der begonnenen Implementierung des Assoziierungsabkommens deutlich gestiegen.

Andreas Umland ist Senior Research Fellow am Institut für Euro-Atlantische Kooperation in Kiew und Herausgeber der Buchreihe „Soviet and Post-Soviet Politics and Society“ beim ibidem-Verlag Stuttgart.

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Dienstag, 13. Juni 2017, 19.00 Uhr

Vortrag und Podiumsdiskussion


Putin im Survival-Modus?

Warum Putin Konflikt und Repression Verhandlungen und Appeasement vorzieht

Vortrag und Podiumsdiskussion mit

Prof. Marie Mendras, Sciences Po, Paris, EU-Russland-Expertin

Veranstaltung in englischer Sprache mit Flüstersimultanübersetzung von

Heike Buerschaper und Almute Löber

Marie Mendras ist Professorin an der Sciences Po – Paris School of International Affairs, Research Fellow am französischen Zentrum für internationale Fragen (CNRS / CERI) sowie Associate Fellow des Chatham House Programms für Russland und Eurasien. Sie ist Redakteurin der Journale Esprit (Paris) und Pro et Contra (Moskau) und Mitglied des Brüsseler EU-Russia-Centre. Am CERI forscht sie über das politische System, das Verhalten von Gesellschaft und Eliten in Russland sowie über die russische Politik gegenüber Europa. Sie leitet das Institut Observatoire de la Russie, das zahlreiche Seminarreihen organisiert.
Von 2008 bis 2010 war sie Professorin an der London School of Economics and Political Science (LSE). Davor lehrte sie an Université Paris 1-Sorbonne, Universität Paris 10 Nanterre, Université de Louvain / Leuven, der Ecole des Mines in Paris und am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO).
Von 1983 bis 1991 war sie Teilzeit-Beraterin für den Planungsstab im französischen Außenministerium, von 1992 bis 1998 Beraterin des Direktors für strategische Angelegenheiten im Verteidigungsministerium. Im Jahr 2010 leitete sie den Planungsstab.


Marie Mendras studierte an der University of Essex, Institut d’Études Politiques de Paris – Sciences Po und dem Institut des Langues et Civilisations Orientales in Paris, SAIS-Johns Hopkins University und der Harvard University. Ihren Doktortitel in Politikwissenschaft erhielt sie am Sciences Po, Paris. Sie ist Autorin des Buches „Russian Politics. The Paradox of a Weak State“.

Moderation: Felix Riefer, Politologe, Doktorand am Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik der Universität zu Köln

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Mittwoch, 21. Juni 2017, 19.00 Uhr

Vortrag


Widersprüche im System

Putins starker schwacher Staat

Vortrag von Jens Siegert

Moderation: Dr. Elisabeth Weber, LKF-Beirat, und Prof. Gerhard Simon, Osteuropahistoriker

Das erste Ziel, das der neue Präsident Wladimir Putin im Jahr 2000 proklamierte, war die „Wiederherstellung der Machtvertikale“. Wie wir heute wissen, war er mit diesem Vorhaben durchaus erfolgreich. Immer mehr Macht und Entscheidungsbefugnisse werden im Kreml und bei Präsident Putin persönlich gebündelt. Trotzdem gibt es immer wieder Systemausfälle. Warum?


Noch vor kurzem schien Putins Wiederwahl im März 2018 nur noch eine Frage der Technik. Die Proteste gegen Korruption Ende März haben die Karten zwar nicht völlig neu gemischt, aber sowohl den Kreml als auch die Opposition völlig überrascht. Insbesondere die Teilnahme vieler sehr junger Menschen an den Protesten haben den Kreml verunsichert. Gleichzeitig gibt es in vielen Städten und Regionen Protest gegen unpopuläre örtliche Entscheidungen. Das alles summiert sich nicht zu einer wirklichen Herausforderung der Macht Putins, sorgt aber für deutlich mehr Unruhe als sich die meisten Beobachter noch vor Kurzem vorstellen konnten. Die bevorstehenden Wahlen wirken plötzlich nicht mehr als Selbstgänger.

Jens Siegert leitete von 1999 bis Sommer 2015 das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Moskau. Er wohnt und arbeitet weiterhin in der russischen Hauptstadt und bloggt regelmäßig unter http://russland.boellblog.org.

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Dienstag, 27. Juni 2017, 19.00 Uhr


Präsentation


Oberschlesien prosaisch

Präsentation des „Literarischen Reiseführers“ und des Reportageromans


Małgorzata Szejnert

Der schwarze Garten

Mitveranstalter: Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam

Ein Gespräch mit Benjamin Voelkel und Marcin Wiatr

Małgorzata Szejnert, Der schwarze Garten. Verlag Deutsches Kulturforum östliches Europa 2015. Aus dem Polnischen von Benjamin Voelkel.





Małgorzata Szejnert schildert in ihrem Buch „Czarny ogród“, das Benjamin Voelkel kongenial ins Deutsche übertrug, die Geschichte der oberschlesischen Bergarbeitersiedlungen Gieschewald/Giszowiec und Nickischschacht/Nikiszowiec, ab 1907 nach den Plänen der Architekten Georg und Emil Zillmann aus Berlin errichtet. Von den Konflikten zwischen Deutschen und Polen, die sich in Oberschlesien so radikal zuspitzten wie kaum anderswo, blieben sie nicht verschont. Der Autorin gelingt es, große Zusammenhänge anhand zahlreicher Details und Anekdoten anschaulich und begreifbar zu machen. Dafür durchforstete sie historische Arbeiten, Archive, Zeitungen, Briefe, Erinnerungen und private Fotoalben, sie sprach mit Nachkommen der ersten Bewohner, die oft noch in den Siedlungen leben. So entstand ein eindrucksvolles, vielschichtiges Bild der Zeit von 1907 bis heute.

Marcin Wiatr


Literarischer Reiseführer Oberschlesien


Fünf Touren durch das barocke, (post)industrielle, grüne, mystische Grenzland. Verlag Deutsches Kulturforum östliches Europa 18. März 2016

Marcin Wiatr zeigt eindrucksvoll in seinem Literarischen Reiseführer Oberschlesien, dass in Oberschlesien die Impulse für eine regionale Identität bis heute aus der mehrsprachigen Literatur kommen. Hier wurden Joseph von Eichendorff, Max Herrmann-Neiße oder Horst Bienek geboren. Auch Janosch hat seiner Heimat ein belletristisches Denkmal gesetzt, Tadeusz Różewicz lebte und schrieb hier, Jaromír Nohavica besang die Region und der Regisseur Kazimierz Kutz hielt sie in einer Filmtrilogie fest. Das Buch richtet den Blick auf Orte wie Nysa/Neiße, Gliwice/Gleiwitz, Mysłowice/ Myslowitz, Łubowic/Lubowitz und St. Annaberg/Góra Świętej Anny und widmet sich an ausgewählten Beispielen der Architektur, Wirtschaft, Industrie, Landschaft und Mystik dieser außergewöhnlich facettenreichen Region.

Marcin Wiatr stammt aus Gleiwitz/Gliwice, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitet am Georg-Eckert-Institut für Schulbuchforschung am Projekt „Oberschlesien und sein kulturelles Erbe“. 2016 hat er über den oberschlesischen Politiker Wojciech Korfanty in literarischen und erinnerungspolitischen Diskursen der zwischen- und Nachkriegszeit promoviert.

