Bulat Okudshawa


Bulat Schalwowitsch Okudshawa (9. Mai 1924 in Moskau – 12. Juni 1997 in Paris), Lyriker, Liedermacher und Autor georgisch-armenischer Herkunft, dessen Vater während des Stalin-Terrors 1937 hingerichtet wurde und dessen Mutter 18 Jahre im GULag verbrachte.


Okudshawa war Artilleriesoldat im Zweiten Weltkrieg, studierte danach bis 1950 Philologie an der georgischen Universität Tiflis und arbeitete als Lehrer in der russischen Provinz. 1956 siedelte er nach Moskau um und war als Verlags- und Zeitungsredaktionsmitarbeiter tätig.


Seine lyrischen Gedichte sang er in eigener Gitarrenbegleitung, und trotz nur zögerlicher Unterstützung seitens offizieller Kulturinstitutionen sowie kaum vorhandener Schallplatten, nahmen viele Zuhörer während des Konzerts Okudshawas Lieder auf Tonband auf, vervielfältigten und verbreiteten die Aufnahmen, so dass bereits Mitte der 1960er Jahre Okudshawa zum beliebtesten Barden im Lande wurde.


Er war mit vielen Dissidenten befreundet, unterstützte sie und unterschrieb mehrere Protestpetitionen mit. In der Perestroika-Zeit war Okudshawa ein aktiver Mitgestalter der Zivilgesellschaft; 1992 wurde er von Boris Jelzin in die Begnadigungskommission des russischen Präsidenten berufen, die für die Aufdeckung und Korrektur der Fehlurteile der sowjetischen Justiz zuständig war. Dieser Kommission gehörte er bis zu seinem Tode an. Auf einer Konzertreise durch Westeuropa starb Okudshawa in Paris.


Raissa Orlowa über Bulat Okudshawa


Aus dem Tagebuch von Raissa Orlowa:


8. März 1987


Wir wussten schon lange, dass Bulat Okudshawa nach Spanien fährt, und unsere spanischen Freunde hatten versprochen, uns anzurufen, wenn er kommt. Wir haben uns lange am Telefon mit ihm unterhalten. Wir verabredeten, dass wir in Aachen in seinen Zug steigen würden, wenn er von Paris nach Berlin fährt. Wir schlugen vor, dass wir uns in den letzten Wagen des Zuges Paris-Moskau setzen und er dorthin kommen würde, aber er protestierte: ‚Ich bin allein in einem Zweierabteil. Ihr kommt zu mir.' Wir stiegen in Aachen ein und fuhren anderthalb Stunden mit ihm gen Osten. In Hannover mussten wir umkehren, sonst hätten wir keinen Zug zurück mehr bekommen. Er hat sich kaum verändert, nur ein bisschen schlanker ist er geworden. Er ist traurig ( … ) Er trug uns Verse über Stalin vor, die er „von allen Bühnen posaunt“, aber noch werden sie nicht veröffentlicht. Er meinte dabei, sie seien eben „Agitation!... Ich schreibe schon lange nicht mehr. Weder Prosa noch Gedichte, noch Lieder…“ Über die neuen Hoffnungen:

„( … ) wir, das ist die Mehrheit, sagen: Es hat sich ein kleiner Spalt geöffnet, wie groß er genau ist, weiß niemand, und jeder muss soviel wie möglich daraus machen. ( … )“ ‚ ( … ) „Ljowa, du hast als erster aus dem Ausland Sacharow angerufen, dann jemand aus Israel und dann ich.“ ( … ) Er fragte wenig und hörte Lew kaum zu, der seine Theorien entwickelte, strahlte aber menschliche Wärme aus, eine eindeutig echte, und das war das Schönste.


Raissa Orlowa / Lew Kopelew: Wir lebten in Köln. Hoffmann & Campe, Hamburg 1996


Januar 1993, Bulat Okudshawa und Anatolij Pristawkin zu Gast bei Lew Kopelew

in dessen Kölner Wohnung in der Neuenhöfer Allee                           © klassen


Im Januar 1993 las Bulat Okudshawa in der Neuenhöfer Allee Lew Kopelew am Küchentisch sein Gedicht:


Я в Кельне живу. Возле Копелева ...

Ich lebe in Köln. Neben Kopelew ...


Bücher von Bulat Okudshawa

Проза и поэзия

Посев, Франкфурт/Майн 1984

Prosa und Lyrik

Verlag Possev, Frankfurt/Main 1984


Упраздненный театр

Семейная хроника

Издательство «Дом Русанова», Москва 1995

Abgeschafftes Theater

Eine Familienchronik

Verlag „Dom Russanowa“, Moskau 1995

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