Benjamin Voelkel studierte in Berlin und Moskau Polonistik, Russistik sowie Ost- und Südosteuropäische Geschichte. Magisterarbeit über Poetik und Strategie der Übersetzung von Bruno Schulz‘ „Die Zimtläden“, arbeitet als freiberuflicher Lektor und Übersetzer, u.a. lange Zeit für den Suhrkamp Verlag.


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Donnerstag, 29. Juni 2017, 19:00 Uhr

Podiumsgespräch


Moskauer Bürger hören über Lautsprecher die Rede
Molotows, des sowjetischen Außenministers,
am 22.06.41. Foto: Jewgenij Chaldej © ITAR-TASS, Bildquelle:
https://www.tassphoto.com/ru

Der Tag, als der Krieg begann:


Der 22. Juni 1941 und der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion in heutigen
Erinnerungen


Podiumsgespräch

Der Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 besitzt in der deutschen Erinnerungskultur nicht den Stellenwert anderer Jahrestage im deutschen Gedenkkalender. In der Podiumsdiskussion werden aktuelle Erinnerungen an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion in Deutschland, Belarus, der Ukraine und Russland dargestellt und diskutiert.




Auf dem Podium:


Christoph Meißner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutsch-russischen Museum Berlin Karlshorst und

Dr. Jürgen Zarusky, Institut für Zeitgeschichte München

Moderation:

Dr. Ekaterina Makhotina, Abteilung Osteuropäische Geschichte, Institut für Geschichtswissenschaft, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

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Samstag, 01. Juli 2017, 17.00 Uhr

Filmvorführung


Filmvorführung mit der Regisseurin

Anna Hoffmann

Pokà heißt Tschüss auf Russisch

Regie: Anna Hoffmann; Deutschland, Kasachstan 2014 | DCP | Farbe | 94 Min. | dt., russ. mit UT |

Buch: Anna Hoffmann, Oliver Haller; Kamera: Andreas Höfer; Darsteller: Pavlo Pasha Antonov, Thomas Papst, Natalia Belitski, Regina Kletinitch u. a.; Produzenten: Stephan Grobe, Oliver Haller

Moderation: Felix Riefer, Politologe, LKF-Beirat

Endlich erhält der Russlanddeutsche Alexander (Jurij Rosstalnyj) für sich und seine Familie den langersehnten Aufnahmebescheid aus Deutschland. Die Erwartungen an die neue Heimat sind hoch, doch können sie erfüllt werden? Die Tragikomödie „POKA heißt Tschüss auf Russisch“ erzählt von einer Reise ins Ungewisse, großen Hoffnungen und einer romantischen Liebesgeschichte.

Regisseurin Anna Hoffmann stammt selbst aus Kasachstan und lebt seit 1990 in Deutschland.

Das ZDF zeigte den Film am 29. August 2016 anlässlich des „Tages der Russlanddeutschen“, der seit 1982 im Gedenken an den 28. August 1941 begangen wird, an dem der Oberste Sowjet per Dekret mit der Zwangsdeportation von Hunderttausenden Russlanddeutschen begann.


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Mittwoch, 05. Juli 2017, 19.00 Uhr

Buchpremiere – Buchvorstellung mit der Autorin


Gusel Jachina


Suleika öffnet die Augen

Roman, Aufbau Verlag, März 2017

Aus dem Russischen von Helmut Ettinger

Lesung und Moderation:

Katharina Heinrich, Journalistin, Osteuropa-Historikerin, LKF-Beirat

Der überragende Bucherfolg aus Russland!
„Dieser Roman trifft mitten ins Herz.“ Ljudmila Ulitzkaja

Veranstaltung in deutscher Sprache




Eigentlich wollte Gusel Jachina einen Roman schreiben, der von der Geschichte ihrer tatarischen Familie inspiriert war. Bald aber merkte sie, dass sie dafür viel zu viel Stoff hatte. Also besuchte sie die Filmhochschule. Um die Geschichte in Bildern erzählen zu können, verfasste sie auch ein Drehbuch - und landete am Ende doch wieder bei der literarischen Form. In Russland wurde „Suleika öffnet die Augen“ Ende 2015 mit dem Nationalpreis ausgezeichnet, dem mit umgerechnet knapp 43.000 Euro dotierten Bolschaja-Kniga-Preis.

„Suleika öffnet die Augen“ kommt in 16 Übersetzungen in 24 Ländern auf den Markt. In Russland ist außerdem gerade eine achtteilige Fernsehserie in Vorbereitung; das Drehbuch dafür stammt von Gusel Jachina.

„Der Roman besitzt die wichtigste Eigenschaft echter Literatur: Er trifft mitten ins Herz“, schreibt die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja im Vorwort zum Debüt ihrer Kollegin Gusel Jachina. Und weiter: „Für mich bleibt es ein Rätsel, wie es einer so jungen Autorin gelungen ist, ein so eindringliches Werk zu schaffen, das Liebe und Zärtlichkeit in der Hölle besingt.“


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Mittwoch, 12. Juli 2017, 19.00 Uhr


Buchvorstellung mit dem Autor


Michail Schischkin


Die Eroberung von Ismail

Roman, DVA Mai 2017

Aus dem Russischen von Andreas Tretner
Buchvorstellung mit dem Autor


Moderation: Fritz Pleitgen, Ehrenvorsitzender des LKF

Lesung: Bernt Hahn


Eines der bedeutendsten Werke der russischen Gegenwartsliteratur, vielfach ausgezeichnet

Veranstaltung in deutscher Sprache




Es beginnt mit der Erschaffung der Welt – in einem Abteil der Belebeier Schmalspurbahn, tief in der russischen Provinz. Und damit, dass Alexander Wassiljewitsch, gestandener Provinzadvokat und Anwalt der Erniedrigten und Beleidigten, seinen Lebenslauf fürs Kompendium der Gerichtsrede zu schreiben hat. Daraus erwächst eine große Abrechnung, etwas wie Russlands Jüngster Tag. Im Zeugenstand die hohe Literatur: von Tolstois „Auferstehung“, dem berühmtesten aller russischen Gerichtsromane, über Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“ bis hin zu Olga, Katja, Mascha, Larissa, all den tapfer beharrenden und tragisch vergehenden Frauen im Roman wie im Leben. Und immer wieder schieben sich die Erlebnisse eines jungen Mannes dazwischen, der Michail Schischkin heißt und vom chaotischen Moskau der 1990er Jahre einen langen Abschied nimmt.

Ein Roman, der sich aufschwingt durch Zeiten und Räume und die russische Geschichte von ihren wüsten Anfängen bis ins betrübliche Heute erfasst. Ein monumentales Werk von einem „mächtig ausgreifenden Erzähler und Wortgläubigen mit Klassikerpotenz, wie man ihn schon lange nicht mehr sah in der russischen Weltliteratur“ (NZZ am Sonntag).

„Michail Schischkin ist ein Sprachvirtuose.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Montag, 17. Juli 2017, 19.00 Uhr


In Polen so viel Neues!
Umbrüche in Polen und ihre Konsequenzen für Europa


Der Autor des Buches

Der Bruch

Ursachen und Konsequenzen des Umsturzes der Verfassungsordnung Polens 2015–2016


Edition Peter Lang 2016; Reihe: Studies in Political Transition

Prof. Klaus Bachmann

erzählt und diskutiert.

Moderation: Johanna Herzing, Journalistin, Deutschlandfunk: Redaktion Hintergrund



Eröffnung: Thomas Roth, Vorsitzender des Lew Kopelew Forums, eh. Moderator der Tagesthemen


Aus dem Buch: Im Frühling 2015 sah es so aus, als stünde Polens Dritte Republik vor dem langweiligsten Wahljahr ihrer kurzen, 25jährigen Geschichte. Für den Herbst standen Präsidentschaftswahlen an, doch in den Umfragen lag der Amtsinhaber, Bronisław Komorowski, der vor seinem Amtsantritt der Bürgerplattform angehört hatte, so weit vorne, dass Kommentatoren spekulierten, er könne sogar schon in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen das Rennen für sich entscheiden. Da es aussichtslos erschien ihn herauszufordern, entschied sich die Führung der größten Oppositionspartei „Recht und Gerechtigkeit“, den bis dahin fast unbekannten Andrzej Duda, einen relativ jungen Abgeordneten aus dem Europäischen Parlament, ins Rennen zu schicken… Dudas Kandidatur schien der beste Beweis zu sein, dass auch PiS überzeugt war, Komorowski würde gewinnen. Zu seinem Unglück schien auch Komorowski davon überzeugt zu sein...

Das Buch beschäftigt sich ausführlich mit den Ursachen und gesellschaftlichen Hintergründen für die Wahlsiege der national-konservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“ in 2015 und ihren Folgen für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und innenpolitische Stabilität in Polen. Es diskutiert die Konsequenzen für die internationale Position Polens in der EU und der NATO. Der Autor hält fest, dass die Entwicklung nicht nur einen Bruch mit der Verfassungsordnung, sondern auch mit den Traditionen und politischen Werten der polnischen Rechten und der außenpolitischen Grundlinie der Dritten Polnischen Republik darstellt.

Klaus Bachmann (* 1963 in Bruchsal) ist Journalist, Historiker und Politikwissenschaftler. Er ist Verfasser vieler Werke über deutsch-polnische und ukrainisch-polnische Beziehungen und Transitional Justice und Professor für politische Wissenschaften an der Uniwersytet SWPS (University of Social Sciences and Humanities) in Warschau.

Klaus Bachmann studierte osteuropäische Geschichte und slawische Sprachen an den Universitäten Heidelberg, Wien und Krakau. Von 1988 an lieferte er Korrespondenzen für deutsche und österreichische Zeitungen, 1989 erhielt er den Status eines Auslandskorrespondenten in Polen, später ebenfalls in Kiew, Minsk und Wilna. Mitte der 1990er Jahre wurde er Mitarbeiter von den deutschen Tageszeitungen Der Tagesspiegel, Stuttgarter Zeitung, Hannoversche Allgemeine Zeitung sowie von den polnischen Medien Rzeczpospolita, Polityka, Tygodnik Powszechny. Im Jahr 2000 promovierte er an der Universität Warschau über den polnisch-ukrainischen Konflikt in Galizien 1907–1914.

2004 habilitierte er an der Universität Breslau und wurde zum Leiter des Lehrstuhls für Politologie im Willy-Brandt-Zentrum der Deutschland- und Europastudien an der Universität Breslau ernannt. Er war visiting professor in Wien und Bordeaux und besuchte die People's University of China (Renmin) in Bejing sowie das American Institute for Contemporary German Studies an der Johns Hopkins University in Baltimore.

Er wurde 2006 zum außerordentlichen Professor an der Hochschule für Sozialpsychologie in Warschau berufen und 2013 zum ordentlichen Professor für Sozialwissenschaften ernannt.

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Sommerpause im Lew Kopelew Forum


Die Sommerpause im Lew Kopelew Forum wird vom 31. Juli bis zum 31. August 2017 dauern.


Der Vorstand, der Beirat und die Geschäftsführerin wünschen Ihnen eine erholsame und vor allem sonnige Sommerzeit!


Wir freuen uns darauf, Sie nach der Sommerpause wieder bei uns begrüßen zu können.



Montag, 11. September 2017, 19.00 Uhr


Russlanddeutsche vor der Wahl
Podiumsgespräch zur Bundestagswahl 2017

Der sogenannte „Fall Lisa“ brachte Anfang 2016 Hunderte russischsprachige Migranten auf die Straße. Durch diesen Zwischenfall wurde der deutschen Öffentlichkeit zum ersten Mal die aggressive russische Desinformationspolitik bewusst. Gleichzeit entdeckte die AfD, durch die Politik um die Flüchtlingskrise erstarkt, die Russlanddeutschen als Zielgruppe. Beide Entwicklungen änderten das zuvor als vorbildlich geltende Integrationsimage der Russlanddeutschen in der deutschen Öffentlichkeit. Inzwischen haben fast alle Parteien das Wahlpotenzial der Migranten aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion für sich entdeckt. Russischsprachige Politiker werden in vielen Parteien aufgestellt, gruppenspezifische Wahlversprechen gemacht. Auch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) widmete diesem Thema eine große Fachtagung und Publikationen, wie z.B. www.bpb.de/russlanddeutsche.


Was erwarten die „Russlanddeutschen“ von der Bundestagswahl – und was hat deren öffentliches Image mit der Realität zu tun? Darüber diskutieren:

Katharina Heinrich, Osteuropahistorikerin, Journalistin, LKF-Beirat
Felix Riefer, Politologe, Doktorand an der Universität zu Köln, LKF-Beirat
Medina Schaubert, Kreisvorstand der CDU in Hellersdorf-Marzahn, Berlin
Jurij Sargelis, Politologe, Bundesverband russischsprachiger Eltern e.V.


Moderation: Georg Restle
Journalist, Leiter und Moderator des Politmagazins MONITOR im Ersten Deutschen Fernsehen, LKF-Beirat

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Mittwoch, 20. September 2017, 19.00 Uhr


Vortrag und Buchvorstellung


Ekaterina Makhotina


Erinnerungen an den Krieg –

Krieg der Erinnerungen
Litauen und der Zweite Weltkrieg


Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016

Moderation: Prof. Dr. Martin Aust,
Professor für die Geschichte und Kultur Osteuropas an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Litauen ist vielfältig und konfliktgeladen. Die offizielle Erinnerungskultur während der Sowjetzeit, wie sie in Museen und Gedenkstätten ihren Ausdruck fand, prägte die Diskurse des Erinnerns und des Vergessens nachhaltig. Nach dem Ende der Sowjetmacht bekam die Erinnerungslandschaft in Litauen viele neue Facetten und Funktionen, die „Erinnerung“ an den Krieg und an den Holocaust wurde zum Gegenstand der antikommunistischen, nationalorientierten Geschichtspolitik. Dieser Prozess der Aushandlung der Geschichtsrepräsentation ist noch nicht abgeschlossen. Das jüngst erschienene Buch von Ekaterina Makhotina nimmt die Geschichte und den Jetzt-Zustand der Erinnerungskultur eines osteuropäischen EU-Staates in den Blick und zeigt sowohl die Vielfalt der Akteure und Erinnerungspraktiken als auch die Prozesse der Nationalisierung und der Europäisierung der offiziellen Geschichtsdarstellung auf.


Dr. Ekaterina Makhotina ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte der Universität Bonn. Seit 2007 forscht sie zu Erinnerungskulturen im östlichen Europa, u.a. zur Erinnerung an den Stalinismus und den Nationalsozialismus in Litauen und in Russland sowie zu sozialen Praktiken des Kriegsgedenkens. Dazu hat sie eine Reihe von Publikationen auf Deutsch, Englisch und Russisch. Sie ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“. 


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Donnerstag, 28. September 2017, 19.00 Uhr


Ein berührender, authentischer Erlebnisbericht aus Kiew 2013/14


Charis Haska
Nachts zittert das Haus

Erlebnisse am Maidan 2013/14


Manuela Kinzel Verlag, Göppingen/Dessau 2014

Gespräch mit der Autorin:

Dr. Vera Ammer, LKF-Beirat, Vorstandsmitglied Memorial International

Vera Ammer: „Ihre Facebook-Posts habe ich während und nach der Majdan-Zeit täglich mit Spannung erwartet“.
Charis Haska wurde 1967 in Bayreuth geboren. Nach ihrer Ausbildung und Tätigkeit als Altenpflegerin studierte sie Evangelische Theologie. Als Pfarr- und Familienfrau lebt sie heute an der Seite ihres Mannes Ralf mit ihren drei Kindern in Marktleuthen im Fichtelgebirge. Sie und Ihr Mann, Pfarrer Ralf Haska von der evangelischen Gemeinde St. Katharina in Kiew, verfolgten monatelang die Proteste in der Ukraine: Vier Jahre lebte Familie Haska bereits wenige Minuten vom Maidan entfernt, als im November 2013 dort die friedlichen Demonstrationen begannen. Mit seinen Kindern wird das Ehepaar zu Augenzeugen einer Revolution. Sie erleben mit, wie ein friedliches Volk in einen bedrohlichen Krieg gedrängt wird.


Ralf Haska sorgte dafür, dass seine Kirche während der Protesttage für alle offen war. Polizisten kamen ebenso herein wie Demonstranten, um sich ein wenig aufzuwärmen. Es gab warme Getränke, Essen und als die Zahl der Verletzten immer größer wurde, richtete Haska in der Kirche ein geheimes Lazarett mit freiwilligen Ärzten und Pflegern ein.


Charis Haska in der Danksagung: „Von Herzen dankbar bin ich all denen, die die Ukrainer und uns in dieser Zeit durch ihre Gebete mitgetragen haben, all den Ukrainern, die mich freimütig an ihren Erlebnissen, und ihrer Beunruhigung haben teilnehmen lassen, […], all denen, die bereit sind, sich auf die Lektüre dieser schweren Kapitel der europäischen Geschichte einzulassen.“

Seite 9: „Sieht man heute bei mir auf FB nach, so fehlen viele [der] Einträge. Was ich im Dezember und Januar geschrieben habe, ist von Hackern zum großen Teil entfernt worden. Weshalb, darüber haben wir lange Zeit gerätselt. Erst im Nachhinein wurde es uns deutlich, dass bewusst Passagen und Videoaufnahmen entfernt wurden, die den friedlichen Charakter der Demonstrationen dokumentierten. Mit einem solchen Phänomen habe ich nicht gerechnet.“

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Tweet von Anastasia Magasova: Ortsschild vor dem Dorf Avdijivka, der Boden ist vermint


Eine Reihe anlässlich des Tages der Unabhängigkeit der Ukraine am 24. August
Am 24. 08.1991 erklärte das ukrainische Parlament, die Werchowna Rada, die Unabhängigkeit des Landes.

Am 1. Dezember folgte dann das Unabhängigkeitsreferendum, das laut der Erklärung notwendig war: 90,3 Prozent der Ukrainer stimmten damals für eine Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Bereits im Februar 1992 wurde der neu geschaffene Unabhängigkeitstag auf den 24. August gelegt.


Mittwoch, 04. Oktober 2017, 19:00 Uhr


Gespräch


© Florian Bachmeier, n-ost

Die Lage in der Ostukraine

Journalisten in der Ukraine

Perspektiven für das Land

Anastasia Magazova, Journalistin, Ukraine

im Gespräch mit Vera Ammer, LKF-Beirat


Übersetzung ukrainisch-russisch-deutsch: Nadja Simon

Die ukrainische Journalistin stammt von der Krim, die sie in den Tagen unmittelbar vor der Annexion durch Russland verlassen hat. Seitdem arbeitet sie insbesondere für deutsche Medien (Deutsche Welle und Taz). Sie ist immer wieder in frontnahe Gebiete in der Ostukraine gereist, 2014 und 2015 auch noch in die besetzten Teile des Donbass, und hat von dort berichtet. So war sie in diesem Jahr u. a. mehrere Male in Avdijivka (ukrainisch kontrolliert, unweit von Donezk), wo die Gefechte wieder aufgeflammt waren.

Derzeit arbeitet Anastasia Magazova in Bonn bei der Deutschen Welle. Wir nützen die Gelegenheit zu einem Gespräch mit ihr über die Situation in der Ostukraine, über die journalistische Arbeit in der Ukraine und über die langfristigen Perspektiven, die sie für ihr Land sieht.

Dr. Vera Ammer, freie Übersetzerin, Studium der Philosophie, Slawistik, Germanistik und Osteuropäischen Geschichte in München, Bonn, Köln u. Münster, Abschluss mit Promotion (russ. Philosophie); seit 1974 Mitglied in verschiedenen Menschenrechtsorganisationen; seit 2010 Vorstandsmitglied von MEMORIAL International; seit 2014 Mitarbeit in der „Initiative Demokratische Ukraine“. 2014: Gründungsmitglied von Euromaidan NRW und seitdem Vorstandsmitglied.

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Dienstag, 10. Oktober 2017, 19.00 Uhr


Land auf der Grenze

Literarische Erfahrungen aus der Ukraine

von und mit Michael Zeller

Moderation: Ulyana Derkach,
Mitbegründerin und Vorsitzende der ukrainischen Hochschulgruppe der Universität zu Köln


Eine Reihe anlässlich des Tages der Unabhängigkeit der Ukraine am

24. August


Am 24. 08.1991 erklärte das ukrainische Parlament, die Werchowna Rada, die Unabhängigkeit des Landes.

Am 1. Dezember folgte dann das Unabhängigkeitsreferendum, das laut der Erklärung notwendig war: 90,3 Prozent der Ukrainer stimmten damals für eine Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Bereits im Februar 1992 wurde der neu geschaffene Unabhängigkeitstag auf den 24. August gelegt.

FAZ, 2.2.2004, Marta Kijowska: „Fast jedes Jahr ein neues Buch, reichlich Kritikerlob, dazu unzählige Auszeichnungen und Stipendien: Ein solcher Schriftsteller sollte eigentlich in aller Munde sein. Doch Michael Zeller betreibt seit Jahren ein literarisches Einzelgängertum. Auf Buchmessen ist er ebenso selten anzutreffen wie auf Podien. Offiziell hat er seinen Wohnsitz in Wuppertal, in Wirklichkeit aber führt er ein Wanderleben, ständig auf der Suche nach neuen Motiven, Eindrücken, Begegnungen. Seit der politischen Wende von 1989 hat der permanent Nichtseßhafte eine neue Faszination: den europäischen Osten. Die Tatsache, dass, wie er es formuliert, „die Westfixierung gebrochen ist“, empfindet er als einen großen Glücksfall. Nach jeder Reise legt er ein literarisches Zeugnis vor.“

Der Schriftsteller Michael Zeller spricht über Land, Leute und Literatur der Ukraine mit Sachkenntnis und großer Sympathie für eine Region in Europa, die in Deutschland immer noch weitgehend „terra incognita“ ist.

Seit den frühen 1990er Jahren, als das Land Ukraine sich gerade aus den Fängen der Sowjetunion gelöst hatte, bereist Michael Zeller regelmäßig dieses Land. Es ist seitdem ein fester Bestandteil seiner Literatur geworden. Gedichte sind hier entstanden, Geschichten, wie z.B. „Solnischko“, aus dem Erzählband „Und nächstes Jahr in Jerusalem!“ (erschienen 1999). Das Meiste davon ist in die Landessprache übersetzt worden, wie auch seine essayistischen Berichte aus der Ukraine – zu einer Zeit wohlgemerkt, als noch die wenigsten in Deutschland wussten, dass die Ukraine ein selbständiges, von Russland getrenntes Land ist. Lesereisen, auch im Rahmen des Goethe-Instituts Kiew, führten ihn durch das ganze Land, von Lemberg über Kiew und Czernowitz bis Charkiw. Er ist dort in Schulen, Hochschulen, Kulturhäusern aufgetreten. Einige Magister- und Doktorarbeiten sind zu seinen Werken geschrieben worden.

Natürlich hat der Autor in den zweieinhalb Jahrzehnten auch vielfältige Kontakte zu seinen ukrainischen Autorenkollegen aufgebaut, mit persönlichen Besuchen und Gegenbesuchen (z.B. 2016 bei der letzten Biennale in Wuppertal). Höhepunkt dieser literarischen Zusammenarbeit bisher ist die Übersetzung seines Romans „Kropp“ (von 1996). Seit Herbst 2016 liegt er auf Ukrainisch vor.

Michael Zeller, freier Schriftsteller (Follens Erbe, Café Europa, Falschspieler), lebt in Wuppertal. Sein umfangreiches und vielgestaltiges Werk von derzeit vierzig Buchtiteln (darunter acht Romane, mehrere Gedicht- und Erzählbände) wurde mehrfach ausgezeichnet (Kulturpreis Schlesien, Kulturpreis Wuppertal, Andreas Gryphius-Preis). Näheres unter www.michael-zeller.de


UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Dienstag, 17. Oktober 2017, 19.00 Uhr


Vortrag



Musikleben in der sowjetischen Ukraine und danach

Abend anlässlich des 80. Geburtstags des prominenten ukrainischen zeitgenössischen Komponisten

Valentin Silvestrov (*1937)

Gespräch mit dem Jubilar und Impulsreferat: Mariya Kautz, Musikwissenschaftlerin, Doktorandin der Uni Köln

Mit auf dem Podium: Valentin Sylvestrov



Musikalisch begleitet von: Inna Galatenko, Sopran; Oleg Bezborodko, Klavier


Eine Reihe anlässlich des Tages der Unabhängigkeit der Ukraine am 24. August


Am 24. 08.1991 erklärte das ukrainische Parlament, die Werchowna Rada, die Unabhängigkeit des Landes.

Am 1. Dezember folgte dann das Unabhängigkeitsreferendum, das laut der Erklärung notwendig war: 90,3 Prozent der Ukrainer stimmten damals für eine Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Bereits im Februar 1992 wurde der neu geschaffene Unabhängigkeitstag auf den 24. August gelegt.



Mit seiner Position als Komponist stand Valentin Silvestrov schon immer in der Opposition zu den herrschenden Systemen: nicht nur zum sozialistischen Realismus, sondern auch zur Hauptrichtung der Neuen Musik, auch während und nach dem Maidan. Gerade in der Zeit des Maidans hat er das Geschehen in der Öffentlichkeit intensiv kommentiert und sehr viel komponiert. 2016 wurde seine Kompositionsreihe „Maidan 2014“ uraufgeführt (https://www.youtube.com/watch?v=G5-3L7Ek0wA). Dies ist ein deutlicher Beleg dafür, dass Silvestrovs Musik wie Musik überhaupt einen Anteil am politischen Geschehen hat, was leider auf den kulturpolitischen Foren im Vergleich zu Literatur, Film, Fotographie oder Bildenden Kunst eher weniger beachtet wird.

Der Gruppe der mutigen Kreativen, die als Kiewer Avantgarde bezeichnet wird, gehörten mehrere Komponisten, Dirigenten, Musikwissenschaftler an, was im Vortrag anschaulich erläutert und dargestellt wird.

Die Silvestrov-Veranstaltungsreihe wird getragen vom Collegium Musicum der Universität zu Köln sowie von der Universität Witten Herdecke.

Andere Veranstaltungen zum Jubiläum:

18. und 19.10. in Köln: http://www.collmus.uni-koeln.de/konzerte.html

21.10. in Witten:

https://www.uni-wh.de/detailseiten/news/walentin-sylwestrow-6300/


UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Donnerstag, 26. Oktober 2017, 19.00 Uhr


Filmdokumentation und Gespräch


The Trial

The State of Russia vs. Oleg Sentsov

Estland/Polen/Tschechien 2017; Regie: Askold Kurow; 75 Min; Farbe, Russisch mit englischen Untertiteln

Mit:

Marieluise Beck, MdB a.D., Zentrum Liberale Moderne, Berlin

Natalia Kaplan, Cousine von Oleg Sentsow

Moderation: Thomas Roth, Vorsitzender des Lew Kopelew Forums, eh. Moderator der Tagesthemen



Übersetzung: Nadja Simon


Eine Reihe anlässlich des Tages der Unabhängigkeit der Ukraine am 24. August

Am 24.08.1991 erklärte das ukrainische Parlament, die Werchowna Rada, die Unabhängigkeit des Landes.

Am 1. Dezember folgte dann das Unabhängigkeitsreferendum, das laut der Erklärung notwendig war: 90,3 Prozent der Ukrainer stimmten damals für eine Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Bereits im Februar 1992 wurde der neu geschaffene Unabhängigkeitstag auf den 24. August gelegt.


Kooperationspartner: Zentrum Liberale Moderne mit der finanziellen Unterstützung der Internationalen Renaissance Foundation

Die Dokumentation „The Trial: The State of Russia vs Oleg Sentsov“ widmet sich dem Gerichtsprozess gegen den ukrainischen Regisseur Oleg Sentsow. Der renommierte Filmemacher wurde 2015 in einem unfairen Verfahren von einem russischen Militärgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Während der Revolution auf dem Maidan und der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim nimmt der 39-jährige an den friedlichen Protesten für eine unabhängige Ukraine und gegen die russische Besatzung teil. Im Mai 2014 wird der ukrainische Staatsbürger vom russischen Geheimdienst auf der Krim festgenommen und nach Russland verschleppt. Dort wird er angeblicher „Bildung einer terroristischen Vereinigung“ angeklagt. Die Anklage stützt sich auf Aussagen, die unter Folter erpresst wurden. Sentsow, der die Vorwürfe stets bestreitet, gibt vor Gericht an, misshandelt und gefoltert worden zu sein. Der Prozess endet dennoch wie vorbestimmt.

Der Fall von Oleg Sentsow löste internationale Proteste aus. Regisseure wie Pedro Almodóvar, Agnieszka Holland, Ken Loach und Wim Wenders setzten sich für den verfolgten Kollegen ein.

Die Dokumentation „The Trial: The State of Russia vs Oleg Sentsov“ ergründet seine Geschichte. Der Film von Regisseur Askold Kurow feierte seine Weltpremiere 2017 auf der Berlinale.

„Anfangs bin ich mit meiner Kamera einfach nur als Olegs Freund zur Verhandlung gegangen. Dann, je länger wir drehten, begriff ich: Wir alle sind vollkommen machtlos. Denn dies ist ein Schauprozess.“(Askold Kurow /Regisseur)

Regisseur Askold Kurow, geb. 1974 in Usbekistan, lebt seit 1991 in Russland. Nach dem Studium der Philologie, Theologie und Theaterwissenschaft nahm er ein Dokumentarfilmstudium auf. 2010 machte er seinen Abschluss an der Moskauer Marina-Razbezhkina-Filmhochschule. Er war einer der Regisseure der preisgekrönten Dokumentation „Winter, Go Away!“ von 2012. Seine nächsten Filme „Leninland“ und „Children 404“ wurden ebenfalls von der Kritik gelobt und auf verschiedenen Festivals gezeigt. Darin thematisiert er Menschenrechtsprobleme und soziale Konflikte im heutigen Russland.

Marieluise Beck, MdB a.D., Staatssekretärin a.D., Direktorin Mittel-/Osteuropa des Zentrums Liberale Moderne, Mitglied im Vorstand des Petersburger Dialog e.V., bis zur Bundestagswahl 2017 Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Osteuropapolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sowie Obfrau ihrer Fraktion im Auswärtigen Ausschuss, 2015-2016 Berichterstatterin der Parlamentarischen Versammlung des Europarates für die Menschenrechtslage auf den ukrainischen Gebieten außerhalb der Regierungskontrolle.


Kooperationsveranstaltung von Lew Kopelew Forum, Zentrum Liberale Moderne (Programm „Ukraine verstehen“) mit finanzieller Unterstützung der Internationalen Renaissance Foundation

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger



Dienstag, 07. November 2017, 19.30 Uhr

Lesung mit Ljudmila Ulitzkaja im LITERATURHAUS Köln
Großer Griechenmarkt 39, 50676 Köln


Ljudmila Ulitzkaja

Jakobsleiter


Carl Hanser Verlag, August 2017

Übersetzung aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt

Eine gemeinsame Veranstaltung des Literaturhauses Köln und des Lew Kopelew Forum

Es ist eine Geschichte der Familie Ossetzki, die zur Hälfte jüdische Wurzeln hat. Viele der äußerst dramatischen Ereignisse, die Ljudmila Ulitzkaja in ihrem neuen Roman schildert, beruhen auf ihrer eigenen, bewegten Familiengeschichte. Man hat es zum Teil mit einem autobiografischen Roman zu tun. Die Autorin streut Briefe in den Text ein, die von ihren Großeltern stammen. Sie entdeckte diese rund 500 Briefe im Nachlass ihrer Großmutter, mit der sie sich wegen politischer Differenzen so heftig zerstritt, dass sie über viele Jahre den Kontakt zu ihr abbrach. Lange zögerte sie die Lektüre der Botschaften hinaus, weil sie fürchtete, unangenehme Dinge über ihre Angehörigen zu erfahren.

„Die Wahrheit über sich selbst, über die eigene Familie, die eigenen Zeitgenossen und Vorfahren ist manchmal schwer zu ertragen. Man möchte dieses Wissen aus dem Gedächtnis streichen, möchte bewusst darauf verzichten, um sich die Gegenwart nicht zu verdüstern. Auch ich bin solchem 'unbequemen' Wissen lange ausgewichen.“ Ludmila Ulitzkaja

Familiengeschichte und Panorama des 20. Jahrhunderts – so wurde noch nie über die Gesellschaft Russlands geschrieben.


Tickets unter https://offticket.de/veranstaltungen/literaturhaus-koeln/2017-11-07-1930-ljudmila-ulitzkaja-auf-der-leiter-der-erkenntnis


Eintritt: 9,00 €/7,00 € | Mitglieder: 5,00 €


Donnerstag, 09. November 2017, 19.00 Uhr


Buchvorstellung und Gespräch mit dem Autor


Manfred Quiring


Putins russische Welt

Wie der Kreml Europa spaltet


Verlag Ch. Links Berlin, März 2017

Moderation: Robert Baag, freier Journalist

Der Russlandexperte Manfred Quiring unterzieht das Regime Putin einer radikalen Kritik. Er untersucht die Strukturen des autokratischen Systems und stellt die bisher kaum behandelte Verquickung der russischen Eliten aus Geheimdienst und Militär mit kriminellen Gruppen dar. Zugleich geht er auf das Konzept der „russischen Welt“ ein und beschreibt deren nationalistische Vordenker. Quiring analysiert, wie der Kreml versucht, Europa zu spalten und dabei Mittel der hybriden Kriegsführung einsetzt, bis hin zu verdeckten Cyberattacken. Dabei bezieht er die Urteile deutscher und internationaler Russlandexperten ein.

Pressestimmen: Manfred Quiring gelingt das Kunststück, die Facetten der heutigen russischen Realität so fesselnd zu beschreiben, dass der Leser sie elektrisiert in ihrem großen und historischen Zusammenhang begreift. Olaf Kühl, Kulturaustausch

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Sonntag, 12. November 2017, 10.15 – 16.00 Uhr


2. Deutsch-Bulgarischer Geschichtstag 2017 - Ganztagsveranstaltung



10 Jahre EU-Mitgliedschaft Bulgariens – Stand der Geschichtsaufarbeitung

Mit der Veranstaltung Deutsch-Bulgarischer Geschichtstag am 12. November 2017 im Lew Kopelew Forum in Köln soll zum 10. Jahrestag des EU-Beitritts Bulgariens über den aktuellen Stand der Geschichtsaufarbeitung der Zeit des Kommunismus in Bulgariens, informiert werden.

Zum diesjährigen Deutsch-Bulgarischen Geschichtstag lädt als Gastgeber der bulgarische Verein Buditeli e.V., der zu den aktivsten bulgarischen Vereinen in Deutschland gehört, nach Köln ein.

Gemeinsam mit Fachreferenten aus der Geschichtsaufarbeitung, den Geschichts- und Migrationsvereinen und an Bulgarien interessierten BürgerInnen wird ein Forum geboten, um sich über die aktuellen deutsch-bulgarischen Projekte der Geschichtsaufarbeitung zu informieren.

Die Veranstaltung soll einen Beitrag zur Einheit Europas und zur Bewältigung der gemeinsamen Zukunftsaufgaben von Deutschland und Bulgarien leisten.

11:15 Uhr Einführungsreferat:

Rayna Breuer (Journalistin, DW): „Gibt es eine Protestkultur in Bulgarien? Was ist aus den Protesten 2013 geworden?“

Weitere Mitwirkende: Bozhidar Evdokimov (Verein „Buditeli“); Andrey Kovatchev (MdEP); Werner Jostmeier (MdL a.D. NRW), Honorarkonsul Republik Bulgarien in NRW), Tobias Flessenkemper (Südosteuropa- Gesellschaft), Ahmet Edis (Integrationsrat Köln), Sandra Vacca (DOMid-Migrationsmuseum Köln), Diana Ivanova (Bulgarischer und DDR-Staatssicherheitsdienst im Film), Thomas Frahm (Schriftsteller, Übersetzer), Dimiter Kenarov (“Bulgarian journalism from Georgi Markov up to now”), Dessislava Berndt Online-Plattform „Public Republic“;

Musikalischer Auftritt Ulf Georgiew (Kaba-Gaida)

Detailliertes Programm hier

Eintritt frei, Spenden erbeten


Dienstag, 14. November 2017, 19.00 Uhr


100 Jahre Roter Oktober

Ereignis und Erinnerung


100 Jahre Roter Oktober

Ereignis und Erinnerung

Es referieren und diskutieren


Dr. Diana Siebert und

Prof. Dr. Gerhard Simon

Moderation: Robert Baag, freier Journalist, Köln


Vor 100 Jahren besetzte das bolschewistisch beherrschte Revolutionäre Kriegskomitee des Petrograder Sowjets (Rat) die Schaltstellen der Stadt (heute wieder: Sankt Petersburg) und verhaftete die Provisorische Regierung des Russischen Reiches.
Die neu ausgerufene Sowjetregierung unter Lenin und Trotzki verabschiedete in großer Geschwindigkeit Dekrete über den Frieden, den Grund und Boden, die Nationalitäten und die Religionsfragen. Wurden diese auch durchgeführt? Wie breit war die Machtbasis in der russischen Provinz und in Polen, Finnland, der Ukraine und der Belarus? Wie konnten die Bolschewiki sich gegen die gegnerischen militärischen und politischen Kräfte durchsetzen?

Während der putschartigen Machtübernahme am 25. Oktober / 7. November 1917 fuhren wie gewöhnlich die Straßenbahnen, die Geschäfte und Kinos hatten geöffnet. War das die Große (?) Sozialistische (?) Oktober (?) -Revolution (?), wie es Generationen von Sowjetbürgern eingetrichtert wurde? Und wie wird es heute gesehen?

Die Geschichtspolitik hat unglaubliche Kehrtwendungen vollzogen. Für die Sieger war der Rote Oktober das „größte Ereignis der Weltgeschichte“. In Putins Russland dagegen wird die Oktoberrevolution nicht mehr gefeiert und ist sogar negativ besetzt. Denn in der heutigen offiziellen Erzählung ist die Geschichte Russlands eine ununterbrochene Folge von Siegen für ein großes einheitliches Vaterland. Revolution, Bürgerkrieg und Lenin passen nicht in dieses Bild. Lenin gilt – obwohl die Lenindenkmäler noch stehen - als der Zerstörer des „großen, unteilbaren einheitlichen Zarenreiches“. Er wird wegen der Schaffung der nationalen Sowjetrepubliken (insbesondere der Ukraine) auch für den Untergang der Sowjetunion - die „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ (Putin) - verantwortlich gemacht. So ist an die Stelle der kommunistischen Fiktion eine imperial-nostalgische getreten. Zukunftsfähig für ein modernes Russland ist auch sie nicht.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Samstag, 25.11.2017, 17.00 Uhr

Podiumsgespräch mit dem Preisträger des

Lew Kopelew Preises für Frieden und Menschenrechte 2017

Lew Gudkow
russischer Soziologe

Moderation: Thomas Roth, Vorsitzender des Lew Kopelew Forum

Veranstaltung in deutscher und russischer Sprache mit konsekutiver Übersetzung
von Nadja Simon

UKB: 5,00 € / 2,5 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger

Der türkische Lew-Kopelew-Preis-Preisträger 2017, der Journalist Can Dündar, kommt zur Verleihung des Preises am Sonntag, dem 26.11.2017, in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln.


Sonntag, 26. November, 11.00 Uhr


Verleihung des Lew-Kopelew-Preises für Frieden und Menschenrechte 2017 an

Can Dündar und


Lew Gudkow

in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln, Neumarkt 18

Begrüßung: Alexander Wüerst, Vorsitzender des Vorstandes der Kreissparkasse Köln

Preisbegründung: Thomas Roth, Vorsitzender des Lew Kopelews Forum

Festrede: Joachim Gauck, Bundespräsident der Bundesrepublik a.D.

Geschlossene Veranstaltung mit gesonderter Einladung


In einer Zeit, in der Autokraten und Populisten die Werte einer freien und offenen Gesellschaft bedrohen, erfordert es besonders viel Mut, für die Werte einer unabhängigen Wissenschaft, für kritischen Journalismus und Pressefreiheit einzustehen.

Das Lew Kopelew Forum zeichnet 2017 zwei Persönlichkeiten aus, die sich ganz im Sinne Lew Kopelews für diese Werte voller Mut und ohne Furcht vor den zu befürchtenden Repressionen eingesetzt und so hohe Verdienste erworben haben.

Der russische Soziologe Lew Gudkow und der türkische Journalist Can Dündar haben gezeigt, dass sie sich und ihre Arbeit nicht in den Dienst von autokratischen Machtinteressen stellen lassen. Sie bestehen auf Unabhängigkeit und Wahrhaftigkeit von Wissenschaft und Pressefreiheit, ohne die eine offene Gesellschaft nicht leben kann.

Can Dündar wurde dafür als Chefredakteur der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“ in Gefängnishaft genommen. Er ist mittlerweile gezwungen im Exil zu leben.

Lew Gudkow leitet das unabhängige Meinungsforschungsinstitut „Lewada-Zentrum“ in Moskau. Er kämpft mutig und unbeirrt gegen die staatlich verordnete diskriminierende Bezeichnung des wissenschaftlichen Instituts als „ausländischer Agent“.

Mit dieser Preisverleihung erklärt sich das Lew Kopelew Forum zugleich solidarisch mit all jenen, die in ihren Ländern für diese Werte kämpfen.



Donnerstag, 30. November 2017, 19.00 Uhr


Buchvorstellung und Podiumsgespräch mit dem Autor


Andreas Kappeler


Ungleiche Brüder

Russen und Ukrainer

vom Mittelalter bis zur Gegenwart


C.H. Beck Taschenbuch 2017

sowie

Prof. Dr. Maike Lehmann,
Osteuropahistorikerin, Köln

Prof. Dr. Gerhard Simon
Osteuropahistoriker, Köln

Moderation: Prof. Dr. Alexander Wöll
Präsident der Viadrina Frankfurt/Oder, Deutsche Assoziation der Ukrainisten

Russen und Ukrainer bezeichnen sich seit Jahrhunderten als Brudervölker, wobei sich die Russen in der Rolle des großen Bruders sehen. Dieses Buch erzählt die Geschichte der ungleichen Brüder als Wechselspiel von Verflechtungen und Entflechtungen. Seit dem 18. Jahrhundert zeigte sich im Verhältnis dieser eng miteinander verbundenen Völker zunehmend eine Asymmetrie. Sie gipfelte darin, dass Russland im 19. Jahrhundert die „Kleinrussen“, wie die Ukrainer damals offiziell hießen, nicht als eigenständige Nation mit einer von Russland getrennten Geschichte anerkannte. Diese Sicht hat sich in Russland bis heute erhalten und ist auch im Westen verbreitet.

Die russische Annexion der Krim und die darauffolgende Besetzung der Industrieregion im Südosten der Ukraine durch von Russland gesteuerte Milizen im Frühjahr 2014 haben einen militärischen Konflikt zwischen diesen Staaten ausgelöst, der bis heute andauert.

Prof. em. Dr. Andreas Kappeler, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien, war 1982-1998 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität zu Köln, er ist Mitglied der Österreichischen und der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften.

Die Deutsche Assoziation der Ukrainisten ist eine unabhängige Organisation von Wissenschaftlern sowie an der Ukraine interessierter Personen. Sie dient vor allem dem Ausbau wissenschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und der Ukraine sowie der Förderung ukrainistischer Studien. Die DAU ist Mitglied diverser ukrainewissenschaftlicher Netzwerke wie der Internationalen Assoziation der Ukrainisten.

Eine gemeinsame Veranstaltung des LKF und der DAU

Im Anschluss findet ein kleiner Empfang statt

Eintritt frei. Spenden sind willkommen

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine verbindliche Anmeldung unter der Email: gilgen@ukrainistik.de bis zum 24.11.2017 erforderlich.



Donnerstag, 07. Dezember 2017, 19.00 Uhr

Podiumsgespräch


Semjon Glusman, Kiew


Psychiater, politischer Häftling,

Aktivist der Zivilgesellschaft

Moderation: Katharina Heinrich und

Prof. Dr. Gerhard Simon

Übersetzung: Nadja Simon

Semjon Glusman, geb. 1946, gehörte zu den prominenten sowjetischen Dissidenten. Er setzte sich besonders ein gegen den Missbrauch der Psychiatrie in der Sowjetunion. Durch psychiatrische Zwangsbehandlung wurden missliebige Oppositionelle ausgeschaltet. Semjon Glusman – selbst Psychiater – deckte dieses Verbrechen auf. Für sein Engagement wurde er 1972 zu 7 Jahren Lagerhaft und 3 Jahren Verbannung verurteilt, die er vollständig verbüßen musste.

Heute ist er ein aktiver Vertreter der ukrainischen Zivilgesellschaft, ein scharfer Kritiker der politischen Klasse und ukrainischer Patriot. „Wir sind in der Lage zu lernen, europäisch zu leben“.

Semjon Glusman wird über seine Zeit als sowjetischer Polithäftling sprechen. Er wird aber auch Stellung nehmen zum gegenwärtigen Stand der Reformen in der Ukraine. Kürzlich hat das Parlament eine umfangreiche Gesundheitsreform verabschiedet, zu der sich Semjon Glusman wiederholt kritisch geäußert hat.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Donnerstag, 14. Dezember 2017, 19.00 Uhr


Vortrag


„Wahlen? Ist doch nicht Ihr Ernst!“

Eine Auftaktveranstaltung zu der Reihe


Russland vor den Präsidentschaftswahlen

Vortrag von


Swetlana Gannuschkina, Moskau


Trägerin des alternativen Nobelpreises 2016, russische Menschenrechtlerin mit Schwerpunkt Flüchtlinge und Migranten, Vorsitzende des „Komitees Bürgerbeteiligung“, Mitglied der Menschenrechtsorganisation „Memorial“


Moderation: Elisabeth Weber, LKF-Beirat und

Dr. Vera Ammer, LKF-Beirat, Vorstandsmitglied Memorial International

Übersetzung: Bernhard Clasen, freier Journalist

In wenigen Monaten finden in Russland Präsidentschaftswahlen statt. Schon jetzt bereiten sich die Machthaber, verschiedene Oppositionsgruppen und Politiker darauf vor.

Gleichzeitig wächst das Interesse an Russland in diesem Zusammenhang, man interessiert sich in Deutschland derzeit mehr für Russland als noch vor einem Jahr.

Grundlegende Veränderungen sind indes in Russland nicht zu erkennen. Immer noch werden viele Nichtregierungsorganisationen als „ausländische Agenten“ registriert, die Liste der politischen Gefangenen erweitert sich, kritische Medien fürchten um ihre Journalisten.

Besonders schwer haben es die Schichten der Gesellschaft, die nicht geschützt werden, wie die Migranten.

In ihrem Vortrag geht Swetlana Gannuschkina auf die Lage der Nichtregierungsorganisationen ein, spricht über die Opposition, die Flüchtlinge und Vertriebenen. Und sie wird auch über die anhaltende Gesetzlosigkeit in der Tschetschenischen Republik sprechen.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger


Nachruf


Zum Tode von Arsenij Roginskij am 18.12.2017

Wir trauern um einen wunderbaren Menschen und Freund, den Historiker, russischen Menschenrechtler, Vorsitzenden von „Memorial International“, der 2002 den

Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte für „Memorial“
zusammen mit Lena Zhemkova und Sergej Kowaljow in Köln entgegennahm.


Allen Freunden von „Memorial International“ bleiben wir weiterhin zutiefst verbunden.


Nachruf der Heinrich-Böll-Stiftung


Foto: Maria Klassen, Marmagen (Eifel), 1995;
v.li.n.re.: Arsenij Roginskij, Lew Kopelew, Sergej Kowaljow


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder und Freunde des Lew Kopelew Forums,


wie in all den Jahren zuvor so auch diesmal möchte sich das Forum von Ihnen und Euch mit herzlichem Dankeschön in die Weihnachtspause verabschieden: Mit Dank für Ihr/Euer Interesse, Unterstützung und Mitwirkung bei 45 Veranstaltungen (inclusive zwei Kooperationsveranstaltungen in Russland, eine in St.Petersburg und eine in Moskau) in diesem Jahr.
Vielen Dank für Ihre Begleitung, Freundschaft, Sorge, engagierte Kritik und auch Sympathiebekundungen.
Für das Forum war das insofern ein besonderes Jahr, dass unser „Gründungsvater“ Fritz Pleitgen den aktiven Vorsitz in die Hände von Thomas Roth, dem ehemaligen Tagesthemen-Moderator, übergeben hat. Er selbst bleibt dem Forum aber nach wie vor verbunden als Ehrenvorsitzender.
Unter dem Vorsitz von Thomas Roth ist es dem Forum 2017 gut gelungen, die Qualität zu halten: Außer der ungewöhnlich hohen Zahl der Veranstaltungen fand auch die diesjährige Verleihung des Lew Kopelew Preises für Frieden und Menschenrechte große Beachtung und Anerkennung, sowohl beim Publikum als auch bei den Medien.


Der Vorstand, der Programmbeirat und die Geschäftsführerin wünschen Ihnen geruhsame Weihnachtstage und ein möglichst gutes Neues Jahr 2018!


Wir freuen uns über jeden Besucher und jedes neue Mitglied und hoffen, Sie und Euch auch im nächsten Jahr im Forum willkommen zu heißen!

Die Winterpause dauert im Forum


vom 21.12.2017 – 07.01.2018.


Alles Gute und bis bald im Neuen Jahr!
Ihr Lew Kopelew Forum

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